Stift Altenburg im Barock
Das Stift erhielt seit 1730 durch den in St. Pölten ansässigen Baumeister Josef Munggenast seine heutige Gestalt, wobei die im 17. Jahrhundert errichteten Trakte im Wesentlichen beibehalten wurden. Neben der Um- und Neugestaltung des Prälatenhofs und des östlich anschließenden Kaisertrakts wurde auch der Osttrakt nach Norden (Marmortrakt) und Süden (Bibliothekstrakt) verlängert. Nördlich der zur Gänze umgestalteten Stiftskirche wurde, abweichend vom ursprünglichen Plan, eine ehrenhofartige Dreiflügelanlage errichtet.
Mittelpunkt der Anlage ist die im Kern gotische Kirche, deren Inneres zu den bedeutendsten Raumschöpfungen der Zeit des Übergangs vom Hoch- zum Spätbarock in Österreich zählt. Farbige Architektur, Plastik, Stuckdekoration und das großartige Hauptkuppelfresko Paul Trogers, in dem Abschnitte der Apokalypse des Johannes in bildliche Form umgesetzt werden, verschmelzen hier zu einer illusionistischen Ganzheit. Fresken Paul Trogers finden sich auch in dem in rötlichem Stuckmarmor gehaltenen Festsaal Munggenasts, im Stiegenhaus des Marmortrakts wie auch in der durch Pilaster und Säulen in bläulichem Stuckmarmor gegliederten Stiftsbibliothek, einem der bezauberndsten Gesamtkunstwerte des Spätbarocks in Österreich. Besondere Erwähnung verdienen auch die in der so genannten Krypta unterhalb der Bibliothek befindlichen üppigen Groteskenmalereien aus der Schule Trogers mit floralen und vegetabilen Motiven sowie düsteren Todessymbolen, wobei den Totentanzbildern und den antiken Metaphern über die Vergänglichkeit des Lebens der christliche Erlösungsgedanke in der Form der heilbringenden Früchte des Glaubens entgegengestellt wird.
(Quelle: T. Karl, Klosterbauten im Barock, in: Landeschronik Niederösterreich, 2. Aufl. 1994, S. 234ff.)