Ortsgeschichte
Südlich des Wagrams, an einem von einem Bach durchflossenen, heute teilweise verbauten Anger liegt die Marktgemeinde Fels am Wagram. Die Gemeinde besteht heute aus den Katastralgemeinden Fels am Wagram, Gösing, Stettenhof und Thürnthal. Funde belegen eine Besiedlung vom späten Neolithikum bis in die Latènezeit: Während der Errichtung des Flugplatzes 1938 entdeckte man auf dem Gelände zwei Höckergräber mit Grabbeigaben – eine Bronzenadel und drei kleine Tongefäße (Funde im Naturhistorischen Museum in Wien) aus der Hallstattzeit. Beim Bau der Umfahrungsstraße 1961 und des Schnellstraßen-Zubringers 1969 stieß man auf ein Gräberfeld der Bronzezeit mit 200 Höckergräbern.
Die erste namentliche Nennung des Ortes – Uelce – findet sich 1158 in einer Stiftungsurkunde an das Schottenkloster in Wien. Die hier angeführten 2 Mansen (mittelalterliches Flächenmaß, entspricht in etwa 1 Tagwerk) gehörten zum Gründungsbesitz des Klosters. Stifter waren in Fels ansässige Ministeriale. Sie finden sich auch um 1170 in einer Urkunde des Stiftes Klosterneuburg: Darin stifteten Albero und Albert de Velze für ihren Vater Albero ein Seelgerät. Zahlreiche der in der Urkunde genannten Zeugen stammten aus Fels (omnes hii de Vezz). Nach dem Ende der Babenbergerzeit tauchen die Ministerialen im Umfeld der Herren von Falkenberg auf, deren Stammburg im Straßer Tal stand. Die Herren von Falkenberg verfügten noch im 14. Jahrhundert über Gerechtigkeiten in Fels und stifteten die Margarethen-Kapelle. Nach ihrem Aussterben 1349 übernahmen die Familien von Kapellen und von Wallsee deren Besitzungen. Sie widmeten die Margarethen-Kapelle in Veltze dem Kloster Pulgarn. Durch Heirat gelangte der Besitz an die Liechtenstein; diese verkauften das Dorf zu Velß mit den Gütern, das Dorfgericht, die Vogtei und die Burgrechte an Kaspar von Starhemberg.
Nachweise für eine eigenständige Herrschaft Fels datieren erst aus dem 16. Jahrhundert. Albert von Sachwitz wird 1569 als Inhaber der Herrschaft Fels genannt. Die Besitzer wechselten in der Folge häufig, da es in den Ehen keine männlichen Erben gab. Schließlich erwarb 1701 Sigmund Friedrich Freiherr von Engel die Herrschaft von seiner Base Crescentia von Haim. Im Besitz der Familie Engel von Wagrain blieben Schloss und Dorf bis 1840. 1840 erwarb Gabriel Freiherr von Gudenus die Herrschaft Mühlbach-Fels. Zehn Jahre zuvor hatte ein Großbrand nahezu das gesamte Dorf verwüstet. Schweickhardt beschreibt in seiner „Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens“ (1834) Fels als bedeutendes Kirchdorf mit 171 Häusern, an der neuen Kremser Straße gelegen. Im Dorf wohnten zu dieser Zeit 230 Familien; der Viehbestand belief sich auf 35 Pferde, 30 Ochsen, 237 Kühe und 332 Schafe. An Handwerk waren Wagner, Schmiede, Schlosser, Schuster, Sattler, Tischler, Weber, Fleischer und Bäcker vertreten. Ferner gab es eine Warenhandlung. Mit Aufhebung der Grundherrschaft und der Neuregelung der Gemeinden schlossen sich 1849 die Gemeinden Fels und Thürnthal zusammen. Durch den Bau der Nebenstrecke Krems-Absdorf erhielt Fels Anschluss an das Eisenbahnnetz. Am 9. November 1871 befuhr der erste Zug die Strecke. Die offizielle Freigabe für den Personen-, Fracht- und Güterverkehr erfolgte am 10. Jänner 1872. 1881 erhielt Fels eine Bahnhof-Haltestelle. 1906 wurde aus der Haltestelle eine Station.
