Grafenschlag


Gemeinde Grafenschlag

Ortsgeschichte

Auf einer Hochebene südlich von Zwettl liegt der Markt Grafenschlag. Heute gehören zur Gemeinde die Katastralgemeinden Bromberg, Kaltenbrunn, Kleingöttfritz, Kleinnondorf, Langschlag, Schafberg und Wielands sowie einige Einzelhöfe. 1311 wurde der Ort erstmals in alten Einkunftsverzeichnissen des Stiftes Zwettl als Greuenslag (Grevenslag) im Zusammenhang mit der Marktmühle genannt. Die Bezeicnung „Marktmühle" lässt darauf schließen, dass der Ort bereits das Marktrecht innehatte. Am Michaelistag (29. September) mussten die Abgaben entrichtet werden. Der Ortsname weist auf die Schlägerung eines gräflichen Besitzes bzw. auf die Anordnung durch einen Grafen hin. Grafenschlag lag im Herrschaftsgebiet von Weitra, die Kuenringer rodeten große Teile des silva nortica (Nordwald).

Bereits um 1200 oder davor dürfte es zu einer Pfarrgründung im Ort gekommen sein, vielleicht auf Veranlassung der Herren von Guttenberg. Etwa 2,6 km westlich von Grafenschlag auf dem Gutenberg lag deren Burg. Gozwinus de Gutenberch ist der erste namentlich bekannte Vertreter dieses Geschlechts. 1171 findet er Erwähnung in einer Urkunden mit Bezug zum Stift Zwettl. Er war ein Gefolgsmann der Kuenringer. Mitte des 13. Jahrhunderts kam die Burg in Besitz der Kuenringer. Der große Marktplatz (heute mit Pranger) lässt auf eine planmäßige Anlage schließen. Als Ortsgründer wird Graf Burkhart von Maidburg-Hardegg ins Spiel gebracht, der 1287 Burggraf zu Weitra war. Bis heute finden am 22. Juli und 11. November Markttage statt. In den Auseinandersetzungen mit dem hussitisch gesinnten böhmischen König Georg von Podiebrad verwendete Zdenko von Sternberg, der auch Burggraf von Weitra war, die Feste Gutenberg als Tabor. Gegen Ende des Jahrhunderts, 1487-1490 verwüsteten böhmische Truppen Grafenschlag und die Umgebung.  

Da der Grundherr während der Reformation dem katholischen Glauben treu blieb, fand das Luthertum hier keine große Anhängerschaft. Während des Bauernaufstandes 1596/97 sammelten sich hier am Hausfeld bei Haushof (nahe  Grafenschlag) rund 30.000 Waldviertler Bauern. Die kaiserlichen Unterhändler, die beiden Kremser Bürger Peter Carl und Hans Hirscher, sollten hier am 18. Februar 1597 mit den Bauern verhandeln, um eine friedliche Lösung herbeizuführen: Das kaiserliche Söldnerheer sollte unverzüglich abziehen und die Bauern auf ihre Höfe heimkehren, ohne Bestrafungen durch ihre Gutsherrn fürchten zu müssen. Allerdings hielten sich beide Teile nicht an die Vereinbarungen - die Bauern wurden hingerichtet.

Im 17. Jahrhundert kam es zu Kriegsläufen und Feuersbrünsten, die viel Zerstörung im Ort mit sich brachten. Nach der unglücklich verlaufenen Schlacht bei Loiben zog eine Gruppe der Soldaten Napoleons 1805 gen Norden nach Rappottenstein. Von dort aus wollten sie nach Grafenschlag geleitet werden, was ihnen auch gelang, indem sie den Marktrichter zwangen, sie im Schlafrocke, wie er war, hinzuführen. 1809 kam es wieder zu Requirierungen durch die Franzosen.

Am 18. März 1921 kam es zu einem verheerenden Großbrand, der durch Blitzschlag ausgelöst wurde. Da die Häuser mit Schindeln und Stroh gedeckt waren, brannten letztendlich 46 Häuser komplett ab. Leider waren auch zwei menschliche Todesopfer und zwölf Stück Großvieh zu beklagen. Die umliegenden Nachbarorte stellten sogleich Fuhren an Lebensmittel zur Verfügung. Der Landeshauptmann überbrachte die erste Spende von einer Million Kronen. Wenige Tage später baute die amerikanische Kinderhilfe eine Feldküche auf und versorgte drei Monate lang täglich 40 Personen mit Speisen und Getränken, sowie Kleidung und Decken.

Ein neues Kanalisationssystem wurde 1956 fertiggestellt, weiters die Regulierung des Purzelkamps in Angriff genommen. Am 1. Januar 1967 schlossen sich die Ortsgemeinden Grafenschlag und Kleinnondorf zu einer Großgemeinde zusammen, am 1. Jänner 1970 kam auch die Gemeinde Langschlag hinzu. Die schlichte spätgotische Pfarrkirche St. Martin, an der Westseite des Marktplatzes gelegen, erhielt 1976/77 ein neues Langhaus. Der barocke Hochaltar wurde 1786 aus dem Dominikanerkloster in Tulln hierher transferiert. Am 24. September 1978 wurde das Marktwappen verliehen: Ein von Rot auf Blau durch einen aus dem Schildesfuß aufragenden silbernen Pranger mit ebensolcher Kugel und Kette, gespaltener Schild; diesen Pranger begleiten rechts zwei gekreuzte silberne Morgensterne mit naturfarbenen Stielen, links ein goldener Blitz. Die Gemeindefarben Rot-Weiß-Blau wurden genehmigt.