Thaya (Wüstung Hard)


Gemeinde Thaya

Ortsgeschichte

Der Markt Thaya entwickelte sich aus einem lang gezogenen, dreieckförmigen Breitangerdorf, das im frühen 12. Jahrhundert an einem Übergang der Thaya - im Mittelalter lange Zeit Grenzfluss zu Mähren - entstand. Das 1175 erstmals urkundlich genannte Dorf Tiahe war ursprünglich ein Hauptort der Grafschaft und wird Ende des 13. Jahrhundert als Markt bezeichnet (1297).

Die ebenfalls im 12. Jahrhundert entstandene Pfarrkirche St. Peter und Paul mit romanischem Langhaus wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einer gotischen Hallenkirche umgebaut und beherbergt eine Kopie der berühmten Thayinger Madonna aus dem 14. Jahrhundert, deren Original sich im Diözesanmuseum St. Pölten befindet.

Seit dem 12. Jahrhundert hatte das Kloster St. Georgen an der Traisen (später Herzogenburg) die Zehentherrschaft in Thaya inne. Beim ältesten im Ort erhaltenen, heute als Heimatmuseum genutzten Bau könnte es sich um den mittelalterlichen Zehenthof des Klosters handeln, der zeitweise auch als (adeliger?) Sitz gedient haben dürfte. So erscheint in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts urkundlich ein Heidenreich von Thaya als Pächter der Stiftszehente, der den Titel iudex de Tya führte (1317, 1324) und vermutlich dem Adel entstammte. 

Der im 15. Jahrhundert befestigte Ort war durch seine Grenzlage von den Hussitenkriegen (1425-1432) schwer betroffen und wurde von den Hussiten zu einem ihrer Stützpunkte (Tábor) ausgebaut. In der Nähe von Thaya fand vermutlich auch die entscheidende Schlacht am 14. Oktober 1431 statt, bei der die Hussiten eine schwere Niederlage durch die Österreicher unter der Führung Leopolds von Kraig erlitten. Sie mussten ihre Wagenburg sowie zahlreiche Tote und Gefangene zurücklassen. Allerdings sind die Quellenhinweise zur Lokalisierung der Schlacht nicht eindeutig. In der Forschung wurde das Schlachtfeld auch bei Kirchberg an der Wild lokalisiert, derzeit wird es eher am Rand des so genannten „Hartwaldes" bei der später abgekommenen Ortschaft Hard östlich von Thaya vermutet. Vermutlich wurde auch die kleine hussitische Besatzung von Thaya aufgerieben. Die Schlacht war der größte Sieg gegen die Hussiten auf heimischem Boden und beschleunigte das Ende der Hussitenkriege. Ende des 15. Jahrhunderts war Thaya erneut Kriegsschauplatz und wurde im Krieg mit den Ungarn von kaiserlichen Truppen gestürmt (1493).

Im 19. Jahrhundert erlebte der Markt durch den monarchieweiten Schweinehandel als Heimstatt der so genannten „Schweinebarone" eine Blütezeit. Die Händler kauften große Schweineherden im Südosten der Monarchie, ließen sie in wochenlangen Märschen bis in das Waldviertel treiben und verkauften die Tiere weiter nach Böhmen, Mähren und ins Mühlviertel. Vom Reichtum der Schweinehändler zeugen zahlreiche Häuser mit historistischen Fassaden sowie die prunkvollen Grabsteine auf dem Friedhof. Mit einem Tierseuchengesetz zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dieser Form des Tierhandels und damit auch der Blütezeit Thayas ein Ende gesetzt. 

Im Harder-Wald östlich von Thaya liegen die zwei im 12. und 13. Jahrhundert entstandenen Siedlungen Kleinhard und Hard, die im Mittelalter aufgegeben wurden. Durch die seit 1977 durchgeführten archäologischen Grabungen ist Hard die bestdokumentierte mittelalterliche Ortswüstung in Österreich. Eine Grabungsdokumentation wird im Heimatmuseum Thaya gezeigt.

Mit Bescheid vom 15. April 1975 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: In einem blauen Schild ein mit dem Rot-Weiß-Roten Bindenschild belegter, silberner spitzbedachter Turm mit zwei taubenschlagähnlichen silbernen Seitentürmchen. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Weiß-Rot wurden genehmigt.

Zu den prominentesten Bürgern der Marktgemeinde gehören der 2004 verstorbene St. Pöltener Bischof Franz Zak, der Chirurg und Krebsforscher Leopold Schönbauer und der Historiker Ernst Hanisch.