Payerbach


Gemeinde Payerbach

Ortsgeschichte

Der Markt Payerbach im oberen Schwarzatal verdankt seine Entstehung im 11. Jahrhundert der Lage an der damals wichtigen Straße über das Preiner Gscheid in das Mürztal, die ab dem 13. Jahrhundert durch die Semmeringstraße – zuvor nur ein Saumpfad – an Bedeutung verlor. Der Ort wird erstmals als Teil des Stiftungsguts der im Jahr 1094 von den Grafen von Formbach gegründeten bayerischen Benediktinerabtei Vornbach am Inn erwähnt. Größter Grundherr war daher in der Folgezeit die Propstei Gloggnitz, eine Niederlassung des bayerischen Klosters. Auch die vermutlich im 12. Jahrhundert erbaute Pfarrkirche St. Jakob war zunächst eine Filiale von Gloggnitz und wurde 1379 Pfarre. Im 15. Jahrhundert wurde sie nach einer Zerstörung in eine spätgotische Hallenkirche umgebaut (1447) und erhielt in der zweiten Jahrhunderthälfte einen mächtigen vierstöckigen Turm („Schwarzer Turm"). Ihr Chor stammt aus dem 14. Jahrhundert.

Das Schaubergwerk am Grillenberg – ein ehemaliges Eisenbergwerk – erinnert an die vermutlich bis in die Urgeschichte zurückreichende örtliche Bergbautradition. Wie Ausgrabungen mittelalterlicher Schmelzöfen belegen, wurde hier schon im 12. Jahrhundert eine Eisenschmelze betrieben. Ab 1790 wurde von der Innerberger Hauptgewerkschaft Spateisenstein (Siderit), ein wertvolles Eisenerz mit nahezu 50 Prozent Eisengehalt, abgebaut sowie der Maria-Schutz-Stollen angelegt. Wegen Unrentabilität musste die Förderung 1903 eingestellt werden.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Payerbach ein kleiner, seit dem Mittelalter zur Herrschaft Reichenau gehörender Ort am rechten Flussufer unterhalb der erhöht liegenden Pfarrkirche. Mit der Eröffnung der Semmeringbahn 1854 setzte die touristische Erschließung der Region ein und machte Payerbach zur Sommerfrische. Der Bahnhof Payerbach-Reichenau, 1853 errichtet und um 1875 repräsentativ ausgebaut, war Endstation der zahlreichen prominenten Gäste aus Wien, darunter auch Mitglieder des Kaiserhauses, die den Sommer in der Reichenau verbrachten.

Nun erfolgte eine kontinuierliche Verbauung der linken Talseite mit Villen, Gasthäusern, Hotels und Gewerbebetrieben, die ihren Höhepunkt um 1900/10 erreichte. 1882/83 wurden ein Schwimmbad und als „Badegarten" der Kurpark angelegt, der 1901/03 erweitert wurde. Nach der Jahrhundertwende erfolgte auch die Errichtung der beiden Schwarza-Brücken für den Verkehr und für Fußgänger (1900/01, 1903). Die Straßenbrücke wurde erst in jüngerer Zeit nach einem Entwurf Gustav Peichls unter Verwendung des originalen Jugendstilgeländers neu erbaut (1986). Mit der Eröffnung der „Höllentalbahn" nach Hirschwang im Jahr 1926 wurde Payerbach zum „Tor" des wildromantischen Höllentals wie auch der Rax, denn die Schmalspurbahn brachte Einheimische wie Gäste zu der im selben Jahr eröffneten Raxseilbahn.

Seit 1908 selbstständige Gemeinde, wurde Payerbach 1994 zum Markt erhoben. Im selben Jahr verlieh die Niederösterreichische Landesregierung mit Bescheid vom 12. August 1994 der Marktgemeinde ein Wappen: Erhöht geteilt durch einen silbernen Viadukt mit fünf weiten Bögen im Mittelteil sowie vier engen links und rechts, oben in Grün eine gestürzte, abgeflachte goldene Spitze, darin ein aufgerichteter roter Greif, in den Vorderklauen einen ebensolchen Hasen haltend, unten in Rot eine gold bordierte, gestürzte blaue Spitze, im Schildfuß belegt mit einer goldenen Raute, darin ein gekreuztes rotes Bergwerkszeichen. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Gelb-Blau wurden genehmigt.

Im Gemeindegebiet von Payerbach liegt auch die ehemalige Papierfabrik „Schlöglmühl" in Schmidsdorf, die für die gesamte Region von größter wirtschaftlicher Bedeutung war. Sie war bis 1781 eine Mahl- und Sägemühle, danach eine Schmalte- bzw. Spiegelfabrik und wurde 1851/52 in eine Papierfabrik für den Bedarf der Staatsdruckerei umgewandelt. In der Schlöglmühl wurde ein großer Teil des Papiers für die Banknoten, Wertpapiere oder Briefmarken der Habsburgermonarchie hergestellt. Sie war nicht nur eine der größten Papierfabriken der Monarchie, sondern zählte auch zu den qualifiziertesten und innovativsten Betrieben in ganz Europa mit bahnbrechenden Erfindungen. Hier wurde beispielsweise das Endlospapier erfunden und 1882 die weltweit erste elektrische Papiermaschine aufgestellt. Nach 130 Jahren Bestehen wurde der Traditionsbetrieb 1982 geschlossen; seit 1995 dient das Industriegelände als „Gewerbepark Schlöglmühl".