Ortsgeschichte
Südlich von Wiener Neustadt mitten in der Buckligen Welt an der Grenze zum Burgenland liegt auf einer Hochfläche die Marktgemeinde Wiesmath. Auf dem Gemeindegebiet liegen neben dem Gassengruppendorf Wiesmath die Rotten Geretschlag, Beistein, Schwarzenberg, Sommerhäuser, Sperkerriegel, Lehen, Wenezeck, Hollergraben, Nußleiten, Stadtweg, Annaberg, Hölle, Neuris, Kindlmühle und Neumühle.
Der Ortsname geht auf das mittelhochdeutsche Wort wismat zurück, also auf Wiesen, die gemäht, und nicht als Weideland benützt wurden. Urkundlich kommen wiesmarcht 1295 (die Herrschaft Kirchschlag wurde an Leuthold von Kuenring verkauft) und wiesmad 1350 erstmals vor. Älter ist die erste Nennung der Rotte Geretschlag, die bereits 1146 erfolgte.
Allerdings dürfte eine erste Besiedlungsphase schon im 9. Jahrhundert erfolgt sein; der Spratzbach markierte die Grenze zwischen den Diözesen Salzburg und Passau. Nach der Ungarnzeit erfolgte im 11. Jahrhundert eine Neukolonisierung. Zwischen 1254 (Frieden von Ofen) und 1261 wurde das Gebiet um Wiesmath ungarisch. Die drei ältesten Häuser im Ort wurden um 1300 erbaut und gehörten den Familien Beisteiner (Schlosser), Trimmel (Schlosser) und Schrammel (Kaufhaus).
Seit 1398 ist Wiesmath Markt, aber erst rund 200 Jahre später wurde das Recht, Wochenmärkte abzuhalten, verliehen. Dies bewirkte einen deutlichen Bevölkerungszuwachs. Bis zur Aufhebung der Grundherrschaft gehörte Wiesmath zur Herrschaft Kirchschlag.
Um 1350 stifteten vermutlich die Edlen von Schlatten und nicht die Grundherrschaft Kirchschlag die Pfarre. Aus diesem Grund kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Chorherren des Stiftes Reichersberg, zu dem Schlatten gehörte, und der Herrschaft Kirchschlag. Es ging um den Zehent, den die Untertanen teilweise an beide abzuliefern hatten. Im 15. Jahrhundert übernahmen die Freiherrn von Puchhaim die Herrschaft Kirchschlag und wurden damit auch zu Grundherren in Wiesmath.
Das Ortsbild wird noch heute von der am Nordrand des Hauptplatzes gelegenen imposanten Wehrkirche bestimmt. Südlich der Kirche, deren Kirchhof von einer Wehrmauer umgeben ist, liegt der ehemalige Karner. Der heutige Kirchenbau wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts errichtet. 1498 erfolgte die Weihe des Neubaus, der nun den Heiligen Petrus und Paulus geweiht wurde. Dem Kirchhof vorgelagert war ein weiterer ummauerter Platz, in dem das Vieh in Sicherheit gebracht werden konnte. Die gesamte Anlage wurde ursprünglich von einem Wassergraben umgeben, der zusätzlich Schutz bieten sollte. Deutlich ist noch heute am Außenbau der Kirche das Wehrobergeschoß zu erkennen. 1509 wurde im Weiler Annaberg die der hl. Anna geweihte Filialkirche errichtet. Während der Reformation wurde der lutherische Pfarrer auf der Hohensalzburg festgesetzt. Nach drei Jahren Haft widerrief er und wurde freigelassen.
Einfälle der Osmanen und Kuruzzen setzten der Bevölkerung zu. Sie suchte Schutz in der Wehrkirche oder in unterirdischen Gängen, deren Überreste man in Beistein und Geretschlag fand. Den Turm der Pfarrkirche erhöhte man 1704 um ein Geschoss, um so herannahende Feinde früher erspähen zu können. Im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. wurde die durch einen Brand 1775 schwer beschädigte Annakirche 1783 an den Ortsrichter von Hollenthon verkauft. 1803 kaufte sie die Marktgemeinde auf Drängen des Pfarrers wieder zurück. Sie wurde neu geweiht. In den Jahren 1894 bis 1914 versorgte die „Suppenanstalt“ täglich vom 1. Dezember bis 31. März ca. 140 Schüler mit Suppe. Ortsansässige Unternehmer finanzierten dieses Sozialprojekt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Bau der Wasserleitung (1902) vollendet sowie die erste Straßenbeleuchtung (1908) in Betrieb genommen.
Im Jahr 1953 wurden Teile des Films „Schicksal am Lenkrad“ in Wiesmath gedreht; 1954 eröffnete das Kino im Ort.
Mit Beschluss der NÖ-Landesregierung vom 24. September 1991 wurde der Marktgemeinde Weismath ein Wappen verliehen: In blauem Schild, aus grünem Dreiberg hervorragend, ein halbes goldenes Rad, daraus wachsend ein goldener Mann mit Mantel und Kappe, der in seiner Rechten ein Schwert hält und seinen linken Arm in die Seite stemmt. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Gelb-Grün wurden genehmigt.