Ortsgeschichte
Der an der Piesting gelegene Markt Sollenau gilt als eine der ältesten Ansiedlungen auf dem Steinfeld, die 1166 erstmals urkundlich erwähnt (Salchenowe) wird, aber vermutlich schon länger bestanden haben dürfte. Ursprünglich war Sollenau ein bedeutender Grenz- und Brückenort an der Piesting, damals die Grenze zwischen den Herzogtümern Österreich und Steiermark, und gehörte zum Besitz der Mödlinger Seitenlinie der Babenberger. Nach deren Erlöschen fiel der Ort an Herzog Friedrich II. den Streitbaren und wurde landesfürstlich, ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörte er zur Herrschaft Schönau an der Triesting. Durch die Gründung Wiener Neustadts verlor der Ort im Laufe des 13. Jahrhunderts zwar an Bedeutung, blieb aber weiterhin ein Verkehrsknotenpunkt und entwickelte sich zum Markt. 1412 besaß Sollenau bereits das Marktrecht, nicht bekannt ist allerdings, wann es verliehen wurde.
Wahrzeichen von Sollenau ist die im 12. Jahrhundert erbaute Pfarrkirche St. Laurentius, die möglicherweise auf eine Burg-Kirchenanlage des 11. Jahrhunderts zurückgeht. Die erstmals 1220 als Filiale der Mutterkirche Traiskirchen genannte Kirche war ab 1312 als selbstständige Pfarre bis ins 16. Jahrhundert gemeinsam mit Traiskirchen dem Stift Melk inkorporiert. Die romanische, dreischiffige Basilika wurde im Spätmittelalter um den wuchtigen Ostturm erweitert (13./14. Jh.) und im 15./16. Jahrhundert durch Umbau des Langhauses zur Staffelhalle und durch Einwölbung spätgotisch verändert. An ihrer Ostseite befindet sich ein spätromanisches Relief des Kirchenpatrons Laurentius.
Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Sollenau aufgrund der Lage an den Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen durch Osmanen, Ungarn und Kuruzzen mehrmals zerstört. Einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung brachte die Industrialisierung. Mit der Gründung der Baumwollspinnerei 1811 durch Freiherr Peter von Braun, später im Besitz der Familie Pacher von Theinburg, sowie der Böhler- und der Benzolwerke entstanden die ersten großen Betriebe mit Hunderten von Arbeitsplätzen. Durch die Zuwanderung aus den nordöstlichen Teilen der Monarchie vergrößerte sich der Ort. 1897 wurde die neu entstandene Kolonie Petrifeld Sollenau angegliedert. In der Zwischenkriegszeit wanderte die Industrie nach Felixdorf und Teesdorf ab und die Betriebe wurden geschlossen. Im ehemaligen Herrenhaus der 1928 stillgelegten Spinnereifabrik ist heute das Gemeindeamt (Hauptplatz 1) untergebracht.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlor der einst kleine Ort infolge des Zuzugs aus Wien endgültig seinen landwirtschaftlichen Charakter. Ab den 1960er Jahren entstanden am Ortsrand rasterförmige Anlagen mit Einfamilienhäusern und Gemeindebauten, während die bäuerlichen Betriebe fast verschwanden. 1958 wurde Sollenau ein neues Marktwappen verliehen, das den romanischen Kirchturm der Pfarrkirche und eine Salweide zeigt, von deren mittelhochdeutschen Bezeichnung salhe der Ortsnamen abgeleitet wird.