Zellerndorf


Gemeinde Zellerndorf

Ortsgeschichte

Im Pulkautal südlich von Retz liegt die Marktgemeinde Zellerndorf. Zum heutigen Gemeindegebiet gehören die Katastralgemeinden Deinzendorf, Dietmannsdorf, Pillersdorf, Platt und Watzelsdorf. Spuren menschlicher Besiedelung lassen sich bis in die frühe Bronzezeit zurückverfolgen, was mehrere Hochgräber sowie Skelettteile und Grabbeigaben belegen. Weiters gibt es im Friedhofsbereich Funde aus der Hallstattzeit und aus dem Kirchenboden einen byzantinischen Münzfund.

Es liegt nahe, dass der Ort von slawischen Siedlern im 9. Jahrhundert begründet wurde, denn der Ortsname geht auf den slawisch-anlautenden Personennamen Cel- oder Sedl- zurück. Als Celdrandorf wird der Ort urkundlich erstmals 1149 erwähnt, als Warmund von Eggendorf für sich und seine Frau dem Stift Göttweig u. a. hier drei Zinslehen als Seelengerät widmete. Um 1200 wurde die Pfarre Zellerndorf errichtet, seit 1227 ist sie dem Wiener Schottenstift inkorporiert. Mit 1374 wird „eine blühende Pfarre mit einer Schule“ genannt, die im Pfarrhaus untergebracht war.

Die den Heiligen Philipp und Jakob geweihte Kirche liegt auf einer leichten Anhöhe nördlich des Ortes im Areal des Friedhofs. Die gotische Staffelkirche wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet. Im Zuge der 1729 erfolgten Barockisierung wurde statt der flachen gotischen Decke ein barockes Gewölbe eingezogen. Die barocke Ausstattung wurde zu Ende des 19. Jahrhunderts teilweise entfernt und durch eine neugotische ersetzt. Südlich der Kirche befindet sich ein im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts errichteter Karner.     

Zellerndorf avancierte im Mittelalter zu einem wichtigen kommunalen und wirtschaftlichen Zentrum. Die Stifte Göttweig, Klosterneuburg, St. Pölten, Heiligenkreuz, Zwettl, Retz, Herzogenburg sowie Altenburg hatten hier Besitzungen. Die Besitzverhältnisse waren bereits in der Frühzeit stark aufgesplittert und wechselten ständig.

Seit dem beginnenden 14. Jahrhundert ist ein festes Haus (heute „Schlossmühle“) fassbar; 1310 trat erstmals der Ritter Dietmar der Hadransdorfer von Zellerndorf als Zeuge auf, neun Jahre später war es ein Dietmar von Celderndorf. Spätestens seit 1376 war das Gut landesfürstliches Lehen, wie eine Urkunde Herzog Albrechts III. verdeutlicht, mit der gestattet wurde, dass Hans Dachpeck die halbe Veste zu Zeldrendorf als Morgengabe für seine Tochter verwendete. Für 1409 ist ein Johann der Dackpeck nachweisbar; 1476 verkaufte Johann Hinterholzer den Ansitz an die Eitzinger, allerdings war er damals schon verödet. Weiters sind Marquard von Kuenring (1540) und Otto Friedrich Geyer von Osterburg (zwischen 1573 und 1611) als Inhaber bezeugt. Da letzterer  die protestantischen Stände unterstützt, wurden seine Güter nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) konfisziert und der Hofkammer einverleibt. 1710 kam das Wiener Jesuitenkolleg in den Besitz und von 1826–1848 das Wiener Schottenstift, dem seit 1237 die Pfarre inkorporiert war.  

Während des Dreißigjährigen Krieges wurden zwei Häuser vom „Feind“ abgebrannt und zwei Personen erschossen, deshalb wurde um Steuernachlass angesucht. Im Jahre 1713 starben 82 Einwohner von Zellerndorf an der Beulenpest, 1832 raffte die Cholera 85 Personen dahin.

Mit der Eröffnung der Nordwestbahn 1871 und der Flügelbahn Zellerndorf–Sigmundsherberg („Pulkautalbahn“) im folgenden Jahr wurde Zellerndorf Bahnknotenpunkt. 1931 wurde die Gemeinde zur Marktgemeinde erhoben und erhielt am 13. Oktober 1959 ein eigenes Marktwappen verliehen. In der Folge wurde die Infrastruktur stetig verbessert, sei es durch die Staubfreimachung der Straßen, die Schaffung der Ortsbeleuchtung oder durch den Bau der Wasserleitung (1968) und der Kläranlage (1976). 1988 stellte man den Personenverkehr auf der Pulkautalbahn ein. Seit 1994 findet alljährlich am letzten Samstag im Oktober das Kürbisfest in der „Maulavern Kellergasse“ westlich des Marktes statt. Zellerndorf ist Mitgliedsgemeinde der regionalen Vermarktungsgesellschaft „Retzer Land“.