Rohr im Gebirge


Gemeinde Rohr im Gebirge

Ortsgeschichte

Im Quellgebiet der Schwarza liegt die Gemeinde Rohr im Gebirge. Die letzten größeren Erhebungen des Alpenostrandes (Jochart, Rohrkogel und Unterberg) umschließen den Talkessel. Die Gegend ist reich an Quellen, die durch das wasserdurchlässige Kalkgestein austreten können. Den Talboden durchzieht der zahlreiche Flussschlingen bildende Zellenbach. Durch seinen Verlauf waren die Wiesen entlang des Baches in früherer Zeit versumpft und mit Schilfrohr bewachsen. Das Schilfrohr ist größtenteils verschwunden, geblieben ist der Ortsname, der erstmals 1427 urkundlich als aufm Roer belegt ist.

Die Besiedlung des schwer zugänglichen Gebietes erfolgte erst relativ spät. Die ersten urkundlich genannten Waldbesitzer dürften die Herren von Traisma gewesen sein. 1194 fiel die Region an das Herzogtum Steiermark. Mit dem Bau der landesfürstlichen Burg Gutenstein um 1220 und der Ausweitung des Herrschaftsgebiets gelangte Rohr in deren Einflussbereich. Bis 1848 bildete die Herrschaft Gutenstein das Verwaltungs- und Gerichtszentrum. Die Haupteinnahmequelle der Bewohner war seit dem 13. Jahrhundert die Holzwirtschaft (Mautbrief von 1244). Holzkohle und andere Holzwaren wurden am Wiener Neustädter Holzmarkt verkauft. In der frühen Neuzeit bildeten Holzkohle und Wasserkraft die Grundlage für florierende eisenverarbeitende Betriebe. Auch Kalkbrennerei stellte einen wichtigen Erwerbszweig dar.  

Für 1470 wird eine Pfarre an der bereits bestehenden Kirche genannt. In der Reformationszeit zog auch die „neue Lehre“ in den Ort ein. Graf Sigismund von Herberstein stellte einen protestantischen Prediger an. Bereit 1569 wird wieder ein katholischer Priester genannt. Eine Pfarre wurde erst 1622 wiedererrichtet. Der heutige Kirchenbau, in der Ortsmitte auf einer Geländestufe liegend, wurde in den Jahren 1878-79 errichtet.    

Ein Jahr zuvor – 1877 – wurde in Rohr ein Postamt eröffnet und ein Postkutschenverkehr nach Gutenstein eingerichtet. Eine weitere verkehrstechnische Erschließung erfolgte dann 1884-1894 durch den Aus- und Neubau der Straße von Gutenstein über den Rohrer Sattel nach Rohr und weiter über den Ochssattel und die Kalte Kuchl in das Traisental.   

1929 erhielt Rohr im Gebirge ein Gemeindewappen verliehen: Es zeigt den Kirchenpatron, den hl. Ulrich. Er steht vor blauem, von silbernen Wolken durchzogenen Hintergrund. Gekleidet in ein bischöfliches Ornat mit dunkelblauem Mantel trägt er in der Rechten sein Attribut, einen Fisch auf dem Evangelienbuch. Die Linke hält den Bischofstab. Im Hintergrund sind Teile einer Kirche – Turmhelm und Dach – sichtbar. Der Wandel des Ortes durch die Industrialisierung im 20. Jahrhundert zeigte Auswirkungen: Die Bauern mussten die nebengewerbliche Waldarbeit aufgeben, da sie nicht mehr rentabel war. Gleiches galt für die bäuerlichen Kalkbrennereien, an deren Stelle nun Großbetriebe traten. Die Bauern spezialisierten sich in der Folge auf Viehzucht und Milchwirtschaft. Ort und Landschaft etablierten sich auch als Fremdenverkehrsregion: im Sommer als beliebtes Ziel für Wanderer, im Winter durch Skilifte und Langlaufloipen als Skigebiet.

Auf Antrag von Peter Wieser (www.koehlerei-wieser.at), der noch heute in Rohr eine Köhlerei betreibt, wurde 2011 die Köhlerei in die Liste des immateriellen Kulturerbes Österreich aufgenommen.