Berndorf


Gemeinde Berndorf

Ortsgeschichte

Wie kaum ein anderer Ort in Niederösterreich wird Berndorf von einem "Werk" geprägt, der seit 1843 bestehenden Metallwarenfabrik. Berndorf wurde zur „Krupp-Stadt", gestaltet von der Industriellenfamilie Krupp und den in der Fabrik arbeitenden Menschen. Die Industrialisierung brachte die Erhebung zum Markt und später zur Stadt, Kirchen, Schulen, Theater, Wohnbau und Industriekultur, aber auch die Bombardierungen in den Jahren 1943 bis 1945.

Vor der Gründung der Fabrik lebten die kleinen Orte Ober-Berndorf und Unter-Berndorf - die im Mittelalter entstandenen Siedlungen wurden 1882 vereinigt - vor allem von der Landwirtschaft. Ober-Berndorf rechts der Triesting (Bereich Hermannsplatz) ist seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar und gehörte bis 1848 zur Grundherrschaft des Benediktinerstifts Klein-Mariazell. Ende des 15. Jahrhunderts entwickelte sich am linken Ufer eine zweite Siedlung als Straßendorf direkt an der Talstraße, später als Unter-Berndorf bezeichnet. Beide Orte gehörten zur Pfarre Pottenstein.

Etwas flussabwärts von dem seit dem 15. Jahrhundert bestehenden Eisenhammer in Unter-Berndorf entstand die Metallwarenfabrik, gegründet am 25. Mai 1843 vom Wiener Großhändler Alexander Schoeller, der die Finanzierung übernahm, und der Firma Friedrich Krupp aus Essen, die die Fabrik vor Ort einrichtete. Erzeugt wurden zunächst Bestecke, Säbel und Bajonette. Unter der Leitung von Hermann Krupp (1814-1879) und dessen Sohn und Nachfolger Arthur (1856-1938) erlangte das Werk Weltgeltung und bediente sich der jeweils modernsten Technologie. So führte die Fabrik 1880 als erster Betrieb der Monarchie das elektrische Licht ein, 1907 stellte sie von Dampf auf Strom um. Als Bauherren finanzierte die Familie Krupp, vor allem Arthur Krupp, den Wohnbau und zahlreiche kulturelle und soziale Einrichtungen. 1852 wurde eine Schule gebaut, 1878 ein Friedhof angelegt, 1883 die neogotische Marienkirche - heute Filialkirche - als Pfarrkirche geweiht. 1898 wurde ein Gymnasium gegründet, gefolgt von der Eröffnung des von Hermann Helmer und Ferdinand Fellner erbauten Kaiser-Jubiläumstheaters in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph (1899). 

In den folgenden Jahren entstand auf dem Hügel des so genannten Griesfeldes eine planmäßige Siedlung mit zwei Schulgebäuden (1908/1909) und dem neobarocken Kuppelbau der Margaretenkirche. Die heutige Pfarrkirche wurde nach dem Vorbild der Wiener Peterskirche gestaltet und 1917 eingeweiht. Berühmt wurden die in verschiedenen historischen Stilrichtungen gestalteten Klassenzimmer der Knaben- und Mädchenschule. Den Arbeiterkindern sollte in anschaulicher Weise Bildung vermittelt werden.

Auf Grund des enormen Aufschwungs des Ortes wurde Berndorf 1886 zum Markt und am 2. August 1900 zur Stadt erhoben. Seit der Eingemeindung von St. Veit, Ödlitz und Veitsau mit Steinhof 1923 ist die Stadt in vier Bezirke eingeteilt. 1938 wurde die Fabrik dem deutschen Krupp-Konzern in Essen eingegliedert und zum Rüstungsbetrieb umgestaltet. Von 1945 bis 1955 stand sie unter USIA-Verwaltung, wurde danach verstaatlicht und 1957 mit dem Aluminiumwerk Ranshofen vereinigt. Heute werden hier Küchengeschirr - berühmt ist das Berndorfer Besteck - und Aluminium-Fertigprodukte erzeugt.