Ortsgeschichte
Am Übergang vom Weinviertel zum Waldviertel liegt in einer Senke des Manhartsberges die Marktgemeinde Burgschleinitz. Im Gemeindegebiet entspringt die Schmida. Von Eggenburg im Norden führte eine alte Fernhandelsstraße über Burgschleinitz nach Maissau im Süden.
Die Großgemeinde Burgschleinitz-Kühnring besteht heute aus den Katastralgemeinden Burgschleinitz, Kühnring, Reinprechtspölla, Zogelsdorf, Matzelsdorf, Amelsdorf, Sachsendorf, Buttendorf, Harmannsdorf, Sonndorf und Geiersdorf.
Vor rund 22 Millionen Jahren zu Ende des Miozäns war das Gebiet von einem Meer bedeckt. Reiche Fossilienfunde geben Zeugnis von der Fauna dieses Urmeeres ab. Bei Grabungen in der Kühnringer Gemeindesandgrube fand man u.a. drei fast vollständig erhaltene Skelette von Seekühen. Nördlich von Burgschleinitz wird seit der Bronzezeit bei Zogelsdorf (Kalk)Sandstein abgebaut; seine hohe Qualität machte ihn zu einem begehrten Material für Bildhauer: Aus ihm wurden Skulpturen für die Stifte Geras, Altenburg und Melk, für das Schloss Schönbrunn, die Wiener Hofburg, das Belvedere und das Palais Liechtenstein produziert.
Menschliche Spuren finden sich in der Umgebung von Burgschleinitz seit der Altsteinzeit, wie Waffen- und Werkzeugfunde aus Silex (Feuerstein) verdeutlichen. Aus der Jungsteinzeit stammen zahlreiche Bruchstücke der Linearbandkeramik, die einen Siedlungsschwerpunkt, bevorzugt auf Terrassen und Höhenzügen, belegen. Weiters wurden mehrere Brandgräber mit Beigaben aus der Urnenfelderzeit (Bronzezeit) freigelegt.
Der Ortsname findet sich erstmals 1074 in einer Urkunde, in der Marchward von Slunz die markgräfliche Schenkung des Gutes Wikkendorf (Weikendorf bei Gänserndorf) an das Kloster Melk bezeugte. Allerdings ist das Dokument eine Fälschung, die aber ein Körnchen Wahrheit enthält. Sicheren Boden betreten wir mit einer Urkunde des Jahres 1114, in der ein Wiland von Sluniz als Zeuge auftrat. Diese erste Nennung belegt gleichzeitig ein hochfreies Geschlecht, das sich nun nach dem Ort bezeichnete. Zuvor nannten sie sich de Riedmarcha; es bestanden also verwandtschaftliche Beziehung zu den Hochfreien von Perg und Machland (südliches Mühlviertel) und den Grafen von Peilstein. Kunigunde, die Witwe Ottos I. von Schleunz, übertrug nach dem Tod ihres Sohnes 1260 einen Großteil ihrer ritterlichen Vasallen an Herzog Albrecht I. und das „Land Österreich“. Weiters tätigte sie reiche Schenkungen an das Nonnenkloster zu Imbach.
Die Feste, ein Wasserschloss, war 1357 als freies Eigen von den Zelkingern an Herzog Albrecht II. als Lehen gegeben worden. Diverse Burgherren folgten (um 1400 die Neudecker, 1455 die Pöbringer, 1480 Bernhard Zysterstorff etc.). 1480 wurde die Feste von böhmischen Truppen besetzt und im Jahre darauf von kaiserlichen Truppen zerstört. Danach dürfte sie längere unbewohn gewesen sein. 1589 schließlich begann Georg Bayer von Nieder-Dürnbach mit dem Neubau der Burg im Renaissancestil.
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gelang es 1620 den kaiserlichen Truppen, den Friedhof (Wehrkirche) von Burgschleinitz einzunehmen, nicht aber die Burg. Die protestantischen Aufständischen mit ihren Reitern (unter Hans Lorenz Khufstainer), setzten von Horn kommend, den sich nach Reinprechtspölla zurückziehenden Truppen nach und verzeichneten einen Erfolg. 1624 erhielt Hans Jacob Kuefstein die Burg als Lehen; bis 1934 blieb sie im Besitz der Familie. Dann wurde sie an die Gemeinde verkauft.
Die Kirche St. Michael geht in ihren Ursprüngen wohl bereits auf Azzo, den ersten Kuenringer, zurück. Er soll hier um 1083 eine hölzerne Kirche errichtet haben. Nach einem Brand wurde der notwendige Neubau aus Stein errichtet. Der Rundkarner wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts errichtet. Außen befindet sich eine Kanzel mit Evangelistenreliefs (um 1580).
Mit Bescheid vom 30. März 1982 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde Burgschleinitz-Kühnring ein Wappen: Ein geteilter Schild oben Blau, unten im goldenen Feld vier schwarze Balken, belegt mit einem silbernen rotbewehrten Adler. Die festgesetzen Gemeindefarben Blau-Weiß-Schwarz wurden genehmigt. 1987 erfolgte die Erhebung zur Marktgemeinde.