Ferschnitz (Schloss Freydegg)


Gemeinde Ferschnitz

Ortsgeschichte

Eingebettet in die sanften Hügel des Mostviertels liegt die Marktgemeinde Ferschnitz. Seit 976 waren hier die Bischöfe von Regensburg begütert. Erstmals in einer Urkunde von 1034 wird das Gebiet Phezniza genannt, abgeleitet vom slawischen Wort für „rasend, tobend“. Namengebend war also der Bach und sein bisweilen ungestümes Verhalten. Der Ort dürfte erst im 12. Jahrhundert entstanden sein, vielleicht zeitgleich mit der Burg Freydegg, die nordwestlich von Ferschnitz an der Straße nach St. Georgen am Ybbsfelde liegt. Auch sie war ein Lehen des Regensburger Hochstiftes. Aus dem Jahr 1345 stammt ein Kaufvertrag, mit dem Friedrich der Haeusler die Lehenschaft an der Kirche zu Versnitz, den Hof bei der Kirche und weitere Liegenschaften an Pilgrim von Tannberg verkaufte. Einige Jahre später erwarb der Besitzer von Freydegg Heinrich von Zelking das Kirchenlehen. Eine Schenkung an die Kirche folgte 1352. Seit diesem Zeitpunkt blieb die Entwicklung des Ortes eng mit der Herrschaft Freydegg verbunden. Durch Heirat gelangte Freydegg dann 1452 in den alleinigen Besitz der Familie Streun.

Ab 1569 war Reichard Streun von Schwarzenau, Hofkammerpräsident unter Maximilian II. und Führer der protestantischen Landstände, Inhaber der Herrschaft und des Schlosses. Er ließ zwischen 1575 und 1594 die Burg zu einem der prächtigsten Renaissanceschlösser des Landes ausbauen. Bei der Hochzeit mit seiner zweiten Frau Regina von Tschernembel im Schloss ereignete sich am 24. April 1581 ein schweres Unglück: Der Saal mit den Hochzeitsgästen stürzte ein; es gab Tote und Verletzte. Das Schloss wechselte im 17. Jahrhundert die Besitzer, bis es schließlich 1678 an die Familie Starhemberg überging. In deren Eigentum blieb es bis 1937. Der Verfall setzte bereits im 18. Jahrhundert ein. Heute sind von dem Bau nur mehr der Torturm des Vorhofes sowie ein lang gestreckter Wirtschaftstrakt erhalten.

Der Fürsprache Reichard Streuns von Schwarzenau verdankt der Ort das Markrecht, das er gemeinsam mit dem Marktwappen 1589 verliehen bekam. Vom Niederösterreichischen Bauernaufstand 1596-97 war auch Ferschnitz betroffen. Am 1. März 1597 überfielen die aufständischen Bauern – Untertanen aus Neuhofen, Euratsfeld und der Pfarre Ferschnitz – den Pfarrhof, plünderten diesen und drohten den Pfarrer, der sich ins Schloss Freydegg geflüchtet hatte, aufzuhängen. Der evangelische Geistliche hatte in seinen Predigten gegen die Bauern gewettert und erklärt, sie wären des Heiligen Sakramentes nicht würdig und ihre Kinder sollten nicht getauft werden.

Die Pfarrkirche von Ferschnitz liegt erhöht am südlichen Ortsrand. Sie besitzt ein ungewöhnliches Patrozinium: Sie ist nämlich dem Hl. Xystus (Sixtus) geweiht. Der Langchor gehört noch der Spätgotik an und dürfte um 1499 entstanden sein. Das Langhaus und der massige Westturm entstanden in der Spätrenaissance unter Reichard Streun von Schwarzenau. Es handelt sich um eine der wenigen erhaltenen, ehemals protestantischen Patronatskirchen in Niederösterreich. Bemerkenswert ist der Bestand an Spätrenaissance-Grabmälern im Chor und im südlichen Seitenschiff, etwa für Katharina von Streun oder für ein im Mutterleib gestorbene Kind. Der Gegenreformation verdankt die Kirche die heutige barocke Innenausstattung: Der Hochaltar wurde 1757–70 von Kaspar Timpf errichtet; das Altarblatt schuf Martin Johann Schmidt, gen. Kremser Schmidt 1770.