Bad Fischau


Gemeinde Bad Fischau-Brunn

Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Bad Fischau-Brunn an der Thermenlinie ist vor allem durch ihr unter Denkmalschutz stehendes Thermalbad aus dem 19. Jahrhundert bekannt, dessen historisches Ambiente erhalten werden konnte („Kristalltherme"). Die Nutzung der Quellen in Fischau hat eine bis in die Römerzeit zurückreichende Tradition, der erste Badebetrieb wird urkundlich bereits 1363 erwähnt.

Wesentlich älter ist allerdings die Siedlungstradition der Gegend. In der Älteren Eisenzeit (Hallstattkultur) befand sich auf der Malleiten, einem nördlich gelegenen Höhenzug, eine ausgedehnte Höhensiedlung, von der zahlreiche Hügelgräber mit reichem Fundmaterial, aber auch eine ergrabene Töpferwerkstatt zeugen. In der Römerzeit führte hier ein wichtiger Straßenzug am Ostrand der Voralpen, die „Blätterstraße". Die römischen Funde (Münzen, Grabsteine) werden heute in den Schlössern Ebreichsdorf und Hernstein verwahrt. 

Frühe Nennungen von Fischau beziehen sich auf den Fluss, der 805 als Grenze des awarischen Siedlungsgebiets und um 870/75 als Lagebestimmung einer Taufkirche genannt wird.  Mitte des 11. Jahrhunderts war sie Zentrum eines großen Pfarrbezirks, der bis Ende des 13. Jahrhunderts zum Erzbistum Salzburg gehörte und danach landesfürstlich wurde. Die Pfarrer der Martinskirche von Fischau hatten bereits im 12. Jahrhundert die Würde von Dechanten bzw. von Erzpriestern und Archidiakonen. Das romanische Mauerwerk des 12. Jahrhunderts wurde 1976 freigelegt.

Der sich rasch entwickelnde Ort wird bereits 1166 Markt genannt und gewann durch die Verlegung der Münzstätte der Grafen von Formbach von Neunkirchen große Bedeutung. Für einige Jahre wurden hier die Fischauer Pfennige geprägt. 1194 fand in Fischau die von Leopold V. einberufene Ministerialenversammlung statt, in der die Gründung Wiener Neustadts beschlossen wurde. Durch deren Gründung und die damit verbundene Verlegung der Münzstätte verlor Fischau zwar an Bedeutung, blieb aber ein wichtiger Weinort, in dem neben Salzburg die steirischen Stifte Rein, St. Lambrecht, Vorau, Admont, Seckau und Neuberg Besitz hatten. Der „Berghof", in dem der Sitz der ehemaligen Münzstätte vermutet wird, war seit Ende des 14. Jahrhunderts der Lesehof des Stiftes Neuberg. Ausgedehnte Güter besaß auch das steirische Adelsgeschlecht der Teuffenbacher.

Im 16. Jahrhundert wurde der inzwischen zur Herrschaft Starhemberg gehörige Ort den Freiherren und späteren Grafen von Heißenstein verliehen (1561), die ein Spital gründeten und das mittelalterliche Schloss - 1163 als Festes Haus genannt - umbauen ließen. 1683 erlebte Fischau eine Katastrophe: ein Großteil der Bevölkerung wurde von den Osmanen niedergemetzelt oder verschleppt.

Die Pfarre erlebte in der Neuzeit einen mehrfachen Wechsel. Sie gehörte im 16. Jahrhundert zum Bistum Wiener Neustadt, ab 1610 war sie dem Zisterzienserstift Neuberg inkorporiert, nach der Verlegung des Bistums nach St. Pölten unterstand sie dem Patronat der Stadt Wiener Neustadt. Durch einen weitreichenden Umbau 1796 bis 1798 erhielt die Kirche ihre heutige klassizistische Gestalt. Sie ist von einem ungewöhnlich gut erhaltenen Gadenkirchhof mit  sog. Kirchenkellern umgeben.

Wenige Jahrzehnte später wurde auch das ehemalige Schloss umgebaut, das Erzherzog Rainer, der damalige Vizekönig von Italien, 1830 erwarb. In dieser Zeit entstand auch die von Carl Bräunlich errichtete Samtbandfabrik (1820), die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Militär-Erziehungsanstalt, Landwehrkaserne, Rekonvaleszentenhaus und ab 1877 als Militär-Waisenhaus diente. Heute befindet sich auf dem Areal der ehemaligen Kaserne der „Hanuschhof". 

Von zentraler Bedeutung für Fischau wurden aber die als heilkräftig geltenden Fischa-Quellen. 1872 wurde eine Badeanstalt errichtet, die 1898 Erzherzog Rainer erwarb und umbauen ließ. Das Bad wurde mit mehreren Becken und hölzernen, gestaffelten Kabinenpavillons ausgestattet und der Park mit Liegeflächen, Wasserfällen, Stegen und Bänken gestaltet. Das im Jahr 1900 neu eröffnete Bad zählt zu den schönsten Beispielen der Badekultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts. 1929 erhielt Fischau das Prädikat „Bad". Bis 1992 war die Therme im Besitz der Habsburger und ist seither im Eigentum der Gemeinde. Seit 1968 besitzt die Martkgemeinde ein Wappen: In einem goldenen Schild über blauem Wasser ein naturfarbener Brunnen mit nach links ausfließendem Wasser, belegt mit einem blauen wasserspeienden aufwärtsspringenden Fisch. Die Elemente versinnbildlichen die beiden Orte.