Ortsgeschichte
Die Marktgemeinde Brunn am Gebirge ist ein bekannter Weinbauort in Niederösterreich. Seine Siedlungstradition reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Auch in der Römerzeit war Brunn besiedelt, wie ein 1972 freigelegtes Gräberfeld bezeugt.
Die ältesten Erwähnungen des mittelalterlichen Dorfes entlang des Krottenbachs finden sich im 12. Jahrhundert im Klosterneuburger Traditionskodex (1168-1186). Seit dem Mittelalter lebte Brunn von Weinbau und Weinhandel. Der Ort war Teil der landesfürstlichen Herrschaft Mödling, doch wurden der Weingartenbesitz und die Abgaben seit Ende des Mittelalters direkt durch das landesfürstliche Kelleramt in Wien verwaltet. Im 16. Jahrhundert wurde der gesamte landesfürstliche Besitz dem Wiener Vizedomamt unterstellt und 1612/1614 an die Herrschaft Mödling-Liechtenstein verkauft. Daneben hatten zahlreiche andere Grundherren sowie Wiener Bürger Besitz in Brunn.
Von den im ausgehenden Mittelalter entstandenen Freihöfen hat sich der „Bründlhof" - seit 1908 das Rathaus - am besten erhalten. Im Ort befand sich auch der seit dem 13 Jahrhundert nachweisbare Sitz eines Ritterguts, der „Thurnhof", der im 19. Jahrhundert als Herrschaftskanzlei und im 20. Jahrhundert als Heim für schwer erziehbare Mädchen diente. 1944 wurde der gut erhaltene Rittersitz durch einen Bombentreffer zerstört.
Brunn gehörte zu den befestigten Dörfern Niederösterreichs und besaß vom 15. bis zum 18. Jahrhundert fünf Tore. Die Ortsbewohner wurden seit Ende des Mittelalters als „Bürger" bezeichnet, seit Mitte des 18. Jahrhunderts gilt der Weinort allgemein als Markt, obwohl dort nie Jahrmärkte oder Wochenmärkte abgehalten wurden und nie eine Markterhebung stattgefunden hat.
Die seit dem 14. Jahrhundert nachweisbare Kirche St. Kunigunde war lange Zeit Filiale der Pfarre Mödling, doch erhielt die Gemeinde Brunn im 16. Jahrhundert das Nominationsrecht für den Pfarrer. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche unter Kaiser Joseph II. zur selbstständigen Pfarre erhoben. Die in dieser Zeit gegründete und 1930 stillgelegte Bierbrauerei entwickelte sich nach 1850 zu einem der größten Biererzeugungsunternehmen der Monarchie.
Einer der bekanntesten Brunner Bürger war Rudolf Steiner (1861-1925), der Begründer der Anthroposophie. Sein Erstlingswerk verfasste er im Gliedererhof, dem alten Weinhauerhaus der Familie Gliederer, das nach mehrjähriger Restaurierung zum Brunner „Heimathaus" wurde. Es dient als Kulturzentrum, dessen reich gestaltete Räume vom Selbstbewusstsein und Reichtum der Brunner Bürger als Weinhauer und Weinhändler zeugen. Neben der Rudolf-Steiner-Gedenkstätte wurde ein neolithisches Museum und ein Römermuseum mit den Funden aus der Umgebung eingerichtet. Ein besonders wertvolles Zeugnis der Weinbautradition ist die etwa 200 Jahre alte Weinpresse des Heimathauses, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch in Betrieb war.
Heute ist Brunn am Gebirge ein beliebter Wohnort zahlreicher Prominenter, hier lebte auch der 2003 verstorbene ORF-Moderator Horst Friedrich Mayer mehr als 30 Jahre.