Reingers


Gemeinde Reingers

Ortsgeschichte

Unweit der tschechischen Grenze an einer alten Straße, die von Heidenreichstein nordwärts zur heutigen Grenze führt, liegt die Gemeinde Reingers. Sie besteht aus den Katastralgemeinden Grametten, Hirschenschlag, Illmanns, Leopoldsdorf und Reingers.

Die angerdorfartige Waldhufenreihensiedlung im nördlichen Waldviertel dürfte nach 1200 entstanden sein. Das Gebiet und der kleine Adelssitz unterstanden zunächst der Grafschaft Litschau-Heidenreichstein. Laut dem Pfarrurbar von Litschau aus dem Jahr 1599 war hier ab 1245 die Familie Widhopf ansässig. Deren Namen spiegelt sich heute noch in der Gestaltung des Gemeindewappens wider. Bis 1467 hatte dieses ritterliche Geschlecht das alte kuenringische Lehen inne. Für die Zeit um 1526 wird dann Hans Hauser zu Karlstein als Inhaber genannt, der Reingers mit der kleinen Herrschaft Reitzenschlag vereinte. Bereits 1554 wurde der Wehrbau als öde und unbewohnt bezeichnet. 1580 erfolgte unter dem neuen Besitzer Hans Kaspar Hauser ein Wiederaufbau. Hauser verkaufte fünf Jahre später die Herrschaft Reitzenschlag an Melchior von Hohberg, der 1589 die Vormundschaft über die unmündigen Kinder Hausers übernahm. 1602 erwarb Andreas Morakschi, der Besitzer der Herrschaft Litschau, das Gut.

Das protestantisch geprägte Dorf wurde 1619 von kaiserlichen Söldnertruppen geplündert und fast gänzlich dem Erdboden gleich gemacht. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das zerstörte Schloss wieder aufgebaut, wie der 1672 entstandene Stich von Georg Matthäus Vischer zeigt. Es lag unmittelbar am Müllerteich und war von einem Wassergraben umgeben. Heute erinnern noch die Namen Schloß- und Meier-Häusel an den ursprünglichen Standort des Ansitzes. 1763 erwarb Christian August Graf von Seilern und Aspang die Herrschaft Litschau. Unter seiner Herrschaft wurden der Meierhof, die Taverne und die Mühle sowie der dazugehörende Grund und Boden in Pacht an neue Ansiedler vergeben. Das bereits ruinöse Schloss verfiel weiter. Seine Steine verwendete man als Baumaterial für die ab 1784 entstehende Kirche sowie für mehrere Kleinhäuser.

Die der Heiligen Dreifaltigkeit geweihte Kirche entstand im Zuge der josephinischen Pfarrreform und ersetzte eine 1755 errichtete Betkapelle. Erst 1807 wurde die Pfarrkirche fertiggestellt. Gleichzeitig mit der Einrichtung der Pfarre 1784 entstand in Reingers eine Schule.

Im 19. Jahrhundert hatte die BewohnerInnen 1809 durch französische, 1866 durch preußische Truppen zu leiden. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft konstituierte sich 1850 die Gemeinde Reingers. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versorgte das Dorf ca. 250 Flüchtlinge. Im Gedenken an die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei errichtete die Landsmannschaft Neubistritz gemeinsam mit der Gemeinde 1964 ein Denkmal. Auf Basis der NÖ Gesetze zur Gemeindestrukturverbesserung schlossen sich 1971 die Gemeinden Illmanns, Hirschenschlag, Leopoldsdorf und Grametten der Gemeinde Reingers an. Mit Bescheid vom 6. Dezember 1988 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In einem durch einen silbernen Wellenbalken schrägrechts geteilten grünen Schild oben ein silberner Wiedehopf, unten ein nach rechts oben schwimmender silberner Fisch. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Grün-Weiß wurden genehmigt.

Durch die ungünstige geographische Lage an der durch Jahrzehnte geschlossenen Grenze war die Region von Abwanderung und Arbeitslosigkeit betroffen. Dem steuerte man mit einem Ausbau des Tourismusangebots entgegen: Der Müllerteich und die umliegenden Fischteiche sind ein beliebtes Ausflugsziel für Angler. In den letzten Jahren positionierte sich Reingers als Themendorf, in dem es mit Veranstaltungen an die lange Tradition des Hanfanbaus im Waldviertel erinnert.