Geras


Gemeinde Geras

Ortsgeschichte

Zentrum von Geras, das 1928 zur Stadt erhoben wurde, ist das Prämonstratenserstift, an dessen barocker Ausgestaltung einige der größten Meister ihrer Zeit beteiligt waren.

Das Kloster wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts - als Gründungsdatum gilt 1153 - von Ulrich II. von Pernegg in dem zur Grafschaft Pernegg-Drosendorf gehörenden Straßendorf gegründet und mit Mönchen aus dem Stift Selau/Zeliv in Böhmen besiedelt. Als Eigenkloster der Pernegger war es zuerst eine Propstei, wurde um 1180 zur Abtei und wenige Jahre später von der Gründerfamilie dem Bistum Passau übergeben. Die Pfarre Geras wurde im 12. Jahrhundert von der Mutterpfarre Pernegg abgetrennt, die Stiftskirche wurde gleichzeitig Pfarrkirche.

Das Prämonstratenserstift war ursprünglich als Doppelkloster für Männer und Frauen gegründet worden, doch lebten die Nonnen von Beginn an in einem eigenen Kloster in Pernegg. Der Abt von Geras war zunächst gleichzeitig Propst von Pernegg. Auch das Stiftungsvermögen gehörte beiden Klöstern gemeinsam und umfasste großen Grundbesitz in der Umgebung mit viel Wald sowie zahlreiche Pfarr- und Filiakirchen mit den zugehörigen Zehenten.

Durch seine Grenzlage zu Böhmen und Mähren litt das Stift immer wieder unter feindlichen Einfällen und Zerstörungen. Dazu kamen innere Schwierigkeiten, Gegensätze zwischen Geras und Pernegg, Mangel an Nachwuchs sowie die Reformation. Mitte des 16. Jahrhunderts waren Abt und Konvent evangelisch. In Pernegg starb 1585 der Nonnenkonvent aus, das Kloster wurde mit Prämonstratensern aus Geras besiedelt, doch gestaltete sich das Verhältnis zwischen beiden Klöstern sehr konfliktträchtig.

Besonders schwer wurden Stift und Dorf im Dreißigjährigen Krieg durch Plünderungen (1619, 1620, 1645) und Brände (1620, 1636) getroffen. Der Wiederaufbau begann unter Abt Benedikt Lachten (1627-1632) und wurde von Abt Johannes Westhaus (1650-1674), dem wohl bedeutendsten Abt von Geras, vollendet. Er wird auch als zweiter „Stifter" von Geras bezeichnet. Das Stift erlebte eine Blütezeit und wurde zum religiösen und kulturellen Mittelpunkt der Umgebung. Auch die Anfang des 16. Jahrhunderts um eine Madonnenstatue von etwa 1520 entstandene Marienverehrung erlebte einen Aufschwung und zog Wallfahrer an. In der Folgezeit konnte auch der Konflikt mit Pernegg bereinigt werden, das Geras als Vaterkloster anerkannte.

Nach einem Großbrand im Jahr 1730 erbaute Josef Munggenast im Auftrag von Abt Nikolaus Zandt das barocke „Neugebäude" mit dem von Paul Troger ausgestalteten Marmorsaal, der als Sommerrefektorium fungierte. Auch die Stiftskirche Mariä Geburt erhielt eine barocke Innenausstattung.

Die josephinische Pfarrregulierung brachte einen Zuwachs an Seelsorgearbeit in den neuen Pfarren. Pernegg wurde 1783 aufgehoben und Geras als Pfarre inkorporiert. Nach einer vorübergehenden Aufhebung unter den Nationalsozialisten 1940 bis 1944 erhielt das Kloster wieder neuen Zuzug von Novizen. Heute ist Stift Geras nicht nur ein geistliches Zentrum, sondern auch ein Kreativ- und Bildungszentrum, in dem seit 1970 Kunst- und Kunsthandwerkskurse angeboten werden.

Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Geras eingerichtet. Der Gerichtsbezirk wurde mit 1. Februar 1962 aufgelöst und dem Gerichtsbezirk Horn zugewiesen.