Puchenstuben


Gemeinde Puchenstuben

Ortsgeschichte

Puchenstuben liegt auf einem Sattel zwischen Erlauf- und Natterstal (=Pielach) am alten Wallfahrerweg vom Donautal nach Mariazell. Mäuerlberg und Tormäuer überragen die auf 868 Meter gelegene Kirchsiedlung, zu der neben dem Hauptort Puchenstuben die Ortschaften Bergrotte, Brandeben, Brandgegend, Buchberg, Gösing an der Mariazeller Bahn, Laubenbach, Schaflahn, Sulzbichl und Waldgegend gehören.

Der Ortsname Puchenstuben könnte auf eine Pueche Stuben, eine aus Buchenholz gezimmerte Herberge, hinweisen, auf das Beheizen einer solchen mit Buchenholz oder auf eine Pochenstuben. Letztere Deutung wäre auf das Pochen der Bergleute beim Bleierzbergbau zurückzuführen.

In der Region um Puchenstuben siedelten sich im 8. Jahrhundert Slawen an, wie zahlreich Orts-, Fluss- und Bergnamen belegen (z.B. Ötscher = „alter Vater“). Etwa um 1000 n. Chr. kamen bayrische Kolonisten, die Rodungen durchführten, die sich bis heute in Ortsnamen wie Brandeben oder Reit (von „roden“) spiegeln. Die Grundherrschaft hatten die Landesfürsten (Babenberger, später Habsburger) inne, die wiederum ihre Dienstmänner als „lokale“ Grundherren einsetzten: die Weißenburger und Rabensteiner sowie die Klöster Gaming und Lilienfeld.

Die älteste Erwähnung findet der Ort Gösing, der 1261 in einer Urkunde des Stiftes Lilienfeld als goeznich genannt wird. Der Name könnte sich vom slawischen Wort koza (=Ziege) ableiten; er bedeutet dann Ziegenberg oder Geißenberg. Im 14. Jahrhundert rodeten Kartäusermönche aus Gaming (1330 Stiftung der Kartause) kleine Flächen des Urwaldes und bauten am Nordhang des Nestelberges einen Meierhof bzw. eine Pilgerherberge. Bei der Fundierung der Pfarrgartenmauer stieß man 1904 auf menschliche Skelette und die Grundmauern eines etwa 8 Meter langen und 5 Meter breiten kleinen Kirchenbaues. Es könnte sich um die 1429 erwähnte Kapelle (Hl. Johannes der Täufer) handeln. Puchenstuben zählt somit zu den ältesten Ansiedlungen des Ötschergebietes.

Ende des Jahres 1596 kam es vielerorts zu Aufständen gegen die herrschaftlichen Obrigkeiten, deren Beteiligte, meist Bauern, verjagt oder hingerichtet wurden. Nachdem Gebiete des heutigen Waldviertels langsam „blutig“ befriedet wurden, flammte südlich der Donau erneut ein Aufstand auf, den der Wirt (und wahrscheinlich auch Bauer) Christian Haller aus Puchenstuben anführte. Die Stadt St. Pölten wurde unter seiner Führung am 5. April 1597 belagert, die Aufständischen jedoch in der folgenden Nacht von Söldnertruppen bis nach Wilhelmsburg zerstreut. Die Anführer wurden gefangen genommen und getötet. Zum Gedenken an Christian Haller wurde 1977 am „Hallerhof“ ein Hochrelief mit der Gestalt des Bauernführers angebracht.

