Streitwiesen


Gemeinde Weiten

Ortsgeschichte

Im Weitental liegt das Dorf Streitwiesen, das seit 1968 als Katastralgemeinde zur südwestlich gelegenen Marktgemeinde Weiten gehört. Bestimmt wird das Ortsbild von der am linken Ufer des Weitenbaches auf einem Felsriegel liegenden Burg. Laut Landschematismus standen 1795 zu Füßen der Burg vierzehn Häuser. Seit 1600 gab es in der Siedlung ein Gasthaus.

Die Burgen im Weitental, so auch Streitwiesen, sicherten die wichtige Straßenverbindung von der Donau nach Böhmen. Die erste urkundliche Nennung des Geschlechts derer von Streitwiesen findet sich in der Weiheurkunde der Kirche Münichreith von 1144, in der ein Ozzo von Stritwisen als Zeuge auftrat. Ein weiteres Mal unterzeichnete er als Zeuge 1160 im Stiftsbrief der Kirche St. Oswald im Yspertal. Das Gebiet der späteren Herrschaft Streitwiesen war zunächst im Besitz der Grafen von Peilstein, dann ab 1180 in dem der Grafen von Pernegg und ab 1220 der Herren von Leng(en)bach-Rehberg. Deren Lehensträger war das Geschlecht derer von Streitwiesen, das auch dem engsten Kreis der Landesfürsten angehörte. So nahm Konrad von Streitwiesen 1228 an einem Turnier in Korneuburg teil. Während des Adelaufstandes 1296 wurde die hochmittelalterliche Burg nicht zerstört. Wesentliche Bauteile blieben bis heute erhalten, so die unteren 5 Geschoße des 32 m hohen quadratische Wohnturms und die romanische Burgkapelle, deren rechteckiger Apsidensaal im Spätmittelalter durch einen polygonalen Chorabschluss ersetzt wurde. Im Zusammenhang mit diesem Umbau steht wohl die um 1400 erfolgte Chorweihe. Anlässlich der Restauration des Altares in der Burgkapelle fand sich 1980 ein Reliquienglas mit dem Siegel des Passauer Weihbischofs Andreas Gallici von Breslau (um 1370–1428). Das Glas, eine Scheuer, dürfte im 13. bis frühen 14. Jahrhundert entstanden sein.

1373 erwarben die Volkersdorfer Burg und Herrschaft und überließen sie in der Folge Hans von Maissau. Dieser stiftete sie 1395 der Frauenkapelle in Dürnstein, der Vorläuferin des 1410 gegründeten Chorherrenstiftes. Vor 1434 gelangte die Herrschaft in den Besitz der maissauischen Gefolgsleute Fleischeß; 1455 erhielt sie Jakob Schrott verliehen, der Katharina Fleischeß geheiratet hatte. Sein Sohn oder Enkel errichtete in der Pfarrkirche zu Weiten eine Familiengrablege (Glasfenster mit Stifterdarstellung, Grabstein von 1514). In der Folge wechselten die Besitzer häufig. 1697 erwarben die Sinzendorfer die Herrschaft und gliederten sie in ihre Herrschaft Pöggstall ein. Die Burg wurde dem Verfall preisgegeben. Ab 1797 gehörten Herrschaft und Burg zum Besitz der Habsburger, die die Herrschaft Pöggstall erworben hatten. Mit dem Ende der Monarchie wurde Gut und Burg Streitwiesen Teil des Kriegsgeschädigtenfonds. Nach dessen Auflösung wurden sie den Österreichischen Bundesforsten unterstellt. Ab 1938 als deutsches Eigentum geführt, folgte bis 1955 eine Verwaltung durch die sowjetrussische Besatzungs-Kommandantur. 1972 erwarb sie der Verein „Bund zur Errichtung und Erhaltung einer Österreichischen Jugendburg“. Es erfolgten umfangreiche Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen.