Gmünd


Gemeinde Gmünd

Ortsgeschichte

Die alte Kuenringerstadt Gmünd lag seit ihren Anfängen an einer Grenze, von der die Stadt jahrhundertelang geprägt wurde. Am Gemünde, dem Zusammenfluss zwischen Lunsenitze (Lainsitz) und Schremelitze (Braunau) solle sich, so bestimmte Kaiser Friedrich I. Barbarossa schon im Jahr 1179, ein Grenzpunkt zwischen Böhmen und Österreich befinden. Möglicherweise gab es damals dort schon eine - nicht mehr nachweisbare - Siedlung („Alt-Gmünd"). Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts wurde Gmünd als Burg- und Grenzstadt von Hadmar II. von Kuenring angelegt und 1217 unter seinen Waldviertler Burgen aufgezählt. 1257 wird erstmals das Stadtgericht, 1278 der Markt genannt. Die Bürgersiedlung entstand auf einem teilweise felsigen, nach Norden und Osten steil abfallenden Gelände und umschloss einen lang gestreckten Straßendreiecksplatz, in dessen Mitte sich noch heute der Renaissancebau des Rathauses aus dem 16. Jahrhundert befindet. Die Stadtmauern umfassten die Burg an der südwestlichen Ecke und die wehrhafte Pfarrkirche an der Nordostecke, während im Norden und Osten die Lainsitz und die Braunau Schutz boten.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert gingen Burg und Herrschaft an die Herren von Liechtenstein über, Verwandte der Kuenringer (1262-1418), denen im 15. Jahrhundert die Puchheimer folgten. Die Pfarrkirche St. Stephan, eine Tochterpfarre von Weitra, entstand Anfang des 13. Jahrhunderts (1215). Im Spätmittelalter wurde der ursprünglich romanische einschiffige Bau zu einer spätgotischen Basilika umgebaut.

Als Grenzstadt war Gmünd von kriegerischen Auseinandersetzungen besonders betroffen. In den Hussitenkriegen des 15. Jahrhunderts wurde die Stadt fast völlig verwüstet, 1483 fiel sie an Matthias Corvinus, im Dreißigjährigen Krieg wurde sie von den Schweden bedrängt. Dazu kamen Brände, die Pest und 1403 ein verheerender Meteoriteneinschlag, von dem berichtet wird: Es fiellen stain auß den gewolckhen zu gemünden in der stat, wobei vill viech erschlagen wurde.

In der Neuzeit wechselten die Stadtherren häufig. Seit Maximilian I. landesfürstlich, verkaufte Kaiser Rudolf II. die Herrschaft 1585 an die evangelischen Herren von Greiß. Nach mehrfachem Besitzerwechsel in den folgenden Jahrhunderten kaufte Erzherzog Sigismund von Habsburg-Lothringen 1859 das in seinem Kern auf das 13. Jahrhundert zurückgehende und im 16. Jahrhundert ausgebaute Schloss, das bis heute im Besitz seiner Nachkommen ist. 

Die Stadt hatte sich schon 1810 aus dem Untertänigkeitsverhältnis freigekauft und war seither eine freie Gemeinde. Durch den Bau der Franz-Josephs-Bahn von Wien nach Budweis und Prag (Eröffnung 1869 und 1871) entwickelte sich Gmünd zu einem Eisenbahnknotenpunkt mit ausgedehnten Reparaturwerkstätten. Aus der kleinen Ackerbürgerstadt wurde eine Industriestadt. Im 19. Jahrhundert veränderte Gmünd sein Stadtbild. Stadtmauer, Tore und Türme wurden niedergerissen, doch haben sich auf dem Stadtplatz einige der wunderschönen Häuser aus dem 16. Jahrhundert mit spätgotischen Bauteilen, Zinnengiebeln und eindrucksvollen Zeugnissen der Sgraffitokunst erhalten.

Die Errichtung eines Flüchtlingslagers während des Ersten Weltkriegs im Süden der Altstadt führte zu explosionsartigem Bevölkerungswachstum. Bis zu 40.000 Flüchtlinge aus den östlichen Kronländern der Monarchie waren dort zeitweise einquartiert. Aus dem Lager wurde später die Gmünd II genannte Neustadt. Durch den Vertrag von St. Germain wurde die Stadt geteilt, die Westbezirke mit dem Hauptbahnhof und den Zentralwerkstätten (Gmünd III) gehörte nun zu der neuen Tschechoslowakischen Republik und wurde in Ceské Velenice umbenannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Gmünd als Industrie- und Schulstadt zum wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des Bezirks. Der Fall des Eisernen Vorhangs brachte eine ungeheure Belebung. Aus der Grenzstadt wurde ein Eingangstor in das Nachbarland - eine Brücke zwischen Ost und West über die alte Grenze hinweg. Gmünd unterhält eine Partnerschaft mit der lothringischen Stadt Sarreguemines.