Eichgraben


Gemeinde Eichgraben

Ortsgeschichte

Eingebettet in die Hügellandschaft des Nagelbachtales liegt die Wienerwaldgemeinde Eichgraben. Die Gegend wurde relativ spät besiedelt. Zwar fand man am „Eichgrabner Höhenwanderweg“ sieben Hügelgräber mit Grabbeigaben einer kelto-illyrischen Bevölkerungsgruppe; eine regere Siedlungstätigkeit setzte in den westlichen Wienerwaldgebieten jedoch erst im Hochmittelalter ein, die mit Klostergründungen, Lehen und freiem Bauerntum, einher ging. Die Gegend um Eichgraben wurde durch die im Westen anschließenden Herrschaften Lengbach und Anzbach urbar gemacht. In einer Schenkungsurkunde des Christian von Lengbach von 1312 wird „Hinterleithen“ in Verbindung mit „Götzeinswiesen“ und Knaggern (Görzwiesen bzw. Knagg, beide Ortschaften heute zu Maria Anzbach gehörig) erwähnt. Die Ortsbezeichnung Aichgrawen – ein mit Eichenwald bewachsener Graben – wird erstmals in einer Urkunde des Stiftes St. Andrä an der Traisen 1345 verwendet.

Unter Leopold I. wurde im 17. Jahrhundert der als Bannwald erhaltene Wienerwald zur Schlägerung freigegeben. Die Holzarbeiter und Köhler, die nun aus Salzburg, Steiermark, Tirol, Bayern und Böhmen in die Gegend kamen, errichteten in den Wäldern primitive, niedrige Hütten – die „Duckhütten“ als Unterkünfte. Später wurden den „Hüttlern“ die Hütten mitsamt dem Grund und dem Recht auf Viehhaltung überlassen. Verheerung und Brandschatzung, unter der die Region bereits im ersten „Türkenkrieg“ 1529 zu leiden hatte, wiederholten sich im zweiten „Türkensturm“ 1683; 1717 raffte die Pestepidemie größere Teile der Einwohner hinweg. Die Gebiete sollten sich davon nur langsam erholen.

1858 wurde die Kaiserin-Elisabeth-Bahn mit der Strecke Wien-Linz fertiggestellt. Markantes Wahrzeichen ist bis heute das 1858 errichtete Bahnviadukt über den Eichgraben im Ortsteil Hutten. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz öffnete den Markt für neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Schutzhütten, Gaststätten und Ausflugsstationen wurden in den Waldgebieten und auf den Höhenzügen errichtet. Der westliche Wienerwald wurde zur Sommerfrische für die Wiener. Im späten 19. Jahrhundert entstand ein ausgedehntes Villenviertel.

Zwar wurde 1896 eine „Herz-Jesu-Kapelle“ im Ortsteil Ottenheim geweiht, die Ortschaften wurden aber weiter von der Pfarre Maria Anzbach betreut. Erst 1939 wurde die Filiale zur Pfarre erhoben. Bald nach dem Krieg begann man im Ortszentrum 1948 mit dem Bau einer neuen Kirche nach den Plänen des Architekten Josef Friedl. Sie wurde 1951 geweiht. Die Herz Jesu Friedenskirche erhielt bald den Beinamen „Wienerwalddom“. Die evangelische Pfarrgemeinde Purkersdorf betreut die Eichgrabner Michaelskapelle mit, die in den Jahren 1967 bis 1968 neu errichtet wurde.

1923 wurden die Ortsteile Hutten, Winkl, Hinterleiten, Ottenheim und Stein von der Gemeinde Anzbach sowie „Alt“ Eichgraben von Pressbaum losgelöst und zu einer eigenen Gemeinde zusammengeschlossen. Das Gemeindewappen wurde 1972 verliehen: Es zeigt einen von Gold und Grün schräg geteilten Schild, der in seinem vorderen Feld eine zweijochige gequaderte Brücke, in seinem rückwärtigen Feld ein goldenes Eichenblatt mit zwei Früchten trägt.

Am 29. 7. 1973 wurde Eichgraben zur Marktgemeinde erhoben. Heute ist Eichgraben nicht mehr nur Naherholungsgebiet und Zweitwohnsitz, sondern auch wichtiges Wohngebiet für Wien.