Lengenfeld


Gemeinde Lengenfeld

Ortsgeschichte

Am Übergang vom Waldviertel zur Wachau, wenige Kilometer von Langenlois und Krems entfernt, liegt auf einem Hochplateau die Marktgemeinde Lengenfeld. Das Gebiet war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt, wie Funde von Linearbandkeramik belegen. Auch aus der jüngeren Hallstattzeit gibt es zahlreiche Funde.

Um 1133/38 wird Lengenfeld erstmals in einer Urkunde greifbar, ein Zeuge nennt sich de Lenginvelt. Der Ortsname deutet auf einen „ausgedehnten Grund“ hin. Der bis heute die Landschaft bestimmende Weinbau wird urkundlich erstmals 1171 erwähnt. Die Ansiedlung erstreckt sich in der Senke des Utschbaches. Südlich davon auf einer Geländestufe – heute Schulberg – lag im Bereich des heutigen Kirchhofes ein „Festes Haus“. Vermutlich bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstand hier eine einfache Chorquadratkirche, die bis zum frühen 14. Jahrhundert zu einer dreischiffigen Chorquadratkirche mit Chorturm ausgebaut wurde. Noch heute umgibt den Kirchhof eine mächtige Wehrmauer mit Ecktürmen und Schießscharten. Der Ausbau zu einer Wehrkirche erfolgte im 16. Jahrhundert. Der ehemalige Karner in der Südostecke des Kirchhofs wird erstmals Mitte des 13. Jahrhunderts in Urkunden erwähnt. 1429 wird er als Kapelle genannt. Vermutlich bereits 1588 wurde er zu einer Schule umgebaut. Heute ist er in einem Wohnbau integriert.     

Nach wechselnden Besitzern übernahm um 1493 Georg (Jörg) von Seisenegg die Herrschaft Lengenfeld. In der Pfarrkirche befindet sich noch der Grabstein für seine fünf Kinder, die zwischen 1493 und 1508 verstarben. Unter seiner Herrschaft erhielt Lengenfeld durch Kaiser Maximilian das Marktrecht verliehen. 1535 kam Ort und Herrschaft in den Besitz Bernhards Beheim von Friedesheim. Einen ersten Abschluss erfuhr die Ortsentwicklung Ende des 16 Jahrhunderts: Der Ort bestand zu diesem Zeitpunkt bereits aus 158 Häuser. Reste der damaligen Marktbefestigung finden sich im sog. Biritor. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand auch das sog. Neue Schloss, an der durch den Ort führenden Straße gelegen. Das ursprüngliche Wasserschloss ist eine imposante vierflügelige Anlage mit runden Ecktürmen.

Der Markt unterstand bis 1602 dem Landgericht Krems, sein Waldbesitz dem Landgericht Gföhl. Dann wurde das Landgericht Lengenfeld geschaffen. Bis 1620 blieben Herrschaft und Landgericht im Besitz der Familie Friedesheim, die in der Pfarrkirche ihre Familiengruft besaß. Dann wurde die Herrschaft aufgrund der protestantischen Einstellung der Familie konfisziert und 1622 in den Besitz der Kremser Jesuiten übergeben. Sie leiteten eine umfassende Rekatholisierung der Bevölkerung ein. Während des Dreißigjährigen Krieges gab es 1645 schwere Kriegsschäden. Die Zahl der bewohnten Häuser sank bis 1683 auf 65. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 wurde die Herrschaft wieder landesfürstlich. Ab 1808 unterstand sie den Freiherrn von Summerau-Ulm-Erbach. Nach der Grundentlastung 1848 wurde der Markt Lengenfeld 1850 als Ortsgemeinde gegründet.

Im Norden des Ortsgebietes entstanden am Schickenberg und Ametsberg neue Siedlungen. 1970 erwarben das Künstlerehepaar Christa Hauer-Fruhmann und Johann Fruhmann das Schloss und revitalisierten den Bau. Von der Hand Johann Fruhmanns stammt die 1974 entstandene Fassadengestaltung der ost- und südseitigen Fassaden. Mit dem Tod Christa Hauer-Fruhmanns 2013 gingen die Sammlung und das Schloss als Stiftung in den Besitz des Landes Niederösterreich über.

Mit Bescheid vom 14. August 1984 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde Lengenfeld ein Wappen: In einem blauen Schild unter einem, mit einer beblätterten goldenen Weinranke belegten Schildeshaupt, ein auf grünem Grund nach vorne schreitender silberner Reiher, der in seinem roten Schnabel ein goldenes Hufeisen trägt. Die Gemeindefarben Blau-Weiß wurden genehmigt. Neben dem Weinausschank der zahlreichen Winzer bildet der 1994 gegründete Golfclub Lengenfeld – eine 36-Loch Anlage in den Weinbergen – einen weiteren Anziehungspunkt für Touristen.