Teesdorf


Gemeinde Teesdorf

Ortsgeschichte

Südöstlich von Baden an den Ufern der Triesting liegt die Marktgemeinde Teesdorf. Die Ansiedlung soll bereits in keltischer Zeit entstanden sein. Auf die Kelten soll auch der Ortsname zurückgehen: tees bedeutet im Keltischen einen „Platz, wo Hirten mit Rinderzucht beschäftigt sind“.

Urkundlich scheint der Ort erstmals im Jahr 1365 in einem Gerichtsbrief auf, in dem Bruder Thomas, Kellermeister des Stiftes Heiligenkreuz, als Begünstigter einer versäumten Zahlung des Heim von Teesdorf aufscheint. Für diese Zeit sind auch schon die ersten Weingärten belegt, die sich am Grund Simaringen befanden. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts stand der Weinbau in voller Blüte. Herzog Albrecht verbot 1417 das Anlegen neuer Weingärten. In Mittelalter und früher Neuzeit hatte die Region schwer unter den Kriegswirren zu leiden.

Für das Jahr 1385 wird eine Veste genannt. Die Besitzer der Herrschaft Teesdorf wechselten in der Folge häufig. 1640 erwarb schließlich das Stift Melk das Gut und Herrschaft Teesdorf, musste es 1811 aber wieder veräußern. Die Brüder Johann Baptist und Carl Puthon kauften die Herrschaft. Sie nützten das Gebäude als Direktionsgebäude und erweiterten die 1802 gegründete k.k. priv. Spinnfabrik zu Teesdorf. Sie war eine der ersten mechanischen Baumwollspinnereien in der Monarchie. In den Jahren 1802/05 entstand die Fabriksanlage: ein fünfgeschossiges Fabriksgebäude, das einen vertikalen Produktionsfluss ermöglichte. Die Triesting lieferte die benötigte Wasserkraft für den Betrieb der Spinnmaschinen. Zwischen 1802 und 1842 waren zwei Dampfmaschinen für die Spinnerei im Einsatz. Danach versorgten zwei Turbinen die Fabrik mit elektrischem Strom.

Nach dem Erwerb der Herrschaft Teesdorf gründeten die Gebrüder Puthon 1813 die erste Teesdorfer Schule, eine einklassige Fabriksschule, die für die ab zwölf Jahren arbeitenden „Fabrikskinder“ auch am Sonntag geöffnet war. Wohnhäuser für die Arbeiter wurden errichtet. In den 30er Jahren erreichte die Choleraepidemie auch Teesdorf: Ein eigenes Choleraspital wurde eingerichtet. 1856 kam es zur Gründung des Wechselseitigen Unterstützungsvereins der Fabrikarbeiter zu Teesdorf, der der „Beschaffung der für die Vereinsmitglieder erforderlichen Nahrungsbedürfnisse im Großen zur Erzielung möglichst billiger Anschaffungspreise“ diente. Es war dies der älteste Konsumverein in Österreich. Wollte man als Mitglied aufgenommen werden, musste man beim „Vereinsdirektor“ einen Nachweis des ehelichen Standes erbringen und eine Bestätigung eines sittlichen Lebenswandels vorlegen. Sonntag für Sonntag machten sich die Geschäftsbesorger mit einem Handwagen nach Wiener Neustadt auf, um für die Vereinsmitglieder die bestellten Waren zu holen. Einige Jahre später übernahm ein Pferdefuhrwerk die Arbeit. 1873 wurde der erste Kramladen eröffnet, welcher dem 14stündigen Arbeitstag angepasst von 19:30 bis 22 Uhr geöffnet hatte. 1858 wurde eine Ortskapelle errichtet, die 1961 die Evangelische Gemeinde übernahm. Die evangelischen Bewohner mussten zuvor den Gottesdienst in Kirchen der Umgebung besuchen.

In den Jahren 1881/82 wurde die Bahnlinie gebaut, die von Wien nach Aspang führte und in weiterer Folge bis Hartberg ausgebaut, einen Anschluss nach Graz gewährte. Die Teesdorfer mussten allerdings anfangs zur zwei Kilometer entfernten Station in Tattendorf gehen. Erst 1887 erhielt Teesdorf eine eigene Haltestelle.

Als die Arbeiter der Spinnfabrik 1906 um bessere Arbeitsbedingungen kämpften, vertrieb das Militär die Streikenden mit ihren Familien aus den Fabrikwohnungen. Sie mussten sechs Wochen lang im noch heute so genannten „Zigeunergraben“ campieren. Während des Ersten Weltkrieges kam es mehrmals zu Explosionen von Munitionsdepots im Raum Großmittel, Blumau (z. B. 100 Tote und 70 Schwerverletzte am 5. April 1918) und Siegersdorf. Im Zweiten Weltkrieg war auch Teesdorf von den ab 1943 auf Wiener Neustadt geflogenen Bombenangriffen betroffen. In der Nacht vom 4. auf 5. Juli 1944 machte ein schnell ansteigendes Hochwasser der Triesting die Keller für Tage unbenutzbar. Zudem zerstörte es die Habseligkeiten, die die Bevölkerung hier vor den Bomben in Sicherheit gebracht hatte.

In der Nachkriegszeit erfolgte ein Ausbau der Infrastruktur. 1959/60 wurde eine neue Filialkirche gebaut und dem hl. Petrus geweiht. Anlässlich der 600-Jahr Feier 1965  verlieh der NÖ Landtag der Gemeinde Teesdorf das Marktrecht. In Folge der Gemeindereform wurden 1972 die Orte Teesdorf, Tattendorf, Günselsdorf und Blumau-Neurißhof zu einer Großgemeinde vereinigt. Die so entstandene neue Gemeinde trug den Namen Steinfelden. In der Folge wurde die Volks- und Sonderschule in Teesdorf errichtet, das Sitz und Zentrale der Schulgemeinde wurde. Auf Wunsch aller vier im Gemeinderat vertretenen Ortsteile wurde die Großgemeinde Steinfelden am 1. Jänner 1988 wieder aufgelöst. Mit Bescheid vom 28. Juli 1988 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der nunmehrigen Marktgemeinde Teesdorf ein Wappen: Ein gespaltener Schild, in seinem vorderen silbernen Feld in einem blauen Schildhaupt zwei goldene Lilien, im Schild selbst ein roter, rechtsgewendeter, aufspringender Hund, das rückwärtige rote Feld belegt mit drei silbernen auf goldenen Trägern ruhenden Spindeln, von denen jeweils ein silberner Faden zur Schildmitte läuft. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Weiß-Rot wurden genehmigt.