Pfaffstätten


Gemeinde Pfaffstätten

Ortsgeschichte

Zwischen Baden und Traiskirchen liegt der Markt Pfaffstätten, eine Ansiedlung, die vermutlich bereits seit der Römerzeit bestand. Hier führte einst eine Römerstraße von Neunkirchen über Baden nach Wien. Vom Pfaffstättner Kogel (541 m) und seiner 1914 erbauten Klesheimwarte aus öffnet sich der Blick über die östlichen Ausläufer des Wienerwaldes, das Wiener Becken bis hin ins Burgenland.

Zum ersten Mal wird der Ort urkundlich 1120-1130 in Zusammenhang mit einem Weingarten erwähnt. Bopo, ein Ministeriale Markgraf Leopolds des Heiligen, schenkte vineam unam Pfafenstetin sitam, dem Stift Klosterneuburg für sein Seelenheil. Seit dem 11. Jahrhundert stellte der Weinbau neben dem Getreideanbau eine wichtige Einkommensquelle dar und prägte die Kulturlandschaft.

Der Ortsname bedeutet „Stätte der Pfaffen“ und bezeichnet einen Ort, an dem Untertanen von  „Pfaffen“ wohen. „Pfaffe“ besaß nicht immer eine negative Bedeutung. Er bezeichnet hier Weltgeistliche im Unterschied zu Ordensangehörigen, die sich um die Seelsorge und Kultivierung des Wienerwaldes und der Gebiete östlich davon kümmerten. Klöster besaßen hier umfangreiche Besitzungen: die Stifte Heiligenkreuz, Melk, Lilienfeld, die Augustiner in Baden, das Wiener Himmelpfortkloster, das Schottenstift und die Kartausen Mauerbach und Gaming. Noch heute zeugen davon einige ihrer Wirtschafts- und Lesehöfe, etwa der des Stiftes Lilienfeld in der Stiftgasse. Das Stift erwarb die Anlage im 13. Jahrhundert. Der heutige Bau entstand zum Großteil an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Die Hauskapelle wurde als frühgotischer Saalbau um 1300 errichtet. Neben Lilienfeld bewirtschaften auch die Stifte Heiligenkreuz und Melk gegenwärtig noch Weingärten in und um Pfaffstätten.

Die Kirche St. Peter und Paul, im Westen des alten Dorfes gelegen,  war ab 1120 der Melker Urpfarre Traiskirchen eingepfarrt, die zum Stift Melk gehörte. Ab 1312 gehörte sie zur neu abgetrennten Pfarre Baden; 1538 wurde Pfaffstätten eine selbständige Pfarre unter dem Patronat des Stiftes Heiligenkreuz. Das Zisterzienserstift baute in der Folge seine Besitzungen weiter aus. 1675 erwarb es die niedere Gerichtsbarkeit in Pfaffstätten von der Herrschaft Tribuswinkel. Allerdings mangelte es an Geistlichen, daher übernahm die Pfarre Traiskirchen die Betreuung.

Von 1688 bis 1783 wurde sie von Baden aus provisorisch betreut. Seit 1783 ist Pfaffstätten dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz inkorporiert.

Während der Kämpfe gegen Matthias Corvinus plünderten 1477 plünderten Truppen den Ort. Gleiches geschah 1529 und 1532, als osmanische Streitscharen Pfaffstätten überranten. Sie verschleppten und töteten viele Einwohner, plünderten das Gebiet und brannten den Ort nieder. Neue Siedler aus Bayern und Schwaben ließen sich in dem entvölkerten Gebiet nieder. Auch 1683 kam es zu schweren Zerstörungen.

Zwei wichtige verkehrstechnische Bauwerke führen durch Pfaffstätten. 1804 wurde der Wiener Neustädter Kanal mitten durch das Gemeindegebiet errichtet. Auch die Südbahntrasse, mit deren Bau am 2. August 1839 begonnen wurde, führt durch Pfaffstätten. 1841 wurde der Gumpoldskirchner Tunnel, besser bekannt als „Busserltunnel“, fertiggestellt. Er ist der älteste Eisenbahntunnel in Österreich. Er unterquert auf der Strecke von Gumpoldskirchen nach Pfaffstätten den Katzenbühel. Das Südportal auf Pfaffstättner Gebiet trägt die Jahreszahl der Fertigstellung. Auch die Erste Wiener Hochquellwasserleitung durchquert das Pfaffstättner Weingebirge. 1882 trat zum ersten Mal die Reblaus auf. Die rasch eingesetzte Reblauskommission versuchte weitere Herde festzustellen. Betroffene Weinstöcke mussten gerodet und verbrannt werden. Ein aufgeschütteter Erdwall sollte eine weitere Verbreitung verhindern. Dennoch war der Schaden beträchtlich. 1890 waren sämtliche Rebkulturen vernichtet. Erst um 1900 wurde die volle Ertragsfähigkeit wieder erreicht.

Ab 1910 ließ Johann Korbuly, der Erfinder der Matador-Baukästen eine Fabrik zur Produktion dieser Spielwaren in Pfaffstätten errichten. Zwei Jahre später war die am rechten Ufer des Wiener Neustädter Kanals gelegene Anlage fertiggestellt. Nach einem Brand im Jahr 1945 wurde die Fabrik wieder aufgebaut. 1978 an Kurt Falk verkauft, wurde die Produktion in Pfaffstätten 1987 eingestellt.

1953 wurde Pfaffstätten in den Rang einer Marktgemeinde erhoben und erhielt ein Marktwappen. Die Darstellung geht auf das Gemeindesiegel von 1602 zurück. Das Wappen zeigt einen Mönch mit Heiligenschein und Brustkreuz (St. Bernhard) auf blau-gelbem Schild.

Eine Sehenswürdigkeit sind die Einöd- und Elfenhöhle, in der oberen Trias entstandene Brandungshöhlen, die in ca. 370 Meter Seehöhe im Einödkogel liegen. Nach ihrer Erschließung wurden sie am 22. April 1925 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.