Sierndorf


Gemeinde Sierndorf

Ortsgeschichte

Nordwestlich von Stockerau liegt die Marktgemeinde Sierndorf. Das heutige Gemeindegebiet umfasst die Katastralgemeinden Höbersdorf, Oberhautzental, Obermallebarn, Oberolberndorf, Senning, Sierndorf, Unterhautzental, Untermallebarn und Unterparschenbrunn.

Das Dorf des Sirni erscheint erstmals 1282 als Syrndorf. Nach neuestem Forschungsstand wird der älteste in Schriftquellen überlieferte Angehörige der Herren von Sierndorf mit Albero von Sierndorf, einem in der sog. „Laaer Briefsammlung“ (um 1260) belegten ritterständigen Gefolgsmann Kadolts von Wehing identifiziert. Drei Generationen lang (bis 1378) blühte das Geschlecht der Herrn von Sierndorf. Seifried von Sierndorf dürfte der Stifter der ehemaligen Pfarrkirche St. Johannes gewesen sein. Ein prominenter Angehöriger des Geschlechts war Stephan von Sierndorf, Propst des Stiftes Klosterneuburg (1317–1335), der auf den sog. Rückseiten des Verduner Altars als Stifter dargestellt ist.

Das Erbe der Sierndorfer wird an das reiche Wiener Bürgergeschlecht der Tirna verkauft, wie ein Grabstein in der Schlosskirche bezeugt. Die Familie stiftete auch die Morandus- jetzt Kreuzkapelle in St. Stephan zu Wien, in der Prinz Eugen von Savoyen ruht. Nach dem Erlöschen der Familie fiel  die Herrschaft schließlich nach mehrfachem Besitzerwechsel als landesfürstliches Lehen 1496 an Hans von Zelking und seinen Brüdern. Zwischen 1511 und 1516 ließ Wilhelm von Sierndorf die Schlosskapelle errichten, eines der bedeutendsten sakralen Bauwerke der Renaissance in Niederösterreich. Der Hochaltar ist ein aus Kalkstein gefertigtes Retabel mit Holzflügeln. In der Predella zu Seiten der Anbetung der Könige knien die Stifter. Von den vier gestifteten Seitenaltären ist noch einer erhalten. Aus der Erbauungszeit stammen auch der Taufstein und die beiden Emporen. 1541 starb Wilhelm von Zelking und wurde in der Wiener Minoritenkirche beigesetzt.

Sierning wird 1544 als Markt genannt und erhielt um 1580 einen Pranger, der nach 1945 erneuert wurde. Seit 1543 bestand eine Schule. Das Einkommen genoss der Schulmeister damals aus der Kaplanei Höbersdorf. Um 1550 bestand eine Brauerei in der Schlossallee, die 1778 in private Hände überging. Im 16. Jahrhundert bestand auch ein Spital, das aber später aufgelassen wurde.

Von 1604 bis 1696 ist Familie Herberstein im Besitz des Gutes. Davon zeugen ein Totenschild in der Kirche (1625), ein neben der Sakristeitüre eingemauerter Gruftdeckel und das große Medaillon des letzten männlichen Vertreters (um 1703 entstanden). Ihre Nachfolger waren die Grafen von Gurland, die vermutlich auch die Barockisierung des Schlosses vornahmen. Im Oktober 1736 verlor die jung verwitwete Gräfin Dorothea Josefa (geb. Schallenberg) ihre fünf Kinder und das Geschlecht erlosch. Nach ihrem Tod 1749 erbte ihr Neffe Graf Leopold von Schallenberg das Gut, der es kurze Zeit später (1755) an den Fürsten Rudolf von Colloredo verkauft, dessen Familie das Schloss bis heute besitzt. Seit der Einheirat der letzten Gräfin Mansfeld 1789, führt Familie Colloredo einen Doppelnamen: Colloredo-Mansfeld. Die alte Pfarr- und Marktkirche St. Johannes wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts geschlossen und 1794 abgetragen. Die Schlosskirche diente nun auch als Pfarrkirche.

Im Zuge der Schaffung von Großgemeinden in den 1960er Jahren schlossen sich mit 1. Jänner 1970 die Gemeinden Oberhautzental, Unterhautzental, Untermallebarn und Senning zur Marktgemeinde Sierndorf zusammen. Im folgenden Jahr schlossen sich die Orte Höbersdorf, Obermallebarn, Oberolberndorf und Unterparschenbrunn dem Gemeindeverbund an. Mit Bescheid vom 2. Dezember 1980 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: Ein gespaltener Schild, vorne in Rot zwei silberne schmale Querbalken, hinten in Grün eine goldene aus dem Schildesfuß emporwachsende Ähre. Die Gemeindefarben Rot-Weiß-Grün wurden genehmigt.