Ebergassing


Gemeinde Ebergassing

Ortsgeschichte

Südöstlich der Stadt Schwechat an der Fischa liegt die Gemeinde Ebergassing. Sie besteht heute aus den Katastralgemeinden  Ebergassing und Wienerherberg.

Als Zehentdorf der Pfarre Traiskirchen wurde Ebergassing erstmals 1120 in einer Melker Urkunde erwähnt. Die Burg gehörte 1334 einem Zweig der Stuchsen von Trautmannsdorf. Für die Jahre um 1136 ist ein Hezilo von Ebergozzingen belegt. Nach einer längeren Belagerung konnten 1486 die Ungarn Ebergassing einnehmen. Im 16. Jahrhundert ging die Herrschaft in den Besitz Andreas Thonradls über. Die Burg wurde zu einem Renaissance-Wasserschloss umgebaut, von dem u.a. noch der dreigeschossige Arkadenhof erhalten ist. Da die Familie Thonradl zu den führenden Protestanten in Niederösterreich gehörte, wurde ihr Besitz 1620 eingezogen. Die Herrschaft ging zunächst an den Hofkammerrat Hieronymus von Bonacina und 1642 an die Fürsten von Liechtenstein, die für den barocken Umbau verantwortlich zeichneten. Sie legten auch einen weitläufigen Park an. Unter Joseph Wenzel Laurenz Liechtenstein wurde der Festsaal im Nordwest-Trakt eingerichtet. Die Theatervorstellungen im Schloss wurden auch von Maria Theresia gern besucht.

1788 gelangte die Herrschaft in den Besitz der Edlen von Trattner. Der Wiener Buchdrucker Johann Thomas von Trattner hatte 1767 eine Mühle an der Fischa erworben, die er zu einer Papierfabrik nach westeuropäischem Muster ausbauen ließ. 1784 erwarb er eine weitere Wasserkraft an der Fischa, die er ebenfalls zu einer Papierfabrik umbauen ließ. Nach mehrmaligem Besitzwechsel gelangte die ältere Papierfabrik – Franzensthal I – in den Besitz des aus Frankreich geflohenen Louis de Peschier, der aufgrund seiner Verdienste um die österreichische Industrie 1823 als Ludwig von Peschier nobilitiert wurde. 1819 ließ er hier die erste Papiermaschine in Österreich aufstellen. Als 1826 ein Brand die Fabrikanlagen zerstörte, verkaufte er die Liegenschaft an das Wiener Großhandelshaus Hippermayer & Co. In der Folge wurde die Papierfabrik wieder aufgebaut und mit dem neuesten Stand der Produktionstechnik ausgestattet. 1865 übernahm die Papierfabrik Klein-Neusiedl das Unternehmen und stellte eine dritte Papiermaschine auf. Ein Gleisanschluss an die Ostbahn im Bereich von Gramatneusiedl 1889 verbesserte die Transportsituation. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs führte die Verknappung der Rohstoffe zu einer Einschränkung der Produktion. Während der Weltwirtschaftskrise musste die Papierfabrik Franzensthal 1931 stillgelegt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb die Königshofer Futtermittel Aktiengesellschaft die Fabrikanlage und richtete ein Futtermittelwerk ein, das bis in die 90er Jahre in Betrieb war. Von der Werksanlage zu beiden Seiten des Fischa-Kanals sind noch die Hallen für die Papierproduktion, das Magazin, das Kraftwerk sowie weitere Gebäude erhalten.    

In der jüngeren Papierfabrik – Franzensthal II – wurde um 1815 eine Baumwollspinnerei der k. k. priv. Garnmanufaktur-Gesellschaft eingerichtet. 1851 erwarb der Wiener Betrieb Philipp Haas & Söhne die Spinnerei. In den Produktionsanlagen wurden nun Teppich- und Möbelstoffe produziert. Der neue Besitzer ließ hier ein Jahr später die ersten mechanischen Teppichwebstühle aufstellen. Kamm- und Streichgarnspinnereien, Färbereien sowie Appreturanstalten entstanden. Schon während des Ersten Weltkriegs begann der wirtschaftliche Niedergang des Unternehmens Philipp Haas & Söhne. Zwar gelang nach 1945 mit staatlicher Hilfe ein Wiederaufbau, 1983 wurden aber alle Betriebe an die Dumont Teppichbodenfabrik Hartberg GesmbH veräußert. Für die Arbeiter erbauten die Fabrikeigentümer Arbeiterwohnhäuser, z. B. in der heutigen Fischagasse/Gramatneusiedlgasse (3. Viertel 19. Jahrhundert) oder in der Koloniegasse (1812/13). Die sog. Ebergassinger Kolonie war eine der ersten Arbeitwohnsiedlungen im Osten Österreichs.

Im Zuge der josefinischen Pfarrneuordnung entstand 1783 die Pfarre Ebergassing. Die heutige Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt entstand 1851–53. Die Saalkirche ist nach Westen ausgerichtet. Die Ostfassade wird durch den zweigeschossigen Turm dominiert. Bei einer Restaurierung konnte die ursprüngliche Polychromierung freigelegt werden. Das Hochaltarbild ist eine Schöpfung Josef Führichs.  

Mit der Schaffung von Groß-Wien 1938 wurde Ebergassing in den 23. Wiener Gemeindebezirk Schwechat eingegliedert. Erst 1954 wurde die Gemeinde wieder selbstständig. 1975 erfolgte der Zusammenschluss mit der Gemeinde Wienerherberg. Am 11. April 1995 erschütterte ein Sprengstoffanschlag die Gegend. Ziel war ein Hochspannungsmast der 380-kV-Leitung, die Wien mit Strom versorgt. Die beiden Attentäter, die beim Anbringen der Sprengsätze ums Leben kamen, wollten damit gegen die Weiterleitung von Atomstrom über das österreichische Staatsgebiet protestieren. Der Strommast blieb unbeschädigt.  

2002 erhielt Ebergassing von der Niederösterreichischen Landesregierung ein Gemeindewappen verliehen: Über blauem gewelltem Schildfuß mit drei silbernen Wellenleisten, gespalten durch eine silberne Leiste, vorne in Rot ein goldener Eberkopf, hinten in Grün eine goldene Sonnenblume. Die vorgeschlagenen Gemeindefarben Rot-Gelb-Grün wurden genehmigt. Bis zum 31. Dezember 2016 gehörte Ebergassing zum Bezirk Wien-Umgebung. Nun ist es Teil des Bezirks Bruck an der Leitha.