Entlang des Trefflingbaches gab es bereits im Mittelalter zahlreiche Mühlen, deren Bedeutung erst durch den Bau der Mariazellerbahn verloren ging. Die Herrschaft Weißenburg, der Puchenstuben angehörte, betrieb im Trefflingtal eine Glashütte (1650 urkundlich genannt), die noch 1731 bestand. Die dazu benötigte Kohle wurde vom nahen Kohlenbrenner geliefert, dessen „Kohlenhäusl“ 1657 erwähnt wird und noch heute besteht. Das Holz wurde später in den Flüssen getriftet, was ein gefährlicher Vorgang war. Im 17. und 18. Jahrhundert gewann man in Trübenbach Gips und nahe der Brandmäuer wurde Silber und Bleierz abgebaut. Nach einer 25-jährigen Unterbrechung des Bleiabbaus nahm Theodor Graf Sinzendorf 1687 den Bergwerksbetrieb in der Brandeben wieder auf. 1703 wurde der Höhepunkt mit 27 Mann unter Johann Andreas Fürst Liechtenstein, dem neuen Besitzer der Herrschaft Weißenburg, erreicht. Nach seinem Tod 1712 übernahm seine Witwe Maria Edmunda Theresia, Fürstin von Liechtenstein die Herrschaft, der die Entstehung des Ortskerns von Puchenstuben zu verdanken ist. In dieser Zeit wurde auch die Herberge auf der Brandeben (1724 und 1727 urkundlich erwähnt) immer häufiger frequentiert. 1727 stiftete die Fürstin eine Kirche samt Pfarrhaus, ein Spital (eher ein Altenheim für zwölf Frauen) und einen Gasthof. 1728 war die Kirche, ein einfacher Barockbau, vollendet, wurde mit dem Pfarrhof geweiht und 1804 in den Rang einer selbständigen Pfarre erhoben. 1763 wurde das Bergwerk schließlich stillgelegt, nachdem die Bleiausbeute immer geringer geworden war. Zwischen 1784 und 1788 wurde es wieder kurz reaktiviert. Erste Gespräche (1783) um eine Schule im Ort wurden bereits 1783 geführt. Aber eerst 1798 erfolgte die Anstellung des aus Puchenstuben stammenden Michael Sailer als Triviallehrer (und Mesner). Der Schulbetrieb fand in notdürftig eingerichteten Räumen im Spital statt. Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts die heutige Fahrstraße angelegt wurde und an ihr das Wirtshaus Wastl (=Waldgegend) am Wald entstand, verlor das Gösingwirtshaus in Obergösing zunehmend an Bedeutung.

Im August 1904 erreichte der Bau der Mariazellerbahn (St. Pölten bis Mariazell) einen der schwierigsten Streckenabschnitte, das Gemeindegebiet von Puchenstuben. Zwischen den Stationen Puchenstuben und Gösing wurde der 2,4 Kilometer lange Gösingtunnel gebaut, der mit 892 Meter Seehöhe am Scheitelpunkt der Bahn liegt. Etwa 5000 Arbeiter verrichteten gute zwei Jahre lang an dieser Bergstrecke Schwerstarbeit, die einige mit ihrem Leben bezahlten. Am 1. Mai 1907 fuhr die erste Dampflokomotive durch die festlich geschmückten Stationen, 1911 wurde die Strecke elektrifiziert. Die Erschließung durch die Bahn veränderte den Ort grundlegend: Viehhandel und Viehzucht sowie Köhlerei- und Holzarbeiten wichen dem aufblühenden Tourismus. Beliebte Ziele waren der Trefflingfall und die Tormäuer. Der erste Schilift wurde erst 1969 errichtet. Seit 1912/13 verfügte der Ort über ein neues Volksschulgebäude. 1930/31 kam das Gemeindehaus dazum in dem auch das Postamt, die Gendarmerie und eine Arztpraxis untergebracht war.

1970 wurde der Naturpark Ötscher errichtet, um dessen Erhaltung sich die Anrainergemeinden Gaming, Puchenstuben und St. Anton an der Jessnitz bemühen. Mit Bescheid vom 1. Februar 1977 verlieh die NÖ Landesregierung der Gemeinde Puchenstuben ein Wappen: In einem silbernen Schild, unter einem schwarzen Schildeshaupt, eine grüne Buche mit ebensolchen Stamm und Wurzeln; das Schildeshaupt ist belegt mit einem gekreuzten silbernen Bergwerksemblem, Schlegel und Eisen, das von zwei ebenfalls silbernen Pilgermuscheln begleitet wird. Die Gemeindefarben Grün-Weiß-Schwarz wurden genehmigt. Puchenstuben gehörte auch zu den Veranstaltungsorten der NÖ Landesausstellung 2015 „ÖTSCHER:REICH – Die Alpen und wir". Da Puchenstuben zu den zehn Prozent europäischer Landfläche mit der geringsten Lichtverschmutzung gehört, wurde hier die Station „Den Sternen am nächsten“ eingerichtet. Heute kann man das Planetensystem auf dem den „Planetenweg“ durchwandern. Der Weg beginn bei der Sternenwarte Klauser mit der Sonne und endet beim Neptun im Erlebnisdorf Sulzbichl.