Unterstinkenbrunn


Gemeinde Unterstinkenbrunn

Ortsgeschichte

Im nördlichen Weinviertel, am Südrand der Laaer Ebene liegt die Gemeinde Unterstinkenbrunn, ca. 7 km südwestlich von Laa an der Thaya. Südlich des Ortes in einer Senke, der Loamgrui (=Lehmgrube), liegt ein ausgedehntes Kellerviertel, das zu den schönsten des Weinviertels zählt. Die kleinen Häuser gruppieren sich um einen zentralen Platz, von dem Gassen und Hohlwege ausgehen. Charakteristisch sind die sog. Vordachʼln der Preßhäuser – auf zwei Säulen ruhende Vordächer, die den von außen betretbaren Kellerabgang schützen. 

Etymologisch leitet sich der Ortsname von „bei der übelriechenden Quelle“ ab, eine Anspielung auf die wasserreiche, aber eisenhaltige Quelle, die nach Schwefel riechend in der Ortsmitte entspringt. Viele der anderen Hausbrunnen sind salpeterhaltig.

Die erste Erwähnung findet sich in einer Schenkungsurkunde aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, mit der das Bistum Passau einen Hof bei Stichundenprunne als Geschenk erhält. 1355 verkauften Jans von Mannswörth und sein Schwager Stephan von Stinkenbrunn dem Stift Klosterneuburg Weingärten in Grinzing. Auf Stephan von Stinkenbrunn könnte der mittelalterliche Vorgängerbau des heutigen Schlosses zurückgehen. Allerdings ist unklar, ob dieser Bau bereits auf dem heutigen Platz am Nordwestrand des Ortes stand. Ende des 16. Jahrhunderts hatte das Stift Altenburg die Ortsobrigkeit inne. Diesem folgten bis 1820 die Sinzendorfer als Herrschaftsinhaber, dann bis 1933 die Familie Reuß-Küstritz.

Das Wappen der Sinzendorfer ziert auch den Eingang des Schlosses. Dieses wurde um 1630 durch die neuen Herrschaftsinhaber als Jagdschloss und Wirtschaftsobjekt um- und ausgebaut, ein schlichter, zweigeschossiger Bau, dessen Fensterrahmungen z.T. noch aus dem 16. bzw. 17. Jahrhundert stammen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1804) wurde die Volksschule gegründet. Etwas erhöht wurde mitten im Ort 1861–1863 die heutige Pfarrkirche Hll. Peter und Paul im neugotischen Stil erbaut. Allerdings war Unterstinkenbrunn bis 1893 in Gaubitsch eingepfarrt. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bestand der Ort laut Schweickhardt aus 99 Häusern, in denen 121 Familien, 269 männliche, 276 weibliche und 62 schulfähige Kinder lebten. Der Viehstand belief sich auf 94 Pferden, 6 Ochsen, 136 Kühen, 764 Schafen, 9 Ziegen und 104 Schweinen. Bis zum Anlegen einer Dränage im ausgehenden 19. Jahrhundert waren die Felder und Äcker in der Laaer Ebene sehr sumpfig und wenig ertragreich. Daran erinnert heute noch der Flurname Im Bettelmann.

Der Ort wurde mehrmals von Elementarkatastrophen heimgesucht: Neben der Pest (1679, 1713) wüteten auch die Cholera (1832, 1855, 1866), Heuschreckenschwärme (1685), Großfeuer (1814, 1863, 1866) und Hagelunwetter (1688). Auch die Franzosen hielten sich 1809 in Unterstinkenbrunn auf.

Friedrich Six, Domherr zu St. Stephan zu Wien ließ im Ort ein Kinderheim errichten, in dem ab 1905 der Orden der Schwestern von St. Joseph die Kinder betreuten. Im Zuge einer angestrebten Gemeindestrukturverbesserung wurden mit 1. Jänner 1972 die Gemeinden Unterstinkenbrunn und Gaubitsch zur Gemeinde Gartenbrunn zusammengelegt. 1995 kam es zu einer Auflösung der Gemeinde Gartenbrunn. Beide Gemeinden wurden wieder selbstständig. Allerdings wurde der Schulstandort Unterstinkenbrunn aufgelöst und in Gaubitsch die bestehende Schule durch einen Zubau erweitert und damit Platz für eine vierklassige Volksschule geschaffen.   

Mit Bescheid vom 19. Jänner 2010 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Gemeindewappen: In Grün ein goldener Doppelschlüssel über einem blau gefluteten, mit vier goldenen Wellenleisten versehenen Schildfuß.  Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Grün-Gold-Blau wurden genehmigt. Die Wellen erinnern an die Schwefelquelle, die dem Ort den Namen gab, die gekreuzten Schlüssel an das Kirchenpatrozinium der Apostel Peter und Paul.