Sigmundsherberg


Gemeinde Sigmundsherberg

Ortsgeschichte

Östlich des Horner Waldes am Rande des Wald- und Weinviertels liegt die Marktgemeinde Sigmundsherberg. Das heutige Gemeindegebiet umfasst die Katastralgemeinden Brugg, Kainreith, Missingdorf, Rodingersdorf, Röhrawiesen, Sigmundsherberg, Theras und Walkenstein.

Bereits im frühen und mittleren Neolithikum war das Gebiet besiedelt, wie Funde u. a. einer Steinklinge veranschaulichen. Weiters fand man slawische Gräber aus dem 4.–10. Jahrhundert. Im 11. Jahrhundert siedelten sich hier bayrische und fränkische Kolonisten an, rodeten Teile des „Nordwaldes“ und machten das Land urbar. Der Ortsname geht auf den Personennamen Symon (deutsch: Sigmund) zurück und ist erstmalig für 1302 mit Symonsherberg belegt. Mit der Urkunde überließen Jans und Heinrich von Maissau zwei Wiesen in Symonsherberg Magister Heinrich, Pfarrer von Gars.  

Durch Sigmundsherberg verliefen alte Handelsstraßen, der sogenannte „Perneggerweg“ sowie der „Gerichtssteig“, der von Hardegg nach Krems führte. Ursprünglich gehörte der Ort zu der 2 Kilometer südöstlich gelegenen Herrschaft Maigen. Auf dem nördlich des Ortes gelegenen bewaldeten Höhenrücken befand sich ein Burgstall, der vermutlich bereits zu Ende des 11. Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Aus dem Besitz der Dachsberger gelangte das Dorfgericht an Rüdiger von Starhemberg, der es 1439 Hans von Maiers, Pfarrer zu Gars verkaufte. In der Folge scheinen die Herren von Eitzing als Grund- und Gerichtsherr auf. 1483 verkaufte Oswald Eitzinger sein Dorf, seine Gülten und Leute zu Simonsherberg an das Stift Geras, das in der Folge die Dorfherrschaft innehatte. Landgerichtsmäßig unterstand Sigmundsherberg der Herrschaft Feste Eggenburg. 1425 zogen die Hussiten durch das Dorf. Während des Dreißigjährigen Kriegs verwüsteten 1619/20 die kaiserlichen Truppen im Kampf gegen die böhmischen Aufständischen den Ort. Nach Beendigung des Krieges wurde 1659 ein neues Panthaidungsbüechl (Dorfrecht) aufgezeichnet. Bei dem ersten abghaltenen Banntaiding war der Abt des Stiftes Geras Johannes VII. Westhaus anwesend.

Trotz der Lage an wichtigen Handelsstraßen blieb das Dorf ohne größere Bedeutung. Das änderte sich erst durch den Bau der Kaiser Franz Josephs-Bahn. Am 1. Juli 1872 wurde die Strecke Sigmundsherberg–Zellerndorf eröffnet. Sigmundsherberg wurde zum Bahnknotenpunkt und konnte in den Folgejahren einen leichten Aufschwung und Bevölkerungszuwachs verzeichnen. Der Ort wurde bereits 1911 elektrifiziert. Während des Ersten Weltkriegs wurde im ort eines der größten Kriegsgefangenenlager der österreichisch- ungarischen Monarchie errichtet. Zunächst für russische Kriegsgefangene gedacht wurden ab 1916 italienischen Soldaten interniert. Der Belegungshöchststand betrug 56.000 Personen. Insgesamt durchliefen das Lager 156.000 Kriegsgefangene. Auf dem Lagerfriedhof fanden 2.363 Italiener, 75 Russen, 9 Serben, 9 Montenegriner, 8 Rumänen und 29 Angehörige der K. u. K. Armee ihre letzte Ruhestätte.

Pfarrlich gehörte Sigmundsherberg zu Eggenburg. Im Ort befand sich gegenüber dem Gasthaus Leb nur eine Betkapelle aus dem 18. Jahrhundert, die 1907 erweitert worden war und eine Messlizenz erhielt. 1946/47 wurde diese abgetragen. Auf Wunsch der Bevölkerung wurde 1936/37 nach Entwürfen von Rudolf Wondracek eine neue Kirche errichtet, die dem hl. Christophorus geweiht ist, ein flachgedeckter Saalbau mit umlaufender Empore.  

Seit 1920 war Sigmundsherberg eine selbstständige Gemeinde; zuvor hatte der Ort seit 1823 zum Gemeindeverband von Maigen gehört. Nach dem „Anschluss“ kam es schon im Oktober 1938 zur Bildung der Großgemeinde Sigmundsherberg (Brugg, Kainreith, Klein Meiseldorf, Maigen, Rodingersdorf, Röhrawiesen, Sigmundsherberg, Stockern und Walkenstein), die 1946 wieder aufgelöst wurde. 1962 erfolgte die Markterhebung. Das Wappen zeigt das „goldene Flügelrad der Eisenbahn“. Der Hintergrund des Wappenschildes ist in den Farben Grün und Rot schachbrettartig gemustert und nimmt damit das Wappen des Stiftes Geras auf. Mit 1. Jänner 1972 bildete sich die Großgemeinde Sigmundsherberg durch Zusammenlegung der Gemeinden Sigmundsherberg, Rodingersdorf, Kainreith, Walkenstein, Brugg, Röhrawiesen und Missingdorf.