Schwadorf


Gemeinde Schwadorf

Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Schwadorf liegt südöstlich von Wien an der Fischa. Eine frühe Besiedlung des Schwadorfer Raumes (Wiener Becken) belegen Überreste von Linearband- oder Spiralmäanderkeramik, Steinbeile und Gräberfunde aus der Jungsteinzeit (ca. 3000 v. Chr.). Besonders die lössbedeckten Böden waren leichter urbar zu machen, da sie wenig bewaldet waren. Auch von Kelten und Römern wurde die Gegend geprägt. Die zwei Schwadorfer Mithrasteine, einer davon mit Inschrift (http://lupa.at/queries/902589031) befinden sich heute im Kunsthistorischen Museum Wien. Weinbau ist seit Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. (Kaiser Probus) belegt.

Unter Karl dem Großen waren in erster Linie bayrische Klöster an der Erschließung der Ostmark beteiligt, wie spärliche Siedlungsreste belegen. Eine intensive Kolonisierungsphase wurde unter den Babenbergern gestartet. Schwadorf ist Beleg dafür, dass neben Sachsen auch Schwaben an der Erschließung des Landes beteiligt waren: Das „Dorf, das nach Schwaben benannt ist“, ist urkundlich 1125/49 als Swabdorf, 1161 Swabedorf (durch Rapoto von Schwadorf, der als Lehensmann fungierte) und 1254/65 als Schwaadorf überliefert. Im Jahre 1194 ging das ursprünglich landesfürstliche Schwadorf in einem Tauschgeschäft Leopolds V. an das Hochstift Passau über, das es wiederum an ihre Lehensnehmer übertrug. 1383 wurde es freies Eigen des Stiftes, in dessen Besitz es bis 1806 blieb. Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist für das Jahr 1246 urkundlich belegt, aber die passauische Pfarre wurde bereits um 1200 gegründet. Eine Burg (1331) befand sich am Westufer der Fischa. Diese dürfte um 1600 zu einem Wasserschloss (Stich Mathäus Vischers, 1672) ausgebaut worden sein und war von der Fischa, dem Mühlbach und einem südlichen Rinnsal umgeben, dessen Gräben später zugeschüttet wurden. Bis 1806 war das Schloss im Besitz des Bistums Passau, danach im Privatbesitz, heute Gutsbetrieb.

Nach dem Türkeneinfall von 1529 blieben in Schwadorf nur die massiv gebaute Veste und die Kirche von der Zerstörung verschont. In der Reformationszeit gab es auch in Schwadorf einen protestantischen Pfarrherrn. Auch der Pfleger der Herrschaft, Hans Khler, war leidenschaftlicher Anhänger Luthers. Die Kontrahenten des Dreißigjährigen Krieges lieferten sich im Ort Gefechte und Plünderungen. Während des zweiten Türkenkrieges (1683) fungierte Schwadorf als einer der offiziellen „Fluchtorte“. Die Zerstörungen waren wieder immens; verödete Höfe wurden mit Zuwanderern aus Niederösterreich, Oberösterreich, Bayern und Schwaben wiederbesiedelt. Selbst die Weingärten mussten frisch gepflanzt werden. Dennoch ging ab diesem Zeitpunkt der Weinbau zurück.

Zum Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich eine rege Wallfahrt im Ort, auch Kaiserin Eleonore besuchte wiederholt das Gnadenbild „Maria Hülf“. Auch Maria Theresia war eine prominente Besucherin. Sie spendete dem Gnadenbild mehrere erbeutete Kriegsfahnen. Bis 1730 führte die alte „Wienerstrasse“ durch Schwadorf nach Wien. Als Napoleon die Schlacht bei Austerlitz 1805 gewann, quartierte sich das 11. französische Kürassierregiment in Schwadorf ein. Erst nach dem Frieden von Pressburg (1806) zog das Militär ab. Drei Jahre später lagerten die Franzosen erneut in der Gegend. Die Untertanen mussten wieder Requisitionen, Plünderungen und Einquartierungen über sich ergehen lassen.

Die Wasserkraft der Fischa nützten seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert Mühlen. 1802 gründete hier die k. k. privilegierte Spinnfabrikssocietät die erste mechanische Baumwollspinnerei in Österreich. Als Vorbild galt die in Bau befindliche Spinnerei in Pottendorf. Die Gesellschaft erwarb für die Errichtung das Dominikalbrauhaus und einen leerstehenden Meierhof. Ein Werkskanal von der Fischa wurde errichtet, um die Spinnmaschinen mit Wasserkraft mittels Transmission anzutreiben. Für den Bau der Maschinen holte man sich Spezialisten aus England. 1811 kaufte sie zwei Mühlen an der Fischa dazu und erweiterten die Fabrikanlage. Bereits 1822 erfolgte die Inbetriebnahme eines weiteren fünfstöckigen Fabrikgebäudes. Gleichzeitig wurden im Ortsgebiet Arbeiterwohnhäuser errichtet. 1843 zählte die Spinnfabrik 580 Beschäftigte und verfügte über 27.000 Spindeln. Adalbert Stifter verewigte die Anlage 1835 auf einem Ölgemälde („Der Fabriksgarten in Schwadorf“). Heute zählt die Schwadorfer Spinnerei GesmbH zu den führenden europäischen Viskosespinnereien. Bereits 1830 bis 1834 wurde die Fischa reguliert, um den Ort vor den regelmäßig auftretenden Überschwemmungen zu schützen.  

Das schwere Erdbeben am 8. Oktober 1927 fügte dem Ort schwere Schäden zu. Nach dem Anschluss wurde Schwadorf 1938 Teil des neu geschaffenen Groß-Wiens. Es wurde dem 23. Bezirk – Schwechat – angegliedert. Erst 1954 wurde Schwadorf wieder eine selbständige Gemeinde im Bezirk Wien-Umgebung. Mit Bescheid vom 19. Februar 1980 verlieh die NÖ Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: Ein gespaltener Schild, vorne in Silber ein roter aufsteigender Wolf, hinten unter einem roten mit zwei Webspindeln belegten Schildeshaupt in Blau zwei silberne gegeneinander aufwärtsschwimmende Fische.” Gleichzeitig wurden die Gemeindefarben Rot-Weiß-Blau genehmigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die im Mittelpunkt des Fischatals an der Schnittstelle der Budapester Bundesstraße und der Landeshauptstraße 156 gelegene Gemeinde zu einem zentralen Ort der Region. Als Anerkennung für diese Rolle erfolgte 1989 die Markterhebung. Mit 1. Jänner 2017 wurde der Bezirk Wien-Umgebung aufgelöst. Schwadorf wurde in den Bezirk Bruck an der Leitha eingegliedert.