Ortsgeschichte
In Eggenburg, dem östlichsten Eingangstor in den „Kulturpark Kamptal", werden besonders zwei historische Zeitebenen lebendig: Während die alten, großteils erhaltenen Wehranlagen mit Mauer und Türmen in ein spätmittelalterliches Ambiente führen, machen das Krahuletz-Museum und die Fossilien der Umgebung die erdgeschichtliche, maritime Vergangenheit Niederösterreichs präsent.
Die Stadt wurde berühmt für die prähistorischen Funde und namengebend für eine ganze erdgeschichtliche Epoche von etwa 20 Millionen Jahren, das „Eggenburgium", als sich die Alpen falteten und das südliche Weinviertel vom Meer bedeckt war. Im 19. Jahrhundert fand der Eggenburger Johann Krahuletz (1848-1928) Aufsehen erregende Relikte von Delphinen, Seekühen und Krokodilen, heute Teil der bedeutenden erd- und frühgeschichtlichen Sammlungen des Krahuletz-Museums.
Die Eggenburger Bucht war zwar seit der Steinzeit ein bevorzugter Siedlungsplatz, doch Eggenburg entstand erst im 11. Jahrhundert und wird um 1125 erstmals genannt. Die namengebende Wehranlage Egenenburch könnte älter sein und möglicherweise auf einen Egino des späten 9. Jahrhunderts zurückgehen.
Im Laufe des 12. Jahrhunderts stand Eggenburg in enger Beziehung zu babenbergischen Dienstleuten, denen die Burghut der Feste Gars anvertraut war, einem Zweig der Kuenringer, der sich auch „von Eggenburg" nannte. Nach 1150 wurde die Kirchen- und Burgsiedlung zu einer Burgstadt mit dreieckigem Angerplatz ausgebaut und Ende des Jahrhunderts eine große, teilweise noch erhaltene romanische Kirche errichtet, die unter dem Patronat des Landesfürsten stand. Im 13. Jahrhundert wurde die Doppelpfarre Gars-Eggenburg eingerichtet.
Die Lage an einem alten Fernweg nach Südböhmen und die Nähe zum „Rittersteig" von Krems nach Südmähren machten Eggenburg zu einem bedeutenden Handelsplatz. Schon im 12. Jahrhundert wird ein Marktrecht und ein Mautner erwähnt, 1277 erhielt Eggenburg das Stadtrecht und 1340 das Recht, einen Jahrmarkt abzuhalten. Es bildete sich eine bedeutende Judengemeinde, und das Eggenburger Getreidemaß war weit verbreitet.
Trotz wiederholter Verpfändungen an Adelige seit dem Spätmittelalter blieb Eggenburg immer eine landesfürstliche Stadt. Sie war Stellungsort des Landesaufgebots und immer wieder Versammlungsort der Landstände. 1411 befreiten hier die Stände Herzog Albrecht V. aus der Vormundschaft seines Onkels. Die einträglichen landesfürstlichen Ämter Gericht, Maut und Zoll sowie das Ungeld (Getränkesteuer) hatten die Bürger in Pacht.
Im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert erlebte die Stadt trotz der Hussiteneinfälle (1428) und ungarischer Besetzung (1486-1490) eine Blütezeit. Das berühmte Sgraffitohaus, auch als „bemaltes Haus" bezeichnet, zeugt vom Selbstbewusstsein der Bürger. Die Stadt wurde neu befestigt, Abbau und Verarbeitung des Zogelsdorfer Sandsteins ließ ein hoch entwickeltes Steinmetzgewerbe entstehen.
1524 konnten sich die Bürger erfolgreich im Streit gegen den Pfleger Ulrich von Haselbach durchsetzen und gewannen neben dem Niedergericht auch die Hoch- bzw. Blutgerichtsbarkeit. Wenige Jahre später fiel die Pfandschaft von Burg und Herrschaft Eggenburg an die Roggendorfer, die die Burg instand setzen ließen, dann an die Freiherren von Meggau. 1623 wurde die Herrschaft den Jesuiten verkauft und gelangte später an das Stift Altenburg. Die Burg wurde baufälllig und beim großen Stadtbrand im Jahr 1808 bis auf den Bergfried völlig eingeäschert. Auch in der Neuzeit war Eggenburg mehrmals Kriegsschauplatz: 1619 kämpften hier die protestantischen Stände gegen die kaiserlichen Truppen, 1645 eroberten die Schweden die Stadt, 1809 wurde sie von den Franzosen und 1866 von den Preußen besetzt. Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Eggenburg eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde mit 1. Juli 2002 aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Horn zugewiesen.
Im Zuge der Industrialisierung entstanden kleinere Fabriksanlagen, darunter eine Baumwollfabrik, ein Amethystbruch, Ziegelöfen, eine Brauerei und eine Feigenkaffeefabrik. Weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt wurde die Stadt jedoch durch die Tätigkeit des Heimatforschers und Sammlers Johann Krahuletz und das 1902 eröffnete, nach ihm benannte Museum, eines der bedeutendsten Regionalmuseen in Niederösterreich.