Enzersdorf an der Fischa


Gemeinde Enzersdorf an der Fischa

Ortsgeschichte

Südlich von Fischamend an den westlichen Abhängen des Arbesthaler Hügellandes liegt Enzersdorf an der Stelle, an der der Reisenbach in die Fischa mündet. Heute besteht die Marktgemeinde aus den Orten Enzersdorf an der Fischa und Margarethen am Moos.    

Seit der Jungsteinzeit ist die Umgebung von Enzersdorf bewohnt, wie eine ausgegrabene neolithische Wohngrube zeigt. Die Funde zweier Webstuhlgewichte aus der Eisenzeit (Hallstattzeit),  dutzender Scherben, Münzen, Gefäße und eines Weihealtars aus der Römerzeit (http://lupa.at/queries/1263244337) belegen eine nahezu durchgehende Besiedlung.

Zu Spekulationen gab und gibt der Ortsname Anlass: Nach älteren Interpretationen geht er auf einen Mann mit dem althochdeutschen Namen Enczi (Enzi, Anzi oder Enizi) zurück. Wahrscheinlicher ist die Ableitung vom Namen vom Eigennamen „Engelschalk“. Die Gründung geht vermutlich schon auf das 11. Jahrhundert zurück. In einer Schenkungsurkunde von Gütern, Wiesen und Hofstätten an das Stift Klosterneuburg taucht die Bezeichnung zu Encinestorf auf (vor 1133). Als Dienstmann des Schottenklosters in Wien wird um 1200 ein Ritter Otto von Encinsdorf angeführt.    

Auf den östlich und südöstlich gelegenen Hügeln gab es einst bedeutende Weinkulturen, die heute nur mehr in „überschaubarem Maß“ betrieben werden. Die „Kellergasse“ erinnert noch daran.

Östlich von Karlsdorf befindet sich der Ludwigshof, ein Wirtschaftshof, der im Besitz der Schlossherren von Enzersdorf war. Ab 1379 wurde der Hof zu Enzersdorf durch Hans von Tyrna in eine Veste ausgebaut. Burg und Herrschaft gingen 1399 an die Pottendorfer über, 1475 an Barbara Edelpöck. In der Folge wechselten die Besitzer häufig – u.a. Teufel, Khevenhüller, Zinzendorf, Tinti, Batthany-Strattmann. 1683 wurde es durch osmanische Streifscharen zerstört. Bartholomäus Tinti ließ es zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder erneuern. 1882-85 wurde das baufällige Schloss abgetragen. Nur mehr geringe Mauerreste sind im Bereich Schloßgasse/Mühlgasse zu finden.

In der Ortsmitte erhebt sich die auf eine romanische Chorturmkirche zurückgehende Pfarrkirche, die heute dem hl. Thomas geweiht ist. Vermutlich 1200 durch das Schottenkloster errichtet lässt sich urkundlich für 1227 ein Berthold als erster Pfarrer nachweisen. Aus dieser frühen Bauphase stammt noch der Turm. In der Folge unterstand die Pfarre wie die Herrschaft wechselnden Patronatsherren. 1542 ging sie an die Familie Teuffel über. Damit setzte auch in Enzersdorf die Reformation ein. Die neue Herrschaft zog die Ländereien der Pfarrer ein. 1580 war hier der lutherische Pfarre Leopold Zerer tätig; er stammte aus Traismauer, hatte in Krems studiert und zu Wittenberg ordiniert. Anlässlich einer Visitation beklagte er sich über den niedrigen Gehalt. Seine Nachfolger waren Johann Zeitter aus Württemberg und Andreas Zahn aus der Mark Brandenburg. Erst 1676 wurde die Pfarre erst wiedererrichtet. Unter dem Patronatsinhaber Bartholomäus Tinti erfolgte eine Erweiterung des Kirchengebäudes. Als neues Langhaus wurde 1714 ein dreijochiger Saal errichtet. Auch die Westfassade mit dem Wappen der Tinti gehört diesem Bauabschnitt an. Um 1746 wurde im Osten noch eine weitere Sakristei angebaut.    

Durch Urkunden belegt bestand bereits 1200 eine Mühle im Westen des Ortes. Anstelle der alten Schlossmühle wurde 1869 ein Neubau errichtet. 1880 und 1890 erwarb Ludwig Polsterer die beiden Mühlen in Enzersdorf und legte den Betrieb zu den Vereinigten Walzmühlen Ludwig Polsterer zusammen. Ab 1915 begannen wesentliche Umbauten. Für den Mühlenbetrieb wurden zwei Francis-Turbinen installiert. Ein Kanzleigebäude wurde errichtet; Gleisanlagen banden die Betriebsanlage an das Eisenbahnnetz an. 1918 erfolgte der Bau des ersten Betonsilos; der zweite Silo – ein Stahlsilo – folgte 1933. Das weithin sichtbare Mühlenensemble an den Ufern der Fischa und des Mühlbachs besteht heute u.a. aus Produktionsgebäuden, Siloanlagen, einem Verwaltungsgebäude und Wohnhaus sowie zwei Elektrizitätswerken, die überschüssigen Strom in das Netz der Wiener Stadtwerke einspeisen.    

Das 19. Jahrhundert war geprägt von Naturkatastrophen aller Art: Überschwemmung mit Leitha-Dammbruch (1813), Cholera (1832, 1866, 1872), Großbrand (1872, 1882), sowie Einquartierungen von Truppen, die der Bevölkerung beträchtliche Mengen an Lebensmittelabgaben abverlangten (1805, 1809, 1848, 1866). Am 8. Oktober 1927 erschütterte ein heftiges Erdbeben die Marktgemeinde. Die Auswirkungen waren heftig: „Sämtliche Häuser beschädigt, Schulen, Pfarrhof, Haus Nr. 32/33 (Gendarmerie), Kindergarten, Gemeindegasthaus und 10 weitere Gebäude teilweise irreparabel baufällig; beide Schornsteine und der Wasserturm der Baumwollspinnfabrik müssen abgetragen werden.“ Bei Probebohrungen nach Erdöl kam es am 22. März 1935 kam es zu einem gewaltigen Erdgasausbruch, der in der näheren Umgebung hörbar und sichtbar war.

Seit 1970 bildet Enzersdorf an der Fischa mit Margarethen am Moos eine Großgemeinde. 1985 erfolgte dann die Markterhebung. Mit Bescheid vom 9. April 1985 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: Ein durch einen silbernen Wellenbalken schräglinks geteilter Schild, oben in Rot ein goldenes Zahnrad, unten in Grün eine goldene Ähre. Die Gemeindefarben Rot-Weiß-Grün wurden genehmigt.