Emmersdorf an der Donau


Gemeinde Emmersdorf an der Donau

Ortsgeschichte

Die Marktgemeinde Emmersdorf liegt direkt an der Donau gegenüber von Melk und wird oft  das Tor zum Waldviertel und der Wachau genannt. Das heutige Gemeindegebiet umfasst die Orte Emmersdorf an der Donau, Fahnsdorf, Gossam, Grimsing, Hain, Hofamt, Luberegg, Mödelsdorf, Pömling, Rantenberg, Reith, St. Georgen, Schallemmersdorf und Seegarten-Dorf.

Möglicherweise bestand bei Emmersdorf schon eine prähistorische Überfuhr über die Donau, einige Funde im Flussbett könnten auf eine Opferung vor dem Übersetzen schließen lassen. Auf eine frühe Besiedlung lassen jedenfalls jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Funde schließen. In der Westsiedlung des Ortes fand man Gefäße, Schalen und Henkeltassen aus der Urnenfelderkultur (1250-750 v. Chr.), die sich heute im Museum Melk befinden. Der Römerzeit gehört ein Grabstein an, der in der Burgkirche zu Gossam als Altarstein Verwendung fand. Die Grabinschrift nennt eine Familie, die wahrscheinlich im Emmersdorfer Raum gelebt hatte.

Der Ortsname könnte sich vom slawischen Personennamen Semir oder Semer ableiten. Erste  urkundliche Nennungen finden sich im Jahr 1133 und 1136 als Cemarstorf. Emmersdorf unterstand seit 1100 der Grundherrschaft zu Weitenegg und wurde 1220 landesfürstlich. Es gab wohl nie eine lokale Feste. 1259 erteilte König Ottokar II. das „Wasserprivileg“, das Emmersdorf die Zoll- und Mautrechte sicherte und ihnen dieselben Rechte einräumte wie sie die Märkte Stein und Krems besaßen. Der Ort hatte die wichtige Funktion, das Waldviertel wirtschaftlich zu versorgen. Emmersdorf hatte zwar nicht offiziell das Marktrecht inne (bzw. es ist nicht überliefert), aber es entwickelten sich marktähnliche Strukturen. Für die Mitte des 14. Jahrhunderts sind ein Richter und das „Freigericht Emmersdorf“ dokumentiert.

Die im Norden auf ansteigendem Gelände hoch über dem Markt gelegene Pfarrkirche Hl. Nikolaus gehörte zur Urpfarre Melk, dann im 11. Jahrhundert zur abgetrennten Mutterpfarre Weiten und wurde schließlich 1336 zur eigenständigen Pfarre erhoben. Sie war bis 1461 unter dem Patronat des Passauer Bischofs, bis dieser sie dem Kollegiatsstift Mattighofen im Innviertel inkorporierte. Mattighofener Chorherren stellten bis etwa 1600 den Pfarrer, als das Patronat (mit der Herrschaft) der Familie Hoyos verkauft wurde. Die letzten dreißig Jahre des 16. Jahrhunderts wurde die Pfarre von einem verheirateten Priester geführt bzw. von dessen Prädikanten. Die Kirche verfiel zunehmend. Die Bevölkerung bekannte sich zum protestantischen Glaube. Ab 1593 gehörten Gericht, Markt und Wassermaut den Freiherrn von Hoyos. Sie stellten den katholischen Gottesdienst wieder her und errichteten eine katholische Schule.

Paul Frey aus Freising stiftete 1516 die Liebfrauenkirche – heute Magdalenenkapelle – auf dem Hauptplatz mit einem eigenen Benefizium. Sie war Filiale der Pfarrkirche, wurde 1785 entweiht, jedoch 1794 wieder eröffnet und sollte auf Wunsch der Bürger Pfarrkirche werden. 1809 wurde sie von den Franzosen beschossen und stark in Mitleidenschaft gezogen, erst 1813 wurde wiederhergestellt.

Der niederösterreichische Bauernaufstand 1596/97 nahm im Yspertal seinen Anfang, wo die Untertanen mit ihrem Grundherrn Ferdinand Albrecht von Hoyos unzufrieden waren. Sie beschwerten sich bereits Anfang der 90er Jahre über die willkürlich festgesetzten Robotzahlungen. Unter der Führung des redegewandten Schneiders Georg Prunner aus Emmersdorf zogen die Aufständischen nach Pöggstall, wo sie Markt und Schloss einnahmen und in weiterer Folge Schloss Persenbeug besetzten. Unterdessen zog der Binder Hans Markgraber aus Gossam mit seinen Anhängern nach Ybbs, von wo aus sie mit weiteren Aufständischen vereint, nach Osten zogen und St. Pölten belagerten. Sie wurden jedoch nach Wilhelmsburg zurückgedrängt und schließlich vor das Strafgericht gestellt, das die grausame Hinrichtung beschloss.

