Ortsgeschichte
Die Marktgemeinde Göstling an der Eisenstraße, heute ein bedeutender Winterurlaubsort am Hochkar, war jahrhundertelang von der Eisenverarbeitung geprägt.
Das Gebiet war seit etwa 1000 bis 1803 im Besitz der Bischöfe von Freising, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Andreaskirche als Filiale von Hollenburg gründeten. Sie war seit 1310 selbstständige Pfarre und gehörte bis 1803 zu Freising.
Göstling wird erstmals 1305 im Freisinger Urbar erwähnt, das 76 zum Amt Göstling gehörende Bauernhöfe aufzählt. Schon 1316 wird auch ein Eisenhammer genannt. Das Eisen wurde zunächst vom Dürrenberg bezogen, später ausschließlich über die Mendlingstraße vom steirischen Erzberg. Der Ausbau der Dreimärktestraße durch das Mendlingtal 1544 bis 1561 führte zum wirtschaftlicher Aufschwung des Ortes durch Eisenverarbeitung und Provianthandel. Von hier aus wurde der Erzberg mit Lebensmitteln („Proviant") versorgt und im Gegenzug das Roheisen weiterverarbeitet. Das letzte originale Straßenstück der historischen Eisenstraße hat sich im nahen Lassing erhalten. Unterhalb des Dorfteichs führt die Straße in den von den Hammerherren als das „grüne Gold" bezeichneten Wald.
Mit dem Decret des niederösterreichischen Landeschefs vom 7. Juli 1849 über die Durchführung der Gerichtsorganisation wurde der Gerichtsbezirk Göstling eingerichtet, 1854 aber bereits wieder aufgelöst. Von der einstigen Bedeutung des Eisens für die Gegend zeugen die stattlichen Herrenhäuser und Hämmer, darunter der „Fassziehhammer" aus dem 16. Jahrhundert, das „Pfarrstöckl" bei der Kirche mit Sgraffitomalerei aus der Renaissance und das „Fürstenhaus" bzw. „Asyl", ein nach der Familie Fürst (1731-1864) benanntes Gewerkenhaus, das 1878 von Bettina Rothschild als Kinderheim für Forstarbeiter gestiftet wurde.
Die ursprünglich spätgotische Pfarrkirche wurde Ende des 18. Jahrhunderts barockisiert (1783/1784-1792) und mit Altarbildern des Kremser Schmidt ausgestattet. Nach dem Ende der Freisinger Herrschaft in Göstling 1803 wurde der Besitz wiederholt verpachtet und dann verkauft. Ab 1875 waren die Rothschild Eigentümer, die sich im Steinbachtal ein Jagdschlösschen erbauten. Nach dem Niedergang der Eisenproduktion im 19. Jahrhundert wurde ab etwa 1900 die Holzwirtschaft zum wichtigsten Wirtschaftszweig. Im 20. Jahrhundert entwickelten sich Göstling und das Hochkar, das größte und schneesicherste Skigebiet Niederösterreichs, zur Tourismusregion. Der wohl bekannteste Göstlinger ist der Skirennläufer Thomas Sykora.
Im Mendlingtal bei Göstling steht eine der letzten Holztriftanlagen Mitteleuropas. Entlang der neu renovierten Anlage führt ein in Lassing beginnender Themenweg durch Schluchten, über Triftwege und Brücken („Erlebniswelt Mendlingtal"). Eine weitere Besonderheit der Gemeinde ist das 2400 Hektar große „Wildnisgebiet Dürrenstein" mit dem größten Urwaldrest Mitteleuropas.