Groißenbrunn


Gemeinde Engelhartstetten

Ortsgeschichte

Östlich am Ende des Marchfeldes nahe Schloßhof liegt der Ort Groißenbrunn. Als „Chressinprunen“ wurde die Ansiedlung erstmals 1115 urkundlich erwähnt. Er gehört zu den ältesten Ansiedlungen im Marchfeld.

In die Geschichte ging er ein als Ort der Entscheidungsschlacht zwischen König Bela IV. von Ungarn und König Ottokar II. von Böhmen am 12. Juli 1260. Vorangegangen waren die Auseinandersetzungen um das Erbe der Babenberger. Přemysl Ottokar, der jüngere Sohn des Böhmenkönigs hatte 1251 auf Bitte der österreichischen Ministerialen die Macht im Herzogtum übernommen. Zur Absicherung hatte er am 1. Februar 1252 den Ehebund mit Margarete von Österreich, der Tochter Herzog Leopolds VI. geschlossen, die bereits nach dem Tod ihres Bruders Friedrichs II. des Streitbaren 1246 Erbansprüche auf die Herzogtümer Österreich und Steiermark erhoben hatte. Ansprüche hatte aber auch deren Nichte Gertrud erhoben. Nach der Eheschließung bestätigte der Papst Ottokar als Besitzer der beiden Herzogtümer. Gertrud verbündete sich nun mit dem ungarischen König Bela und heiratete in dritter Ehe dessen Verwandten Roman von Halicz  im Sommer 1252. Bela begann unverzüglich mit Kampfhandlungen, die er zunächst auf Intervention des Papstes einstellen musste. Im Frieden von Ofen kam es zu einer Aufteilung des Erbes: Ottokar bekam Österreich und einige Teile der Steiermark. Deren Rest erhielt Bela.

Als sich im Spätherbst 1259 die Steirer gegen die ungeliebte ungarische Herrschaft erhoben, bot sich Ottokar die Möglichkeit einzugreifen. Seine Parteinahme führte im Februar und März 1260 zu mehreren Scharmützeln an der March. Zwar schlossen die Parteien einen Waffenstillstand, aber am 26. Juni kam es wieder zu einem Kampf bei Laa an der Thaya. Die Annalen berichten von 400-500 Gefallenen. Am 4. Juli brach das böhmische Heer von Laa auf und zog Richtung Marchfeld. Ihr Feldlager schlugen sie rund um Markthof auf. Nur durch den Fluss getrennt lagerten auf der anderen Seite die ungarischen Truppen.  Um diesen einen Übergang über die March und so einen fairen Kampf zu ermöglichen, gelobten die Böhmen einen Waffenstillstand und zogen sich aus der Marchniederung etwa auf die Höhe von Stopfenreuth und Grafenweiden (später Niederweiden) zurück. Allerdings schien der Zeitpunkt des Endes der Waffenruhe unklar formuliert. So erfolgte der Angriff der ungarischen Truppen auf das böhmische Hauptlager völlig überraschend. Ein Teil der Truppen befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in Hainburg bzw. als Versorgungszug in den Außenlagern. Nur „mit Gottes Hilfe“ konnten sie den Zangenangriff überstehen. Dann aber eilten Truppen aus den weiter nördlich gelegenen Lagern sowie aus dem Raum Hainburg, Stopfenreuth und Grafenweiden zur Hilfe. Sie drängten die Ungarn Richtung March ab, die verzweifelt eine Fluchtmöglichkeit suchten und nicht fanden. Laut Berichten fanden zwischen 14.000 und 15.000 Ungarn den Tod. Der spärliche Rest war versprengt, der König auf der Flucht. König Ottokar berichtete in einem Brief an den Papst, dass „die March nicht nur gleich dem Rothen Meer von ungarischen Blut gefärbt, sondern so mit Leichen angefüllt war, daß die Selben den Siegern als Brücke diente zur Überschreitung des Flusses.“

Wie in den anderen Orten dieser Region folgten in den kommenden Jahrhunderten Verwüstungen, Plünderungen und Brandschatzungen durch Ungarn, Osmanen und Kuruzzen. Letztere überfielen 1703 den Ort, zerstörten die Kirche und verwüsteten die Häuser. 1704 und 1706 wiederholten sich die Gräuel. Die Bewohner flohen in der Folge in benachbarte Orte. Die Pestepidemien 1655 und 1710 dezimierten weiter die Bevölkerung. So siedelte man nach 1655 auch in Groißenbrunn kroatische Familien an. Der Ort hatte unter den Hochwässern der March und Donau zu leiden. Am 11. August 1747 vernichtete eine Heuschreckenplage alles, was grün an Bäumen, Sträuchern und Feldern war.

Für die Wasserversorgung des Neubaus von Schloßhof wurde bei den Teichen in und um Groißenbrunn ein hölzernes Schöpfwerk errichtet. Es pumpte das Nutzwasser in die neu angelegten Reservoirteiche. Von dort wurde es über hölzerne Rohrleitungen unter hohem Druck zu den Bassins und Brunnenanlagen gebracht. Auch die Versorgung des Schlosses mit Trinkwasser erfolgte von Groißenbrunn aus. Die Wasserleitung existiert heute noch. Nach dem Tod Prinz Eugens erbte dessen Nichte Schloßhof. Sie schenkte Gebäude und Güter ihrem Gemahl Prinz Joseph Friedrich Wilhelm von Sachsen-Hildburghausen. Dieser veranstaltete nicht nur großartige Feste in Schloßhof:  So fand etwa anlässlich einer mehrtägigen Jagd, an der auch Maria Theresia mit ihrem Gemahl teilnahm, eine „Naumachia“ (Wassergefecht) auf den Groißenbrunner Teichen statt. Er förderte  auch die dem Stift Melk inkorporierte Pfarrkirche im Ort und stiftete Paramente sowie geistliche Geräte. 1751 hatte der Wiener Baumeister Matthias Gerl auf einer Geländestufe im Norden des Ortes eine neue Kirche errichtet. Bereits 1763 musste die Kirche wegen auftretender Bauschäden mit einem tieferen Fundament unterfangen werden. Maria Theresia ließ für ihre Kirchenbesuche ein Oratorium einbauen. Ihre heutige Ausstattung erhielt die dem hl Ägidius geweihte Kirche 1774 durch Abt Urban II. von Melk. 1771 übernahm die Pfarrkirche von der Maria-Bründl-Kapelle deren Funktion als Wallfahrtsort. Das Stift finanzierte auch 1787 den Neubau einer Schule. Zuvor hatte der Unterricht im Wirtshaus stattgefunden.

Laut der „Darstellung des Erzherzogthums“  besaß der Ort um 1830 44 Häuser mit 56 Familien. Der Viehstand belief sich auf 80 Pferde, 34 Ochsen, 834 Kühe, 144 Schafe und 50 Schweine. Am 12. Juli 1842 kam es zu einem verheerenden Brand, von dem nur das Wirtshaus und die Schule verschont blieben. Im August 1897 überschwemmten Donau und March infolge sintflutartiger Regenfälle das Marchfeld. Auch in Groißenbrunn wurde die gesamte Ernte vernichtet.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges lag Groißenbrunn mitten im Gebiet der Rückzugskämpfe der Deutschen Armee. Die Pfarrkirche wurde schwer beschädigt, das Dach zerstört. Erst am 4. September 1949 konnte der Abt des Stiftes Melk Maurus Höfenmayer die Wiedereröffnung der Wallfahrtskirche feiern.

Seit Beginn des Jahres 1971 gehört Groißenbrunn zur Großgemeinde Engelhartstetten.