Sitzendorf an der Schmida


Gemeinde Sitzendorf an der Schmida

Ortsgeschichte

Nordwestlich von Hollabrunn in einer Senke der Schmida liegt die Marktgemeinde Sitzendorf an der Schmida. Zum heutigen Gemeindegebiet gehören die Katastralgemeinden Braunsdorf, Frauendorf an der Schmida, Goggendorf, Kleinkirchberg, Niederschleinz, Pranhartsberg, Roseldorf und Sitzenhart.

Erste Siedlungsspuren gehen in die mittelneolithische Zeit (zwei Kreisgrabenanlagen in Pranhartsberg) und die frühe Bronzezeit (Aunjetitzer-Kultur) zurück. Urkundlich findet die Ansiedlung erstmals 1141 Erwähnung: In diesem Jahr weihte der Bischof von Passau die Kirche zu Groß und schenkte dieser einen Zehent zu Groß-Nondorf, der im Sitzendorfer Pfarrgebiet lag - in parrochia Sicindorf. Sitzendorf muss daher deutlich älter sein. Der Ort liegt an einer Hochstraße, die bereits im Hochmittelalter stark frequentiert und als Handelsverbindung von Znaim nach Krems bei Gewerbetreibenden besonders beliebt war. Im Ort blühten Weinbau (urkundlich für 1241 belegt), Gewerbe und Handel.

Der Ortsname geht vermutlich auf den Grafen Sighard (Sizo, Sico) zurück, der das Angerdorf gegründet hatte und 1044 in einer Schlacht gegen die Ungarn gefallen war. Die Sigharde kamen aus dem Chiemgau und wurden zur wirtschaftlichen Erschließung des Raumes um Sitzendorf, Frauendorf und Pillichsdorf angesiedelt. Ihre Nachfahren, die Vohburger, gaben ihre grundherrlichen Rechte an die Ortenburger zu Kraiburg weiter. Rapoto Pfalzgraf von Ortenburg-Kraiburg wiederum schenkte 1241 die Sitzendorfer Pfarrkirche dem bayrischen Augustiner-Chorherrnstift Baumburg (Chiemgau), dem die Pfarre bis 1574/5 inkorporiert war.

Im 12. Jahrhundert waren die Kuenringer Lehensträger in Sitzendorf und setzten ihrerseits Lehensritter ein, die sich nach dem Ort benannten. Ab dem 14. Jahrhundert hatte nachweislich der Landesfürst die Lehenshoheit inne, der unter anderem die Herrschaft mit einer Veste an Mitglieder der Familie Malzkasten verlieh. Zu Beginn der Reformationszeit setzten die Herren von Roggendorf statt des katholischen Pfarrers „ihre Diener“ ein – so der Bericht des Pfarrvisitors. 1578 gab es eine protestantische Schule im Ort. Zu Ende des 16. Jahrhunderts hatten die Roggendorfer die Dorfobrigkeit inne. Das Landgericht lag seit 1513 bei Sitzendorf und nicht mehr bei Eggenburg. 1634 erhielt das Kloster Baumberg die Pfarre wieder zurück; allerdings blieb der Anteil der Protestanten hoch. Noch 1643 beklagte dies der Pfarrer. Bis 1803 blieb die Pfarre dem bayerischen Augustiner-Chorherrenstift Baumburg unterstellt. Nach dessen Aufhebung wurde die Pfarre landesfürstlich.

Die Bedeutung Sitzendorfs als zentraler Ort kommt auch in der Nennung als „Markt“ zum Ausdruck, gesehen werden, die ab 1545 nachweisbar ist. Es gab zwei Jahrmärkte, am Trinitatissonntag und am St. Bartholomäus-Tag, sowie einen Wochenmarkt am Dienstag. In der Mitte des 18. Jahrhunderts waren bereits mehr als ein Drittel der Einwohner in Gewerbe und Handel tätig. Folglich wurden 1819 zwei weitere Jahrmärkte bewilligt. Das Marktwappen wurde erst 1964 von der Niederösterreichischen Landesregierung verliehen.

Ein Chirurg und ein Apotheker kümmerten sich um die medizinische Versorgung des Ortes, für 1614 ist ein Spital im Ort dokumentiert. Der Schwedeneinfall während des Dreißigjährigen Krieges zog eine Schneise der Zerstörung durch das Land. 1648 wurde deshalb um die Einführung einer Rossmaut und eines Winterjahrmarktes für Sitzendorf angesucht, um den entstandenen Schaden zu beheben. U. a. waren vierzehn Brücken wieder neu aufzubauen. 1681 wurden die gesamten Besitzungen der Freiherren von Sintzendorf durch Gundacker Graf von Dietrichstein erworben und blieben bis 1870 in Familienbesitz. Ende des 18. Jahrhunderts bestand die Herrschaft aus Sitzendorf mit den Dörfern Frauendorf, Goggendorf, Niederschleinz, dem Markt und Schloss, sowie dem südöstlich gelegenen Groß und wurde gemeinsam verwaltet.

Die Veste (Schloss) Sitzendorf wurde aufgrund von Baufälligkeit 1745 abgetragen und 1765 durch einen kleineren Rohziegelbau ersetzt, der jedoch unvollendet blieb. 1876 wurde das Schloss von der Gemeinde gekauft, als Volksschule adaptiert und seit 1939 als Hauptschule genutzt. Das Gut der Herrschaft kam 1870 in den Besitz des Erwin Graf Schönborn-Buchheim und ist bis heute in Besitz der Familie, die weiters die Güter Schönborn, Sonnberg, Weierburg und Groß verwaltet.

Die französischen Truppen belagerten 1809 den Ort; im Juli kam es zu einem Scharmützel zwischen einer österreichischen Patrouille und einer französischen Vorhut, wobei sieben Franzosen starben.

Seit den 1950er Jahren wurden zahlreiche Bauvorhaben umgesetzt: Hauptschulzubau, Befestigung der Ortsstraßen, Kanalisierung, Ortsbeleuchtung, Schmidaregulierung. Das Lagerhaus wurde aus dem alten Schüttkasten der Grundherrschaft errichtet. Die Kläranlage wurde in den 1990er Jahren gebaut und ein Regenrückhaltebecken sowie ein Feuchtbiotop wurden angelegt.