Ortsgeschichte
Etwa 4,5 km nordöstlich von Korneuburg liegt an den Ausläufern des Weinviertler Hügellandes das Dreiecksangerdorf Stetten. Der häufig als Ortsname oder Flurbezeichnung vorkommende Name Stetten bezeichnet einen „Ort am Berghang“, umgangssprachlich Gstetten. Die ältesten überlieferten Schreibweisen sind Steten oder Stetin.
Ein Hugo de Stetin wird 1187 als Zeuge im Klosterneuburger Salbuch angeführt. Er beglaubigte die Schenkung von drei Lehen und einem Hof in Eberhartsdorf durch Wernhard, Poppo und Bruno von Pusinberch (Bisamberg) und deren Mutter Willebirch an das Stift. Ältere Vorkommen des Namens lassen sich nicht eindeutig mit dem Ort Stetten in Verbindung bringen. 1248 bekam dann das Stift Klosterneuburg durch Graf Leutold von Hardegg ein Lehen in Stetten übertragen. Weiteren Grundbesitz erhielten in der Folge u.a. das Kloster Imbach (1273), das Stift Heiligenkreuz (Ende 13. Jahrhundert), das Stift Lilienfeld (1325) und das bayrische Benediktinerkloster Formbach (zumindest ab 1343, vielleicht auch schon früher).
Seelsorgerlich wurde Stetten zunächst durch die Pfarre Leobendorf betreut. Herzog Albrecht II. gestattete 1345/46 die Schaffung eines abgetrennten Seelsorgebereichs. Ein Priester betreute das so entstandene Vikariat, das mit 18 Joch Äcker, eine Wiese und 50 Pfund Wiener Pfennige zur Einkommensbesserung ausgestattet wurde. Nach den für die Orte verheerenden Hussiteneinfällen ab 1426 trat das Kloster Formbach die Pfarre Leobendorf und das Vikariat Stetten an das oberösterreichische Augustiner-Chorherren-Kloster Waldhausen ab. 1469 vermachte Margaret Pauernfeind ein Häusl, gelegen daselbst beim Pfarrhof als Mesner- und Schulhaus. Die Region war auch von den Einfällen der ungarischen Heerscharen unter König Matthias Corvinus betroffen.
Während des Dreißigjährigen Krieges blieb die Bevölkerung zwar von größeren Kampfhandlungen verschont, musste aber gemeinsam mit den benachbarten Orten für die Verpflegung von 9.000 schwedischen Soldaten sorgen. Zwei Großbrände – 1657 und 1662 – zerstörten Teile des Ortes. 1680 wütete die Pest 13 Wochen im Ort, 159 Menschen starben. Als sich im Jahr 1683 die osmanischen Heerscharen Wien näherten, flohen die Einwohner:innen in Wälder, Erdställe und in die Stadt Korneuburg, die als Zufluchtsort diente. Zwei Jahre später wurde das Banntaiding (= Dorfrecht) für Stetten niedergeschrieben. Der Gesetzestext liefert auch Angaben zu den damaligen Besitzverhältnissen: Untertanen besaßen das Stift Klosterneuburg, das Stift Lilienfeld, das Jesuitenkollegium in Wien, der Freiherr von Kuefstain, die Herrschaften Würnitz, Kreuzenstein und Bisamberg sowie die Hofkapelle zu Wien. Die Kriege des 18. Jahrhunderts brachten Einquartierungen mit sich. Mit der Aufhebung des Klosters Waldhausen 1792 unter Kaiser Joseph II. wurde die Pfarre Stetten dem Religionsfonds des Landes ob der Enns übertragen und damit eine landesfürstliche Weltpriesterpfarre.
Während der napoleonischen Kriege kam es 1809 zum Durchzug von französischen und bayrischen Truppenteilen, die den Ort plünderten. Die Bevölkerung war großteils geflohen. Etwa 25 Jahre später beschrieb Schweickhardt in seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens Stetten als Dorf mit 78 Häusern, in dem 98 Familien (256 männlichem 251 weibliche und 90 schulfähige Kinder) lebten. Der Viehstand belief sich auf 48 Pferde, 111 Kühe, 500 Schafe und 12 Ziegen. Auf den Äckern wuchsen Weizen, Korn, Gerste und Hafer, Erdäpfel und Kraut sowie Gemüse. Es wurde auch Obst- und Weinbau betrieben. Die Erträge lieferten die Landbauern nach Wien. An Handwerkern arbeiteten im Ort je ein Fleischhauer, Bäcker, Schmid, Schneider, Schuster, Weber sowie zwei Wirte. Die Herrschaften Bisamberg, Stift Klosterneuburg, Würnitz, Kreuzenstein und Stetten besaßen zu dieser Zeit im Ort Untertanen. Mit der Abschaffung der Grundherrschaft und dem neuen Gemeindegesetz vom 17. März 1849 wurde Stetten eine eigenständige Gemeinde. 1850 wurde der erste Bürgermeister gewählt. 1892 vermachte Anton Kain das Haus seiner Familie den Brüdern der christlichen Schulen (Schulbrüder) mit der Auflage, in Stetten eine Schule zu eröffnen. Nach notwendigen Umbauten begann man im September 1894 mit dem Unterricht. Der Andrang war so groß, dass man bereits ein Jahr später ein weiteres Gebäude mit vier Klassenzimmern errichten musste. 1896 erhielt die Schule das Öffentlichkeitsrecht, und ein Jahr später erweiterte ein Pensionat das Angebot.
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts gab es Pläne für einen Kirchenneubau. Aus Kostengründen musste darauf verzichtet werden. Stattdessen wurde die auf dem Kirchhügel am östlichen Ortsrand gelegene spätgotische Pfarrkirche ab 1903 im neogotischen Stil um- und ausgebaut. Der älteste Bauteil – die Barbarakapelle mit dem spätgotischen Sakramentshäuschen – blieb erhalten. Die neugotischen Altäre bestellte man bei Josef Rifesser in St. Ulrich im Grödnertal.
Nach dem Anschluss wurde das Schulgebäude der Schulbrüder von der NSDAP beschlagnahmt und die Schule geschlossen. Ab 1941 brachte man im Pensionat „Arbeitsmaiden“ (= junge Frauen, die den Reichsarbeitsdienst ableisteten) unter. Von den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges blieb Stetten nicht verschont: Ab dem 26. Juni 1944 wurde der Ort Ziel von Fliegerangriffen. Am 16. April 1945 zogen die Truppen der Roten Armee in Stetten ein. Übergriffe und Plünderungen gehörten zum Alltag.
Gegen eine Gemeindezusammenlegung konnte sich Stetten erfolgreich wehren. Die Schließung der Volksschule 1974 konnte dagegen nicht verhindert werden. Mit Bescheid vom 17. März 1987 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde Stetten, ein Wappen: In einem unter silbernem Schildhaupt gespaltenen Schild vorne in Rot eine silberne Sturzkrücke, hinten in Grün ein silbernes Rad, das Schildhaupt belegt mit einer grünen vierblättrigen Weinranke. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Weiß-Grün wurden genehmigt. 2006 trat Stetten dem Regionalentwicklungsverein 10 vor Wien – Donau Raum Weinviertel bei.