Theresienfeld


Gemeinde Theresienfeld

Ortsgeschichte

Theresienfeld im nördlichen Steinfeld wurde 1763 von Kaiserin Maria Theresia gegründet und nach ihr benannt. Bis dahin war die Wiener Neustädter Heide wegen des Wassermangels ein unbesiedeltes, nur als Weide genutztes Gebiet. Die Gründung der „k. k. Ackerbaukolonie Theresienfeld" steht im Zusammenhang mit den wirtschaftspolitischen Interessen des Merkantilismus, zur Hebung der Volkswirtschaft die Bodennutzung zu intensivieren. Neben Verbesserung der Anbaumethoden und der Pflanzung von Obstbäumen wurde auch die Erschließung von neuen Flächen gefördert. Pionier der Idee von Siedlungsgründungen zur Kolonisierung war Franz Anton Ritter von Raabs, der in Böhmen und Niederösterreich wirkte, und unter dessen Leitung Theresienfeld zur Erschließung des unfruchtbaren Steinfelds entstand. Theresienfeld sollte allerdings das einzige Kolonistendorf des 18. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Österreich bleiben. 

Die Anlage des Ortes erfolgte bis 1769 nach den Plänen des Wiener Neustädter Landphysikus Andreas Fourlani von Felsenburg. Beiderseits der Reichsstraße (heute B 17) wurden im Abstand von 100 m 70 Häuser mit dahinter liegenden Äckern errichtet. Zur Wasserversorgung wurden der bis heute bestehende, über fünf Kilometer lange Kanal von der Piesting bei Wöllersdorf, der Tirolerbach, gebaut, der sich in der Ortsmitte in Viertelkanäle verteilte, sowie sechs Brunnen mit über 30 Meter Tiefe gegraben. 1768 wurde im Beisein Maria Theresias die Pfarrkirche geweiht, ein Jahr später erhielt der Ort auch eine einklassige Volksschule.

Etwa die Hälfte der angesiedelten Familien kam aus Tirol, die anderen zogen aus der Umgebung zu. Sie erhielten Betriebskapital, waren von Zehent und Robot befreit und unterstanden keiner Grundherrschaft. Trotz der Bewässerungsanlagen blieb aber der karge Boden in der Anfangszeit das größte Problem des neuen Ortes. Von den ersten Familien blieben nur wenige, doch zogen andere zu, allerdings waren die Bauern gezwungen, Äcker in der Umgebung dazu zu pachten. Der Ort blieb bestehen und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zum Vorbild für die Gründung von Felixdorf.

Nach dem Verkauf durch die Habsburger 1797 wechselten die Herrschaftsbesitzer bis zur Selbstständigkeit der Gemeinde im Jahr 1850 häufig. Bis in das 20. Jahrhundert veränderte sich die Siedlungsstruktur nur wenig. Neben der Landwirtschaft bildete vor allem die Vermietung von Wohnräumen an die Arbeiter in Felixdorf und Wiener Neustadt ein zusätzliches Einkommen. Im Zweiten Weltkrieg erlitten mehrere Häuser durch Bomben und Brände schwere Schäden. Durch den Wirtschaftsaufschwung kam es zu einem starken Strukturwandel der Gemeinde. Die Nachfrage nach Baugründen führte zur Parzellierung und Verbauung von Ackerflächen und Vorgärten und zur Entstehung neuer Siedlungen (Gemeinde- und Tirolerbachsiedlung, GBG- und Sportplatzsiedlung, Eigenheimsiedlung, Maria-Theresiensiedlung).

Die rege Bautätigkeit und der Zuzug aus Wien veränderten das Ortsbild der einstigen Ackerbaukolonie, die anlässlich ihres 200-jährigen Jubiläums 1963 zum Markt erhoben wurde.