St. Anton an der Jeßnitz


Gemeinde Sankt Anton an der Jeßnitz

Ortsgeschichte

Eingebettet in das Engtal der Jeßnitz liegt die Naturpark-Ötscher-Tormäuer-Gemeinde St. Anton an der Jeßnitz. Die Gemeinde besteht aus dem Dorf St. Anton sowie den Rotten Anger, Gabel, Gärtenberg, Gnadenberg, Grafenmühl, Gruft, Hochreith, Hollenstein, Kreuztanne und Wohlfahrtsschlag. Katastralgemeinden sind Anger, Gärtenberg, Grafenmühl, St. Anton an der Jeßnitz und Wohlfahrtsschlag. Der Name geht auf das St. Antonius-Bründl und die dort errichtete Pilgerstation zurück. Beide wurden von Wallfahrern auf ihrem Weg nach Mariazell aufgesucht.

Die Namensgebung wird vermutlich erst um die Mitte des 13. Jahrhunderts erfolgt sein. Antonius von Padua starb 1231 und wurde im folgenden Jahr heiliggesprochen. Dem Flussnamen Jeßnitz liegt wohl das slawische Wort jasen (=Esche) zugrunde, obwohl es auch als Zornbach oder Igelbach erklärt wird.

Erste dünne Besiedelungen gab es schon während des keltischen Königreich Norikum und zur Römerzeit, im 8./9. Jahrhundert dann durch slawische und ab 900 n. Chr. durch bayrische Siedler. Die Herrn von Jeßnitz verwalteten schon früh das Gebiet, das zur Grafschaft Peilstein gehörte. Ihre Burg lag nördlich des Wolfsgrubsattels. Der Burgstall (Erdunterbau) ist noch deutlich zu erkennen. Otto von Jesenitz wird als erster Vertreter 1270 in einer Urkunde als Zeuge erwähnt. In weiterer Folge scheinen einige Jeßnitzer in Urkunden auf, besonders gehäuft in den Jahren zwischen 1282 und 1357, als sie Besitzungen an Herzog Albrecht II. für seine Stiftung der Kartause Gaming verkauften. Um 1360 dürften die Jeßnitzer zuerst eine Hälfte – und später die andere Hälfte – ihrer Burg an das Kloster verkauft haben. Die Kartause Gaming übte über den größten Teil des Gebietes die Grundherrschaft aus und besaß auch die Gerichtsbarkeit. Der restliche Teil gehörte zur Grundherrschaft Plankenstein. 1464 wird das Dorf St. Anton zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Um den Bewohnern den Weg nach Scheibbs zu ersparen, ordnete der Prior von Gaming 1644 den Bau einer Ortskirche an. Die Kirche St. Anton war eine Filiale von Scheibbs unter dem Patronat der Kartause Gaming. Zur Erinnerung daran wurde bei der Mündung des Bodingbaches das Antoni-Kreuz aufgestellt. Die frühbarocke Kirche mit gestaffeltem Chor wurde 1691 feierlich vom Bischof eingeweiht und durch Priester aus Gaming oder Scheibbs betreut. 1760 brannte der Dachstuhl ab, der Turm stürzte ein und das hintere Gewölbe mit Stuckdekor wurde zerstört. Ein schlichter hölzerner Dachreiter ersetzte von da an bis heute den Turm. Erst 1782 kam der erste Lokalkaplan nach St. Anton. 1785 wurde St. Anton eine eigenständigen Pfarre. Um 1800 wurde die Schule errichtet, die zuerst im ehemaligen Krämerladen untergebracht war und wohl erst 1807 ihren ordentlichen Betrieb aufnahm. In Kemmelbach (bei Ybbs) befand sich die nächstgelegenste Poststation.

1820 begann man mit dem Kohleabbau. Der erste Besitzer des Stein- und Schmiedekohle-Bergwerkes war Peter Tempus. Von ihm erwarb es Josef Heiser, der auch das ehemaligen Sensenwerk („Jeßnitzhammer“) aufkaufte, welches 1838 seinen Betrieb eingestellt hatte. Er errichtete dort eine Gewehrfabrik, die hohen Kohlebedarf hatte. 1854 belief sich der Ertrag auf 9.000 Wiener Zentner. 1857 beschäftigte die Gewehrfabrik etwa 21 Arbeiter. Bereits 1868 wurde der Betrieb wieder eingestellt. Zehn Jahre später erwarb das Anwesen die Töpper’sche Arbeiterbruderlade und baute es zu einem Altersheim für Arbeiter der Töpper’schen Fabrik in Neubruck um. Die Bruderlade war ein Vorläufer der heutigen Krankenkassen- und Pensionsversicherungsanstalten. Arbeitgeber und Arbeiter zahlten freiwillig monatlich Beträge ein. Aus dem Erlös wurden kranke und alte Arbeiter unterstützt. Heute ist in dem Gebäude ein Museum zur Geschichte der Bruderlade untergebracht.

Im Mai 1910 rutschte nach dreitägigen Regenfällen der durch den Kohleabbau unterhöhlte Berg ab; die Erdmassen stauten im Reifgraben den sogenannten Antoni-See auf, der in Folge zum Naherholungsgebiet avancierte. Zur Ankurbelung des Fremdenverkehrs gründeten 1970 die Gemeinden St. Anton an der Jeßnitz, Gaming und Puchenstuben den Ötscher-Tormäuer. Die Gründung erfolgte auch aus Widerstand gegen ein Kraftwerkprojekt, das die Erlauf zwischen Toreck und Trübenbach in den sog. Tormäuern aufstauen wollte. Damit wäre wertvoller Naturraum für immer verloren gegangen.