Waidhofen an der Thaya


Gemeinde Waidhofen an der Thaya

Ortsgeschichte

Die Bezirksstadt Waidhofen geht auf eine in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts planmäßig angelegte Burgsiedlung zurück. Diese ersetzte die Altsiedlung „Alt-Waidhofen" jenseits der Thaya aus dem frühen 12. Jahrhundert. Als Gründer gelten die Grafen von Pernegg. Das urkundlich 1171 erstmals genannte, erhöht liegende Waidehouen bestand in einer länglichen Dreiecksanlage mit einem ursprünglich großräumigen, angerartigen Platz. Die weitgehend erhaltene Stadtbefestigung aus dem Mittelalter wurde an der Ostspitze durch die Burg und auf der Westseite durch die ebenfalls im 12. Jahrhundert gegründete Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt verstärkt.

Waidhofen wurde noch unter den Babenbergern um 1220 landesfürstlich und 1288 erstmals urkundlich Stadt genannt. Einen bedeutenden Aufschwung erlebte die Burgstadt ab dem 14. Jahrhundert. 1337 und 1375 wurden ihr Stadtrechte verliehen, 1343 ein Jahrmarktsprivileg, dem später weitere folgten (1503, 1559). Im Anschluss an das 1365 genannte Bürgerspital entstand im Spätmittelalter die Vorstadt Niederthal. Durch die verkehrsgünstige Lage am Böhmsteig gewannen neben dem Ackerbau Handel und Gewerbe zunehmend an Bedeutung.

Die Nähe zu Böhmen bedeutete aber auch durch Jahrhhunderte Bedrohung und Zerstörung. 1278 wurde die Stadt von König Ottokar II. eingenommen, 1328 durch König Johann von Böhmen zerstört, im 15. Jahrhundert kam es zu Zerstörungen durch die Hussiten (1426-1431) und durch ungarische Truppen (1483). Um die immer wieder schwer geschädigte Stadt wirtschaftlich zu fördern, verlieh ihr König Ladislaus 1454 eine Salzkammer, die fast drei Jahrhunderte bestand.

Im 16. Jahrhundert erhielt Waidhofen die Hochgerichtsbarkeit innerhalb des Mauerrings. Ein weiterer Schritt städtischer Selbstständigkeit lag in der endgültigen Abtrennung von Schloss und Herrschaft Waidhofen Anfang des 17. Jahrhunderts. Ausdruck des Selbstbewusstseins der Stadt ist das an der Wende zum 17. Jahrhundert im Stil der Spätrenaissance erbaute Rathaus auf dem Hauptplatz, das nach dem verheerenden Stadtbrand von 1873 wie so viele Gebäude von Grund auf restauriert werden musste. Die Türme des Rathauses und der Stadtpfarrkirche, wegen ihre Dimension auch „Dom des Waldviertels" genannt, wurden zum Wahrzeichen der Stadt. Die nach außen schlicht wirkende Pfarrkirche wurde 1716 bis 1723 vom Maurermeister Mathias Fölser neu erbaut und erhielt eine prunkvolle Innenausstattung mit Stuckornamentik sowie Deckenfresken von Johann Lorenz Daysinger.

Schloss und Herrschaft Waidhofen waren seit 1604 zunächst im Besitz der Freiherren von Mollart und gelangten dann an die Sprinzenstein (1621), die Grafen Lamberg (1679) und schließlich 1737 an die Freiherren von Gudenus. Das Schloss erhielt seine heutige Gestalt durch vollständigen Umbau im Jahr 1770 und ist noch heute im Besitz der Familie Gudenus.

Im 17. Jahrhundert bestand in Waidhofen eine bedeutende Judengemeinde mit Schule und Friedhof. Im Wirtschaftsleben nahm vor allem das Textilgewerbe eine führende Rolle ein. Seit dem ausgehenden Mittelalter waren in der Stadt ungewöhnlich viele Schneider, Leinenweber und Tuchmacher ansässig. In Fortführung dieser Tradition gelang seit dem Ende des 18. Jahrhunderts der Aufbau der Waldviertel Textilindustrie. In dem unter Joseph II. 1784 aufgehobenen Kapuzinerkloster wurde die erste Bandweberei der Region für 350 Beschäftigte eingerichtet.

Seit 1850 Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, wurde Waidhofen als Verwaltungsmittelpunkt, Schulstadt und Standort zahlreicher Gewerbebetriebe und Museen wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Bezirks.