Wolfpassing


Gemeinde Wolfpassing

Ortsgeschichte

Im breiten Talboden der Kleinen Erlauf liegt die Gemeinde Wolfpassing. Sie besteht heute aus den Katastralgemeinden Buch, Etzerstetten, Wolfpassing und Zarnsdorf. Im Siedlungsgebiet liegen insgesamt fünfzehn Orte bzw. Weiler (Buch, Dörfl, Etzerstetten, Figelsberg, Fischerberg, Hofa, Keppelberg, Klein-Erlauf, Krottenthal, Linden, Loising, Stetten, Thorwarting, Thurhofglasen, Wolfpassing und Zarnsdorf.

Für die Ableitung des Ortsnamens bieten sich zwei Varianten an: wolfpaizer (paizen = erschlagen) oder wolfpizo (pizo = beißen). Die wolfpaizer oder wolfpizo hatten die Aufgabe, die frühe Ansiedlung des 10. oder 11. Jahrhunderts vor Wölfen zu schützen. Der erste urkundliche Nachweis datiert aus dem Jahr 1260: Im landesfürstlichen Güterverzeichnis wird ein Hof in wolfpazingen angeführt, ein Lehen der Bischöfe von Regensburg. Ab 1274 scheinen in den Schriftquellen die Wolfsteiner auf. Aber erst seit 1353 dürfte der Ansitz in Wolfpassing ständig bewohnt gewesen sein: In diesem Jahr tätigte Ottacher Wolfstein ein Stiftung in die Kirche zu Steinakirchen. Im 15. Jahrhundert wechselte der Besitzer: 1480 gelangte es durch Erbfall an die Auersperg.

Sigmund von Auersperg, der Besitzer der Herrschaften Purgstall, Wolfpassing, Weichselbach und Mank, war einer der ersten adeligen Protestanten. Sein Sohn Volkhart II. hatte an der Universität Wittenberg studiert und kehrte als überzeugter Protestant zurück. Volkhart übernahm vom Vater die Herrschaften Weichselbach und Wolfpassing. Durch seine Heirat erwarb er Weinburg sowie Waasen an der Pielach, kaufte 1578 die Grafschaft Peilstein samt dem Markt St. Leonhard und war Herr über dieses riesige Gebiet. So wird verständlich, dass sich das Luthertum unglaublich rasch in dieser Gegend ausbreiten konnte. 1595 kam es zu einem Bauernaufstand, nachdem ein Verwalter des Herrn Volkhard von Auersperg in Wolfpassing einen Bauern „hart an Leib und Geld gestraft hatte“. Der erwählte Bauernhauptmann rief die Bauern der Umgebung, teilweise unter Gewaltausübung, nach Wolfpassing zusammen, wo das Schloss belagert wurde. Ihr Ziel war die Lebensmittelversorgung in das Gebiet der Eisenproduktion zu unterbinden und so auch die Bergknappen zum Anschluss an den Aufstand zu zwingen. Nach Verhandlungen mit einer kaiserlichen Kommission wurde etwa drei Wochen später, ein Vertrag unterzeichnet, der ihren Beschwerden nachkam.

Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der im Kern des heutigen Schlosses noch erhaltene Vorgängerbau errichtet. 1609 folgten als Besitzer die Hofkirchen, 1635 die Abensperg-Traun. Gegen Ende des Jahrhunderts war es Freiherr von Geymann. Er veranlasste um 1690/1700 den Schlossausbau mit Arkadenhof und den Turmpaaren. Wolfpassing besaß ein eigenes Dorfgericht mit einem Pranger, der an der Stelle der heutigen Johannes-Nepomuk-Statue stand. Während der Pestepidemie 1713 starben in Steinakirchen und Wolfpassing an die 200 Menschen.

Mit dem Jahr 1834 begann eine neue Ära in Wolfpassing: Das Schloss gelangte in kaiserlichen Besitz. Bis zur Grundentlastung 1848 beherbergte es die kaiserliche Verwaltung der Grundherrschaften über Wolfpassing, Steinakirchen, Reinsberg, Wang und Perwarth. Von hier aus wurden Hofjagden organisiert. Kaiser Franz II. hielt sich hier 1834 auf, ebenso später Erzherzog Franz Ferdinand. Dieser ließ 1910 die Einrichtung des Schlosses nach Schloss Konopiště/Konopischt () bringen und tauschte Schloss und Gut gegen Schloss Blünbach in Salzburg. Diese wurden Staatsbesitz. Bis 1918 übernahm das Kriegsministerium die Verwaltung. Ab 1914 diente es zur Unterbringung der Pferde aus dem Gestüt Radautz. Zu Kriegsende wurden hier auch ein Teil der Lippizaner untergebracht. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde Schloss Wolfpassing vom Landwirtschaftsministerium verwaltet.

Für die Einrichtung der neugegründeten Molkereifachschule wurden ab 1928 Um- und Neubauten im Schlossbereich durchgeführt. 1930 fand die Eröffnung der Anstalt durch den Gründungsdirektor Ministerialrat Dr. Anton List statt. Die Lehrgänge für Molkereigehilfen dauerten jeweils 10 Monate. Ab 1939 bis 1945 war hier die milchwirtschaftliche Untersuchungsstelle der landwirtschaftlich chemischen Untersuchungsanstalt untergebracht. 1983 begann die Kooperation mit der „Höheren Landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt Francisco Josephinum" in Wieselburg. In Wolfpassing wurde die Fachrichtung „Milchwirtschaft und Technologie tierischer Produkte" gelehrt. 2004 erfolgte der Beschluss zur Schließung des Standortes Wolfpassing. Das „Lebenmitteltechnologische Zentrum“ wurde nach Weinzierl verlegt. Seit der endgültigen Schließung der Anstalt 2013 steht das Schloss leer. Die neuen Eigentümer und die Gemeinde arbeiten derzeit an einem neuen Nutzungskonzept.

1970 bekam die Gemeinde ein Wappen verliehen. Es zeigt unter einem blauen Schildeshaupt in Gold einen abgerissenen schwarzen Wolfskopf mit roter Zunge. 2010 gründeten die sechs Gemeinden Wolfpassing, Steinakirchen, Gresten, Gresten-Land, Reinsberg, Wang den Ecoplus Wirtschaftspark Wolfpassing, der zum wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinden beitragen soll.