Im selben Jahr erhielt die Gemeinde ein Wappen verliehen. Dieses greift Bildmotive eines alten Gemeindesiegels auf: Ein blauer Schild im Fußrande von einem natürlichen Gewässer durchflossen, aus welchem sich ein schroffer, grauer Fels erhebt, der eine rotbedachte Kapelle mit Turm und Langschiff trägt. Zur Linken steigt, an den Felsen sich anlehnend ein mit grünem Rasen bewachsenes Gelände empor, in welchem ein natürlicher, mit drei rötlichen Trauben befruchteter Weinstock wurzelt. An zwei im Felsen befestigten Eisenringen sind zwei hölzerne Fischerkähne angehängt. In dem Kahne zur Rechten steht, nach vorwärts gewendet, ein Mann in Fischertracht, der in der Linken ein Tauchnetz, Daube genannt, zum Gebrauche bereithält. (Beschreibung im Wappenbrief von 1906). 1911 erhielt Fels ein Amtshaus. Der Architekt und Baumeister Johann Kargl errichtete den zweigeschossigen Bau. Im Erdgeschoss befanden sich das Postamt, die Raiffeisenbank sowie die Räume der Gemeindevertretung. Im ersten Stock waren Wohnungen für den Gemeindearzt und die Lehrerschaft sowie zwei Klassenzimmer und ein Lehrmittelzimmer untergebracht. Um die wirtschaftliche Situation der Gemeinde zu verbessern, konstituierte sich 1920 eine Schürfgesellschaft. Sie hofften auf die Entdeckung von Kohlevorkommen. Der erste Bohrturm wurde bei der Anzenthalermühle errichtet, der zweite nördlich der Kirche beim Reiblkreuz. Da die Bohrungen trotz einer Tiefe von 110 bzw. 74 Metern erfolglos blieben, wurden sie eingestellt. 1926 suchte die Gemeinde bei der NÖ Landesregierung um die Markterhebung an. Diesem Gesuch wurde am 27. März 1927 entsprochen.
Im Juli 1938 begann die Deutsche Wehrmacht mit dem Bau von Baracken und der Anlage eines Flugplatzes zwischen Fels am Wagram und Feuersbrunn. Das am 1. Mai 1939 aufgestellte Flieger Ausbildungsregiment 24 hatte als Friedensstandort Krems-Feuersbrunn. Nach Verlegung der Fliegerausbildungsregimente wurden ab 1942 im Lager an die 2.000 Mädchen zu Nachrichtenhelferinnen ausgebildet. Ab Mitte 1943 wurde Fels Einsatzhorst von Jagdgruppen in der Reichsverteidigung. Die erste Gruppe des Jagdgeschwaders 27 war hier vom 22. August 1943 bis zum 6. Juni 1944 stationiert, ab 2. Juli 1944 bis 28. August 1944 auch die zweite Gruppe. Der Stützpunkt wurde auch vom Jagdgeschwader 3 aus Burg bei Magdeburg für Einsätze im Südosten genutzt. Der Flugplatz war bis zum 14. April 1945 einsatzbereit. In den letzten Kriegswochen wurden in erster Linie Aufklärungsflüge von hier gestartet. Am 5. Mai 1945 erfolgte der erste Bombenangriff auf den Flugplatz. Nach Kriegsende rissen die Bewohner*innen die Reste der Gebäude ab und verwendeten das Material zum Wiederaufbau der beschädigten oder zerstörten Häuser. 1954 wurde der Flugplatz wieder in Ackerland umgewandelt und die letzten Gebäudereste abgerissen.
Im Zuge der Gemeindezusammenlegungen schlossen sich 1971 Fels, Gösing, Stettenhof und Thürnthal zu einer Gemeinde zusammen. 2016 wurden das neue Gemeindeamt und das Generationenhaus ihrer Bestimmung übergeben.