Annaberg


Gemeinde Annaberg

Das Leben der Bergler

Eindrucksvoll schildert Schweickhardt die unwirtlichen Lebensbedingungen in dieser Gegend:   

„Mit dem Einbruche des Novembers hat sich auch der Winter mit seine ganzen unfreundlichen Gefolge eingestellt. Des Nordwinds und der Stürme Rasen, der dichten Schneeflocken volles Gewirr, scheucht den Bergler in die schirmende Hütte, und heißt ihn geduldig harren, bis des Unwetters Aufruhr sich gelegt. Gleich wie verschwunden ist die schöne Landschaft, und pfadlos liegt sie da unter klafterhohem Schnee begraben; keine Hecke, keine Umzäunung ist mehr sichtbar, auf mehrere Tage aller Verkehr unterbrochen, und auf der weithin erglänzenden Schneefläche, blicken nur die Gibel der bewohnten Hütten hervor. […] Der rauhe Anblick des Winters, und seines langen Weilens Ungemach schreckt aber den Einwohner nicht, vielmehr ist es für ihn gerade die Zeit, wo er seine meisten Arbeiten vornimmt, sich seine Bedürfnisse verschafft und seine Producte absetzt. Den Fuß in den Bundschuh fest geschnürrt, das scharfe Fußeisen, oder den Schneereif daran befestigt, in den Wettermantel gehüllt, und von seinem breitkrempigen Hutw geschirmt, achtet er keines Unwetters, betritt mit Zuversicht des Glatteises gefährliche Bahn, und besorgt nicht des tiefen Schnee’s Einsinken unter der Last des mit dem Schneereifen bewaffneten Fußes. Von der Jugend auf an den Kreislauf dieser Wettererscheinungen gewohnt, zweifelt er keinen Augenblick, daß es nur so und nicht anders sein könne, und geht mit vollkommener Resignation an sein Tagwerk. Der Schnee erleichtert ihm seine Arbeit und jede Art des Verkehrs, indem er die zur Sommerszeit unwegsamen Bergwände und schroffen Felsenabhänge für den leicht hingleitenden Schlitten eignet, und darauf große Lasten fortzuschaffen erlaubt. Des Schlittens bedient sich der Bergler, seine Gründe zu düngen und seine Hölzer zu verführen. Im Winter macht er seine Scheiter, fällt seine Dreilinge, zündet den Kohlenmeiler an, oder gräbt nach dem Schatze des bläulichen Gypses. Brennholz, Kohle und Gyps sind, nächst der Viehzucht, de einzigen Producte, die dieß Gebirge erzeugt, und die Nahrungszweige, die der Bergler an der Hand behält; der Ackerbau ist ihm nur eine Nebensache, eigentlich nur das Mittel, seinen Viehstand zu fördern, meist wegen des Strohbedarfes, und beschränkt sich dabei hauptsächlich auf den Sommerbau.“

Er gibt auch einen ungeschminkten Bericht über die Stallwirtschaft:

„Im engen, finstern unluftigen Stalle steht es (= Vieh) meist dicht zusammengedrängt, und von einem schweren Dunstqualm umlagert, bis an die Knie in Unflath versenkt mit struppigem Haar, gänzlich verkümmert, und nicht selten drauf beschränkt, den drückenden Hunger mit seiner Streue aus Tannen- oder Fichtenreisig zu stillen.“