Ortsgeschichte
Westlich von Gainfarn liegt das Dorf Großau, das heute zur Gemeinde Bad Vöslau gehört. Eine erste Nennung erfolgte 1136 im Klosterneuburger Salbuch: Volchold und sein Sohn Adalbero vermachten zwei Weingärten zu Grazou (Großau) an das Stift Klosterneuburg. Aus dem Jahr 1369 stammt ein Stiftungsbrief der Filialkirche hl. Katharina, die seit ihren Anfängen zur Melker Stiftspfarre Gainfarn gehörte. Aus dem Dreiecksangerdorf entstand in der frühen Neuzeit ein Straßendorf. Das Siedlungsgebiet ist heute durch Einzelhaus-Siedlungen bestimmt.
Die Besitzer der kleinen Herrschaft wechselten häufig: Im 14. Jahrhundert war sie im Besitz von Konrad von Weitra, dann Friedrich von Hohenberg und Ludwig von Eckartsau. Unter Franz von Ficin, der 1540–1585 Großau, Merkenstein und Gainfarn verwaltete, kam es zu heftigen Unruhen unter der bäuerlichen Bevölkerung (Merkensteiner Bauernaufstand). 1603 legte Jonas von Heyßberg die Herrschaft Großau mit der Herrschaft Merkenstein zusammen.
Schließlich erwarb 1672 Gundakar von Dietrichstein die Herrschaft Merkenstein-Großau. Bis 1829 blieb sie im Besitz der Familie Dietrichstein. Während des Osmaneneinfalls 1683 wurde die Burg Merkenstein zerstört und in der Folge nicht mehr aufgebaut. 1829 erwarben die Grafen Münch-Bellinghausen Großau.
Nach dem Inkrafttreten des Gemeindegesetzes von 1849 wählte die Bevölkerung den letzten Dorfrichter von Großau Josef Grabner zum ersten Bürgermeister. Drei Jahre später erhielt Großau eine eigene Schule. Die meist nur einklassig geführte Volksschule wurde 1967 wieder geschlossen. Der Berndorfer Industrielle Arthur Krupp, der 1917 das Gut Merkenstein erwarb, ließ 1918-19 die aus dem 14. Jahrhundert stammende, in der Barockzeit umgebaute Filialkirche durch neobarocke Zubauten erweitern (Architekt Robert Orley). Die Flachdecke des Langhauses wurde mit einem neobarocken Gemälde geschmückt. Die heilige Margarethe trägt die Gesichtszüge von Margarethe Krupp.
Mit Beschluss des niederösterreichischen Landtages wurden ab 1. Jänner 1972 die drei bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Vöslau, Gainfarn und Großau zusammengelegt. Im ehemaligen Gutshof der Herrschaft Merkenstein wurde die Forschungsstation Haidlhof der Veterinärmedizinischen Universität eingerichtet. Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Meierhof ermöglicht mit Stallungen für Hühner, Schweine und einem geräumigen Großtierstall Studien über Tierhaltung und Tierfütterung ebenso wie spezielle Untersuchungen zur Vorbeuge von Infektionskrankheiten. Forschungsprojekte beschäftigen sich auch mit der Kognition und Kommunikation von Tieren, im Besonderen von Vögeln und Nutztieren.