Reisenberg


Gemeinde Reisenberg

Ortsgeschichte

Am Fuße des Goldberges im Nordosten des Wiener Beckens liegt die Marktgemeinde Reisenberg. Die Flüsse Fischa im Nordwesten und Leitha im Südosten bilden einen natürlichen Schutz, daher war die Gegend schon früh besiedelt. Der Goldberg wurde von Kelten und Römern als Siedlungs- und Beobachtungsstandort genutzt. Belege hierfür sind u. a. ein Grab aus der La-Tène-Zeit (um 250 v. Chr.) sowie römische Münzen. Der Ortsname leitet sich vom Goldberg her, der früher Rißenberg hieß. Der vom Tertiärmeer angeschwemmte goldfarbene Sand wurde später für die Erhebung namensgebend. Heute steht der Goldberg teilweise unter Naturschutz; seine Besonderheiten sind die Flaumeichenwälder im Gipfelbereich und die Zwergweichselbüsche entlang der Trockenrasenflächen. Besonders auf dem Südhang wachsen Zwergschwertlilien sowie Groß- und Schwarzkuhschellen (https://www.naturland-noe.at/naturschutzgebiet-goldberg).      

Nach der Völkerwanderung wurde das Gebiet um 800 unter Karl dem Großen christianisiert und kolonisiert; der Ungarnsturm devastierte die Region, die in der Folge wieder neu besiedelt wurde. Als Risinperhc erscheint der Ort erstmals 1045 in einer Urkunde, mit der König Heinrich III. seinem Getreuen Reginold die Hälfte des Ortes Reisenberg und Land zwischen Leitha und Fischa in der Größe von zehn Königshuben schenkte.

Für die Mitte des 12. Jahrhunderts ist ein Sigloch de Risinperge belegt; er besaß in exponierter Lage auf dem Goldberg einen Ansitz, der bis um 1300 bestand. In die Mitte dieser Hausberganlage wurde eine steinerne Wehrkirche errichtet. Aus dem Herrschaftsbenifiziat wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein Vikariat; 1429 wird Reisenberg urkundlich als Pfarre genannt. Ab 1544 bildete sie mit Seibersdorf einen selbständigen herrschaftlichen Lehenspfarrensprengel. Mit der Pfarrregulierung unter Kaiser Joseph II. wurde Reisenberg 1783 selbständige Pfarre.  

Beim ersten Osmanensturm (1529) wurde der Ort schwer heimgesucht, viele Häuser wurden niedergebrannt, auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Wiederaufbau erhielt Reisenberg 1554 das Marktrecht verliehen. Kurze Zeit später (1562) suchte die Pest den Ort heim. Die Toten wurden in einer Pestgrube außerhalb des östlichen Ortsrandes beigesetzt.

Nach dem zweiten Einfall der Osmanen (1683) bot sich wieder ein Bild der Verwüstung. Auch die Pfarrkirche wurde teilweise zerstört. 1703 erfolgten Ausbau und Barockisierung der Kirche. Eine Gedenktafel an der Kirche nennt Jahreszahl und Förderer Julius Friedrich Graf von Bucelleni. Langhaus, Chor und Turm wurden erhöht, erweitert und eingewölbt.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden Kleinhäusler rund um Reisenberg angesiedelt, die als Tagelöhner und Handwerker den Grundherren dienten. Die komplizierten Besitzverhältnisse – in Reisenberg gab es Streubesitz von mehreren Herrschaften – machten eine genaue Erfassung der Eigentumsverhältnisse und damit verbunden eine Vermessung des Landbesitzes notwendig, die Maria Theresia in Auftrag gab („Walterplan“). Zur Errichtung eines Spitals für acht arme Frauen und Männer erhielt die Pfarre 1763 von Maximilian Graf Cavriani, dem Inhaber der Herrschaft Seibersdorf und Reisenberg, ein Grundstück geschenkt. Zwei Jahre später wurde das Armenhaus mit der der hl. Anna geweihten Kapelle errichtet. Ein verheerendes Hochwasser der Leitha überschwemmte 1770 den Ort. Das Wasser stand bis zu einer Höhe von 1,80 m.   

Zur Zeit der Franzosenkriege (besonders 1805 und 1809) wurden zahlreiche Plünderungen in Reisenberg gemeldet. Auch im 19. Jahrhundert kam es zu schweren Überschwemmungen. Die Lage besserte sich erst durch die Errichtung des Leithadammes 1892.

1961 erhielt die Gemeinde ein Wappen:  Ein von Silber und Rot geschachtetes Schild, das ein mit drei goldenen Ähren (Symbol für die Landwirtschaft) belegtes blaues Herzschild zeigt.