Ortsgeschichte
Die Kurstadt mit ihrem biedermeierlichen Flair und einer bis in die Jungsteinzeit zurückreichenden Siedlungstradition wird urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert als Fesoloue erwähnt (vor 1136 und um 1180). Der Herrschaftssitz war eine Wasserburg, deren Grundform trotz der Umbauten im 16. und 18. Jahrhundert bis in die heutige Zeit erhalten blieb. Die Siedlung entstand westlich der Burg, wichtigste Erwerbsquelle war der Weinbau. Pfarrlich gehörte Vöslau zunächst zu Traiskirchen, dann zu Gainfarn und wurde im 14. Jahrhundert zur selbstständigen Pfarre. Erstmals wird 1324 ein Pfarrer genannt, als Pfarrkirche diente die Schlosskapelle.In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts war die Herrschaft im Besitz der Wiener Ratsbürgerfamilie Pollen, dann der Familie Hailpeck und ab 1402 im Besitz des Ritters Jobst Hauser und seiner Nachkommen. 1483 wurden Schloss und Ort von den Ungarn unter König Matthias Corvinus verwüstet. Um 1500 erwarb die Familie Theschütz die Herrschaft, die 1502 freies Eigen wurde. Unter den Theschütz wurde Vöslau zu einem Zentrum der Reformation. An den Gottesdiensten der nun evangelischen Pfarre nahm die Bevölkerung aus der ganzen Umgebung teil. 1621 verbot Kaiser Ferdinand II. den Bürgern von Baden das „Auslaufen" zu den Predigern in Vöslau.
Im Zuge der Rekatholisierung im 17. Jahrhundert wurde die Pfarre wieder eine Filiale von Gainfarn. 1773 erwarben die Grafen von Fries die Herrschaft, die sie 1826 nach ihrem Konkurs verloren, aber 1837 wieder zurückkaufen konnten. Johann von Fries, seit 1783 Reichsgraf, brachte es als Unternehmer und Finanzier zu großem Reichtum und ließ das Schloss durch den Hofarchitekten Ferdinand Hohenberg von Hetzendorf, dem Schöpfer der Gloriette und des Schlosstheaters in Schönbrunn sowie des Fries’schen Stadtpalais in Wien (Palais Pallavicini), frühklassizistisch umbauen. Das Schloss wurde wegweisend für die Verbreitung dieses Stils in Österreich.
Mit der Entdeckung der Thermalquellen Anfang des 19. Jahrhunderts begann die große Zeit von Vöslau. Die Quellen wurden seit Ende des 16. Jahrhunderts für den Mühlenbetrieb genutzt, spätestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im warmen „Mühlwasser" gebadet. 1787 wird erstmals eine Badewanne erwähnt. 1816 erwarb Graf Moritz I. von Fries das Mühlareal samt dem Teich mit dem „aufquellenden mineralischen" Wasser und ließ eine Badeanstalt mit Badehaus, Badeteich und einem Garten (1820-1822) errichten. Der Kurort wurde „modern"; zu den prominenten Kurgästen im 19. Jahrhundert zählten Ludwig van Beethoven, Johann Strauß, Josef Helmesberger, Gustav Walter, Ludwig Anzengruber und Ignaz Franz Castelli. 1859 wählte Leopold II. von Toskana den Kurort zum Schauplatz seiner Abdankung zugunsten seines Sohnes Ferdinand.
Durch die 1833 vom damaligen Besitzer Johann von Geymüller gegründete Kammgarnfabrik hatte Vöslau auch an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen. In den 1840er Jahren begann Robert Schlumberger hier mit der Erzeugung von Schaum- und Rotwein. Beide Produkte machten Vöslau weltbekannt.
Das Bad wurde 1869 bis 1873 nach den Plänen von Theophil Hansen zu der jetzigen Thermalanlage umgebaut und erweitert, 1880 errichtete er auch den Kursalon. An den Hängen des Harzberges und „Am Hügel" entstanden die für die Gründerzeit typischen Villenviertel. 1870 wurde die von Moritz II. und Flora von Fries gestiftete neuromanisch-neugotische Pfarrkirche nach den Plänen von Franz und Camillo Sitte erbaut und Vöslau wieder zur Pfarre erhoben. 1887 verkauften die Fries das Bad an die Gemeinde und 1901 das Schloss an den böhmischen Kohlebaron Moritz Ritter von Gutmann. Er war der letzte Privatbesitzer des Schlosses, in dem sich heute das Rathaus der Stadt befindet.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielt der Ort das Kurstatut (1904). Unter dem langjährigen Bürgermeister Rudolf Frimmel (1920-1934, 1945-1960) wurde in den 1920er Jahren das Thermalbad neu erbaut, erhielt Vöslau 1928 das Attribut „Bad" und wurde 1954 zur Stadt erhoben.
Bad Vöslau verbindet eine Städtepartnerschaft mit Neu-Isenburg in Deutschland.