Ortsgeschichte
Die Marktgemeinde Guntersdorf liegt im nordwestlichen Weinviertel in einer mäßig hügeligen Gegend und ist seit der Bronzezeit besiedelt. Die alte Poststraße, die von Wien nach Prag führte, ging durch den Ort. Die Bauern und Kleinhäusler lebten seit dem frühen Mittelalter vom Korn- und Weinbau. Die Reblauskatastrophe von 1880 bewirkte einen Einbruch in der Bevölkerungszahl. Heute besteht die Gemeinde aus den Katastralgemeinden Großnondorf und Guntersdorf.
Der Ortsname geht auf „einen Mann namens Gunthart“ zurück. Urkundlich trat der Ort erstmals 1108 als Gunthartisdorf in Erscheinung, als in einer Urkunde anlässlich der Weihe der Pfarrkirche in Wullersdorf die umliegenden Gemeinden aufgezählt wurden. Als die Pfarre Guntersdorf 1312 von seiner Mutterpfarre Wullersdorf, die dem Stift Melk inkorporiert war, eigenständig wurde, begann man mit dem Bau der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. 1366 wurde der Bau unter Eberhard von Wallsee vollendet. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die mit den Kuenringern verwandten Falkenberger die Grundherrschaft inne. Stift Melk war der Lehensherr des Ortes. Seit 1295, nachdem Ulrich der Ruckendorfer das halbe Haus an Ulrich von Wallsee verpfändet hatte, erwarben die Wallseer geschickt mehrere umliegende Herrschaften.
Reinprecht V. von Wallsee verkaufte 1476 Schloss und Herrschaft an Ulrich Rechlinger, der zwei Jahre später verstarb und nur minderjährige Kinder hinterließ. 1498 belehnte der Abt von Melk Kaspar von Roggendorf mit Gunterdorf. Auf seine Bitten hin - er war Kämmerer des Kaisers - wurde der Ort am 2. Juli 1481 von Kaiser Friedrich III. zum Markt erhoben und erhielt in der Folge ein eigenes Siegel.
1538 wurde Guntersdorf „freies Eigen“, da Abt und Konvent des Stiftes Melk auf ihre Lehensrechte verzichtet hatten. 1571 ging die Herrschaft auf Johann Freiherr von Weißpriach über, dessen Tochter Susanna Christoph Freiherr von Teufel heiratete. Diese Adeligen machen den Ort um 1580 zum Zentrum des Protestantismus. Andreas Teufel holte evangelische Prediger nach Guntersdorf.
Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges kamen schwedische Truppen 1645 und belagern den Ort. 1679 starben 142 Menschen an der Pest. Nach dem Sieg der Gegenreformation emigrierte Otto Christoph von Teufel nach Sachsen und verkaufte 1684 Guntersdorf an den Katholiken, Generalfeldmarschall und Hofkriegsrat Johann Karl von Serenyi. Von dessen Sohn erwarb Johann Rudolph Katzy Freiherr von Ludwigstorff 1717 die Herrschaft. Das Schloss ist bis heute in Familienbesitz.
Zwischen 1805 und 1809 verwüsteten sowohl russische als auch französische Soldaten den Ort. Als 1866 auf einer Anhöhe von Guntersdorf Kanonen aufgestellt wurden, um die herannahenden Preußen zu vertreiben, flohen die meisten Bewohner. Es folgten Nahrungsmittelrequirierungen und die Cholera. Die Erschließung des Gebietes durch die Nordwestbahn (Wien–Znaim, 1871) behagte der Bevölkerung nicht. Sie verhinderten einen Bahnhofsbau, der dann in der südlich gelegenen Nachbarortschaft Grund realisiert wurde. Guntersdorf erhielt allerdings im gleichen Jahr eine Poststation und ist heute an das Schnellbahnnetz angeschlossen.
1971 erfolgte der Zusammenschluss mit der Katastralgemeinde Großnondorf. Von 1973 bis 1979 wurde der Schmutzwasserkanal und die Kläranlage von Guntersdorf gebaut, 1977 die Ortswasserleitung fertiggestellt. 1987 ließ sich in Guntersdorf das Theater Westliches Weinviertel nieder. Es ist das kleinste Theater mit Ganzjahresspielbetrieb in Niederösterreich. Mit Bescheid vom 18. Oktober 2005 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: In Blau über roter gequaderter Mauer mit goldenen Zinnen ein sechsstrahliger goldener Stern.” Die Gemeindefarben Blau-Gelb-Rot wurden genehmigt.