Grafenwörth


Gemeinde Grafenwörth

Ortsgeschichte

Südlich des Wagrams, in der Nähe der Kampmündung liegt die Marktgemeinde Grafenwörth. Sie umfasst heute die Katastralgemeinden Feuersbrunn, Grafenwörth, Jettsdorf, St. Johann, Seebarn am Wagram und Wagram am Wagram.

Prähistorische Funde im Weinland und am Wagram belegen eine Besiedlung des Gemeindegebiets seit der Jüngeren Altsteinzeit. So verweisen Werkzeuge, Tier- und Kohleresten auf die Existenz von sog. Mammutjägerstationen. Ebenso fanden sich Belege aus der Bronze-, Hallstatt- und Keltenzeit. Bei Grabungen im Bereich des ehemaligen Judenfriedhofs in Grafenwörth sowie beim Abbau in der Sandgrube Ratibor stieß man auf hallstattzeitliche Flachgräber mit reichen keramischen Beigaben. Aus der Keltenzeit stammen u.a. die Überreste zweier Töpferöfen. Auf dem „Schergenfeld“ (KG Seebarn am Wagram) befand sich eines der bedeutendsten germanischen Siedlungsareale. Fundamente von sechs germanischen Grubenhäusern konnten beiderseits des Wagram-Kamps ergraben werden. Die reichen Funde befinden sich heute im Freilichtmuseum in Elsarn im Straßertal. Im Ortsteil Waasen stieß man beim Schotterabbau auf ein Gräberfeld aus der Völkerwanderungszeit. Die Steinkistengräbern bargen reiche Grabbeigaben: Keramik, Beinkämme, Pfeilspitzen usw.    

Die älteste urkundliche Nennung als Wert (= „Wörth“) erfolgte 1119/21 in einer Traditionsnotiz des Bistums Freising. Zur besseren Unterscheidbarkeit erweiterten die hier ansässigen „Werder“ ihren Namen gegen Ende des 13. Jahrhunderts auf Graevenwerde. Erstmals taucht dieser Name in einer Traditionsnotiz des Stiftes Heiligenkreuz zum 4. April 1280 auf. Die mittelalterliche Siedlung entwickelte sich aus einem Straßendorf entlang des Mühlenkamps und einem Haufendorf rund um die alte Pfarrkirche. Den Mittelpunkt des Straßendorfes bildete die Burg der milites Otto und Leo fratres de Gravenwerde (Nennung 1295). Grafenwörth unterstand bis zu deren Aussterben den Grafen von Plain-Hardegg. 1318 gelangte es in den Besitz der Schaunberger, 1353 in den der Maissauer. Um 1380 wurde Grafenwörth zu einem eigenen Landgerichtssprengel. Dessen Grenzen sind aus dem  „Freibuch über Grafenwerd“ – eine Aufzeichnung der Rechte im Landgericht – ersichtlich (1433). Anlass für die Niederschrift war der Verkauf der Herrschaft und des Landgerichts an Erhard Kälberharter, Burggraf der Maissauer zu Horn. Schon 1400 hatte Herzog Wilhelm von Österreich Grafenwörth einen ewigen Wochenmarkt verliehen, der jeweils am Dienstag abzuhalten war. Das „Freibuch“ enthält zahlreiche Bestimmungen, das Marktrecht betreffend, unter anderem die Verwendung des „Grafenwörther Maßes“, das bereits 1311 in Schriftquellen Erwähnung findet. Nach dem Aussterben der Kälberharter Mitte des 16. Jahrhunderts wechselten die Besitzer häufig. Schließlich wurde die Herrschaft Grafenwörth durch Johann Baptist von Verdenberg, erster Hofkanzler für Ober- und Unterösterreich, mit der Herrschaft Grafenegg zusammengelegt. Am 8. August 1578 verlieh Kaiser Rudolf II. Grafenwörth ein Marktwappen. Die in Abschrift erhaltene Wappenurkunde enthält eine genaue Beschreibung.  

Während des 30jährigen Krieges wurde die Burg zu Grafenwörth 1645 angeblich von den Schweden zerstört. Nach einem erfolgten Wiederaufbau wurde sie um 1780 endgültig abgebrochen. Nach dem Einsturz der alten Kirche 1790/91 wurde auf dem heutigen Areal eine neue Kirche mit Pfarrhof, Schule und Schüttkasten errichtet. Sie zeigt die typischen Formen der josephinischen Pfarrkirchen. Die Freskenausstattung fertigte Leopold Mitterhofer an, ein Schüler Martin Johann Schmidts. Nach Aufhebung des Stiftes Dürnstein 1788 hatte nun das Stift Herzogenburg das Pfarrpatronat inne. Schweickhardt beschrieb 1833 in seiner „Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens“ ausführlich den Markt: Zu dieser Zeit lebten in den 124 Häusern 190 Familien. Der Viehbestand belief sich auf 33 Pferde, 19 Ochsen, 131 Kühe, 11 Schafe, 11 Ziegen und 170 Schweinen. Die Felder wurden mit Weizen, Korn, Hafer und Mais bestellt. Ein weiterer wichtiger Erwerbszweig war der Weinbau. Im Zuge der Aufhebung der Grundherrschaft und der Neuordnung der Gemeindeverwaltung erhielt Grafenwörth 1850 seinen ersten Bürgermeister. Zunächst gehörte Grafenwörth noch zum Verwaltungsbezirk Krems, 1892 wurde der Ort dem Verwaltungsbezirk Tulln zugeordnet. Die ab 1870 errichtete Bahnstrecke Krems-Absdorf führte zwar nördlich an Grafenwörth vorbei, aber immerhin wurde in Wagram eine Haltestelle errichtet (heute Wagram-Grafenegg). Eine Lotterie half 1905 bei der Finanzierung der Rollfähre, die Grafenwörth mit Traismauer verband. 1972 wurde ihr Betrieb eingestellt.

Durch alle Jahrhunderte war der Ort von schweren Hochwässern betroffen; im Winter bildeten sich   auf der Donau Eisstöße; das Wasser von Kamp und Donau konnte nicht abfließen und überflutete die Felder. Unwetter und Dauerregen verursachten Überschwemmungen. Schutzdämme am Kamp mit dem Polder Theiß wurden 1956-1965 errichtet. Die Schutzdämme wurden ab 1982 bis Seebarn weitergeführt. Das „Jahrhunderthochwasser“ von 2002, das in zwei Wellen die Orte überflutete, führte ab 2008 zum Bau zusätzlicher Schutzeinrichtungen im Bereich von Jettsdorf.

Im Zuge der angestrebten Gemeindestrukturverbesserung vereinigten sich 1971 die Großgemeinde Grafenwörth mit der Großgemeinde Feuersbrunn zur Großgemeinde Grafenwörth-Feuersbrunn. Ein Jahr später trat auch Seebarn am Wagram der Gemeinde bei, die fortan die Bezeichnung „Marktgemeinde Grafenwörth“ trug. Mit dem Bau der Schnellstraße 5 und dem Anschluss an die Schnellstraße 33 durch den Bau der St. Georgsbrücke über die Donau 2010 wurde Grafenwörth in das überregionale Verkehrsnetz eingebunden. Dies ermöglichte auch die Ansiedlung neuer Betriebe im Wirtschaftspark Grafenwörth.