Ortsgeschichte
Die Wienerwaldgemeinde Gablitz liegt unweit der Wiener Landesgrenze. Zu dem Hauptort gehören die Streusiedlungen Allhang, Buchgraben, Fischergraben, Hauersteig, Hochbuch, Höbersbach, Laabach und Rabenstein. Seit etwa 800 v. Chr. siedelten illyrische Stämme in diesem Raum; ein Hügelgräberfeld („Urnenfelder Kultur“) am Troppberg belegt ihre Existenz. In der Römerzeit war der Wienerwaldkamm gleichsam die Grenze zwischen Pannonien im Osten und Noricum im Westen. Eine römische Grabstele wurde beim Pflügen am Rabenstein gefunden. Römerstraßen und Kastelle entstanden im Nahbereich und können dem Ausbau des Donaulimes zugeordnet werden. Im 7. und 8. Jahrhundert nach Christus bewohnten vermutlich Slawen das Tal.
Im Jahre 1033 schenkte Kaiser Konrad II. dem bayrischen Stift Freising das in der Mark des Markgrafen Adalbert gelegene Dorf Alarun, das heutige Ollern. Das heutige Laabach taucht in den Urkunden 1060 auf, als die Sippe der Wintherus ihren Hof in Loupach gegen eine Hube in Alarun tauschte. Der Name Gablitz (Gabliz) findet sich erstmals im ausgehenden 12. Jahrhundert überliefert und zwar im Saalbuch des Stiftes Klosterneuburg: Laut Eintrag gab 1194 Ulricus de Vreindorf das Gebiet eines Hainrich de Gabliz zu einem Zins von 5 Denaren dem Stift Klosterneuburg. Bischof Emicho von Freising übergab 1311 Gablitz mit dem Walde im Thal Rozwärtingergraben dem Ritterbürger Greif/Griffo, der 1287 und 1296 Stadtrichter von Wien war und zu den reichsten Familien gehörte. Sein Sohn Jans der Greif verkaufte 1337 das Freisinger Lehen Dorf Gablitz mit seinen Eigen und Rechten an Herzog Otto den Fröhlichen. 1411 gelangten Teile von Gablitz in den Besitz des Kartäuserklosters Mauerbach und blieben unter dieser Herrschaft bis zur Klosteraufhebung 1782. Wie in so vielen anderen Orten waren die Herrschaftsverhältnisse in Gablitz bis zur Aufhebung der Grundherrschaft 1848 kompliziert. Zwölf Urlehen waren bis 1621 der Kartause Mauerbach untertänig. Dann kamen sie in Besitz der Sophie Strauss von Hadersdorf; ab 1640 gehörten sie dem Wiener Ratsbürger Hans Wolfstriegl. Nach Differenzen wegen des Kirchleins verkaufte er die Häuser wieder an die Kartause. Die Holzhauer, die in Hauersteig, Allhang, Fischergraben, Rabenstein, Laabach usw. siedelten, waren dem k.k. Waldamt Purkersdorf untertänig.
Die Kartause Mauerbach errichtete 1642 anstelle der alten, 1529 durch osmanische Sturmscharen zerstörten Rosenkranzkapelle eine kleine Kirche, in der bisweilen der Pfarrer von Purkersdorf Messe las. Erst 1810 erhielt Gablitz einen eigenen Aushilfspriester, der an Sonn- und Feiertagen nun regelmäßig den Gottesdienst verrichtete. 1928 wurde die heutige Pfarrkirche als Kriegergedächtniskirche unter Einbeziehung des barocken Vorgängerbaues errichtet. 1937 wurde Gablitz eine eigenständige Pfarre.
1865 pachtete die in Wien ansässige Kongregation der Töchter des Göttlichen Heilands den Thurnhof in Gablitz. 1868 erwarben sie noch das Waldhaus, 1879 kauften sie den Thurnhof und benannten das Anwesen in Kloster St. Barbara um. Mit dem Erwerb waren Um- und Neubauten möglich. Ab 1884 wurde ein mehrtraktiger Klosterneubau nach Plänen von Josef Schmalzhofer errichtet, der 1903 fertiggestellt war.
Bereits im 13. Jahrhundert gab es einen wichtigen Handelsweg von Wien über Purkersdorf und Gablitz zum Riederberg, der zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert stetig zur fürnembsten landstraßen durch den Wienerwaldt ausgebaut werden sollte. 1813 wurde diese Straße Linzer Haupt- Post- und Commerzialstraße genannt. Vor der Fertigstellung der Westautobahn war die die Marktgemeinde in zwei Hälften teilende Bundesstraße 1 die wichtigste Ost-West-Verbindung.
Die Bevölkerung setzte sich zunächst aus Bauern, Kleinhäuslern und Holzhackern sowie einigen Gewerbetreibenden zusammen. Auch eine Brauerei befand sich im Ort. Gablitz wurde im 19. Jahrhundert als Sommerfrische- und Ausflugsort beliebt. 1870 wurde auf dem Troppberg eine 11 m hohe steinerne Warte errichtet. Fünf Jahre später wurde vom Wiener Bürger und Metallfabrikanten Fritz Kinn die Gaststätte Hochramalpe anstelle einer Meierei errichtet. Das beliebte Ausflugsziel der Wiener:innen Speise- und Tanzsaal, eine Kegelbahn und einen Verkaufsbasar. Der Teich lud zum Bootfahren ein. Die am 16. Juni 1900 eröffnete erste Autobuslinie Niederösterreichs, die die Strecke Purkersdorf–Gablitz bediente, steigerte die Beliebtheit des Ortes als Wohnort für Wiener:innen. So wohnte z. B. von 1913 bis 1921 der Wiener Kabarettist Fritz Grünbaum in Gablitz. Villenbauten und Landhäuser entstanden, die Streusiedlungen wuchsen zu einem geschlossenen Ortsgebiet zusammen.
Im Juni 1977 wurde Gablitz zur Marktgemeinde erhoben und das Marktwappen verliehen: Es zeigt einen von Blau auf Gold durch eine aus dem Schildfuß aufragende geschweifte Spitze geteilten Schild, vorne über einen grünen Grund eine naturfarbene Baumgruppe mit Wegkreuz, hinten auf grünem Grund der Hl. Laurentius in rotem Ornat mit Rost und Märtyrerpalme, im Schildesfuß auf schwarzem Grund ein goldenes „G“. Mit der Auflösung des Bezirkes Wien-Umgebung wurde Gablitz dem Bezirk St. Pölten-Umgebung zugeordnet.
Ein berühmter Sohn des Marktes ist der Philosoph Ferdinand Ebner, der in Gablitz als Volksschullehrer wirkte.