Maissau


Gemeinde Maissau

Ortsgeschichte

Die Stadt Maissau hat eine bis weit in die Frühgeschichte zurückreichende Siedlungstradition. Aus einem hallstattzeitlichen Gräberfeld stammt etwa die im Höbarthmuseum in Horn aufbewahrte „Frauenkröte von Maissau". Eine Siedlung wird erstmals in einer Traditionsnotiz von 1114 erwähnt, als Otto von Mödling sein Gut Missov dem Stift Klosterneuburg schenkt. Der Ortsname ist vermutlich slawischen Ursprungs. Die im 16. Jahrhundert aufgekommene Ableitung von „Mäusen" ist wenig wahrscheinlich, fand jedoch Eingang in das 1548 von König Ferdinand I. verliehene Stadtwappen, das zwei aufspringende Mäuse zeigt.

Maissau war schon früh Sitz des möglicherweise auf Otto von Mödling zurückgehenden Ministerialengeschlechts der Maissauer, die im Spätmittelalter zu den mächtigsten und reichsten Adelsfamilien des Landes zählten. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte die planmäßige Anlage einer Burgstadt am Schnittpunkt der zwei bedeutenden Straßen von Wien nach Horn und von Krems nach Znaim, 1265 wird erstmals ein Pfarrer und Richter genannt. Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) erhielt Otto von Maissau unter dem Böhmenkönig Ottokar II. eine führende Stellung als Landmarschall und Landrichter, schloss sich aber später der Adelsopposition an und wurde 1265 hingerichtet. Sein Sohn Stephan kämpfte an der Seite König Rudolfs I. von Habsburg gegen Ottokar in der Schlacht bei Dürnkrut 1278. Er gründete das Zisterzienserinnenkloster St. Bernhard durch Verlegung der Kuenringergründung in Alt-Melon nach Krug bei Horn. In der Folgezeit konnten die Herren von Maissau ihre Stellung und ihren Besitz ausbauen, besonders unter Heidenreich von Maissau, dem Gründer der Kartause Aggsbach (1380). Ihm verlieh Herzog Albrecht II. 1356 neben dem Amt des obersten Marschalls auch das oberste Schenkenamt.

1380 wird Maissau in den Quellen als Stadt bezeichnet, blieb allerdings eine Ackerbürgerstadt, deren Bewohner von Weinbau, Ackerbau und Viehzucht lebten und von ihren Herrschaften nur bescheidene Selbstverwaltungsrechte erhielten. Im 15. Jahrhundert verloren die Maissauer unter Herzog Albrecht V. wegen einer Hochverratsklage gegen Otto IV. von Maissau den Großteil ihrer Besitzungen und starben mit dessen Tod (1440) aus. Über die Eckartsauer und die Zelking kam der Besitz 1537 schließlich an die Herren von Traun, seit 1653 Grafen von Abensperg und Traun. Zur Zeit der Reformation waren Herrschaft und Stadt evangelisch, 1645 wurde Maissau von den Schweden geplündert.

Eine bedeutende Veränderung erlebte die Stadt unter Kaiser Karl VI. und Maria Theresia durch die Verlegung der Straße von der sumpfigen Niederung auf den nordöstlichen Höhenrücken (heutige B4). Der wirtschaftliche Schwerpunkt verlagerte sich zu dem an der neuen Straße entstehenden Ortsteil, Maissauer Neustift genannt, der erst im 19. Jahrhundert mit der Altstadt zusammenwuchs. Von 1768 bis 1916 war Maissau Poststation und hatte im „Einkehrgasthaus" Stallungen für nahezu 100 Pferde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zum Aufschwung von Handel, Gewerbe und Tourismus. Maissau entwickelte sich zur Sommerfrische. Das am Nordrand der Stadt gelegene Schloss wurde um 1870 romantisch-historistisch umgebaut. Die umfangreiche Anlage besteht aus der im Kern spätmittelalterlichen Hochburg mit Bergfried, der Vorburg und einem weitläufigen Park. Im Schlosshof wird der schon traditionelle Maissauer Schloss-Advent am ersten Adventwochenende veranstaltet.

Zu den Schätzen der Stadt gehört der seit dem 19. Jahrhundert am Manhartsberg gefundene Amethyst. Die 2003 eröffnete „Amethyst-Welt" mit Schaustollen, Multimedia-Center, Ausstellung und Schmuckverkauf ist ein euroaweit einzigartiges Projekt. Der berühmteste Maissauer der jüngeren Zeit ist der Komponist Gottfried von Einem, der in Oberdürnbach lebte.