Die 1623 auftretende Pest hinterließ kaum Spuren in Emmersdorf. Trotzdem ließ der Pfarrer zur Abwendung oberhalb des Marktes zu Ehren der Heiligen Sebastian, Rochus und Vitus eine Kapelle erbauen. Die „Reformations-Kommission“, die 1652 zur Rückführung zum katholischen Glauben eingesetzt wurde, verzeichnet 965 Personen für Emmersdorf und Weiten, wovon 859 wieder katholisch wurden, 67 Bedenkzeit erboten und 39 erklärten, emigrieren zu wollen. 1705 starben 113 Menschen an der Ruhr. 1809 hatten die Franzosen erneut die Ruhr eingeschleppt und 49 Menschen verstarben.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig war die Holzwirtschaft. Besonders im 18 . Jahrhundert wurde viel Holz für die größeren Städte der Monarchie (Wien und Budapest) gebraucht. Das in den Wäldern das Waldviertels geschlägerte Holz wurde die Donau abwärts geflößt. Holzhändler kauften Scheiterholz auf, lagerten dieses in Emmersdorf und Schallemmersdorf und verkauften es schließlich weiter, das war noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg üblich. 1800 erwarb die k.k. Familien-Güter-Ober-Direktion im Auftrag von Kaiser Franz II. u. a. die Herrschaften Persenbeug, und Emmersdorf aus dem Besitz der Hoyos. Die Verwaltung der Herrschaft Emmersdorf blieb zunächst vor Ort bestehen, wurde aber bereits einige Jahre später nach Luberegg verlegt und schließlich 1812 mit anderen Herrschaften in Leiben zusammengefasst. Nach der Abschaffung  der Grundherrschaft wurde am 1. Juli 1850 Engelbert Haidvogel zum ersten Bürgermeister von Emmersdorf gewählt. Er übernahm sein Amt vom Marktrichter.

Um 1880 begann man mit der Donauregulierung und man versuchte durch Propellerboote die Überfuhr über die Donau von Melk nach Emmersdorf zu erleichtern. Dieses Unternehmen stoppte man nach einem tödlichen Unfall allerdings wieder und kehrte zu den alten Waidzillen zurück.

Am 1. März 1898 eröffnete man die Rollfähre, die rasch hohen Zulauf erhielt und besonders an Sonn- und Feiertagen überlastet war. 1954 wurde ein völlig neugebautes, tragfähigeres Fährschiff dem Verkehr übergeben.

1902 begann der Bau der Donauuferbahn von Krems nach Grein. Die Strecke wurde 1909 mit einem großen Festakt eröffnet. Am 19. Oktober 1958 wurde die 33,5 Kilometer lange neue Wachaustraße zwischen Stein und Emmersdorf eingeweiht. 1967 bildete sich die „Interessensgemeinschaft zur Errichtung einer Donaubrücke Melk“ unter der Leitung des späteren Bürgermeisters Dr. Kurt Wedl. Im Jänner 1973 wurde diese Verbindung eröffnet; in der Folge stellte die Rollfähre Mitte März ihren Betrieb ein. 1974 wurde Emmersdorf dem Bezirk Melk (vorher Krems) zugeordnet, was schon lange diskutiert wurde und sich durch die Nähe und Anbindung anbot.

Nach dem schweren Hochwasser 2013 wurde auch in Emmersdorf 2015 mit dem Bau einer Schutzanlage begonnen. Dazu wurden Deiche, Mauern und Mauersockel zur Aufsetzung mobiler Schutzwände errichtet. Ferner wurden drei Pumpwerke zur Polderentwässerung angelegt. Im Oktober 2018 konnte der letzte Teil dieser Anlage zwischen Emmersdorf–Seegarten ihrer Bestimmung übergeben werden. Durch die Maßnahmen werden nun 62 Objekte und infrastrukturelle Einrichtungen vor einem 100-jährlichen Hochwasser der Donau geschützt.

Jährlich am 6. Dezember findet in Emmersdorf der traditionelle Nikolausmarkt statt. Das Markttreiben endet abends mit der Ankunft des Nikolaus, der die Donau mit dem Schiff übersetzt.