Hadersdorf am Kamp


Gemeinde Hadersdorf-Kammern

Ortsgeschichte

Das „Tor zum Kamptal“ – die Marktgemeinde Hadersdorf – liegt nordöstlich von Krems am Rande des Kremser Beckens. Gemeinsam mit Kammern bildet es die Gemeinde Hadersdorf-Kammern.

Das Gebiet um Hadersdorf ist seit der Altsteinzeit besiedelt. Beim Bahnhofsbau (1888/89) wurden neolithische Siedlungsplätze, sowie Werkzeuge der frühen und mittleren Bronzezeit sowie 130 Gräber aus der Hallstattzeit (Urnenfelderkultur, um 750-400 v. Chr.) ausgegraben. Man spricht auf Grund dieser Fülle von einer eigenen „Hadersdorfer Kultur“. Anlässlich der Errichtung des neuen Bahnhofparkplatzes führte man 1997/98 archäologische Grabungen durch, in deren Rahmen Siedlungsbereiche der mittleren und späten Jungsteinzeit, der Frühbronzezeit sowie Friedhöfe der späten Bronzezeit und der Hallstattkultur ergraben wurden. Unter dem Fundgut befanden sich einmalige Zeugnisse ritueller Praktiken der ausgehenden Frühbronzezeit (1900–1600 v. Chr.). Das  bemerkenswerteste Objekt ist ein vogelförmiges Tongefäß mit einem menschlichen Kopf, in dessen Hohlkörper sich einige Tonobjekte sowie vor allem Gegenstände aus fast reinem Kupfer befanden.

Bereits um 865 wurde das Gebiet urkundlich als in Weride, also „Wörth“, genannt, was „bei der Insel“ meint. Eine Kirche bei Hadersdorf ist mit ecclesia Heiderichstorf (Haderichesdorff) für 1136 belegt. Sie sollte an das Kloster Kleinmariazell übergeben werden, dazu kam es aber nicht. Von den Haderichen, den Herren von Schwarzenburg-Nöstach, die Klein-Mariazell gestiftet hatten, erhielt die Siedlung den Namen. Seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war Heinrich von Zöbing, aus dem Geschlecht der Kuenringer, im Ort begütert. Spätestens um 1238 wurde Hadersdorf als eigenständige Pfarre genannt. Denn in einer Urkunde des Stiftes Zwettl unterzeichnet als Zeuge Rudolphus Plebanus (Pfarrer) de Hedreisdorf. Sicher schon 1365, vielleicht aber schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts  erhielt Hadersdorf das Markrecht verliehen.

Bis 1440 blieb Hadersdorf landesfürstlich, dann wurde es verpfändet. Kaiser Maximilian I. verlieh dem Ort 1514 das Marktwappen. Es zeigt zwei miteinander kämpfende Landsknechte, da fälschlicherweise der Ortsnamen von „hadern“=kämpfen abgeleitet wurde. Das Ensemble der stattlichen Bürgerhäuser rund um den Hauptplatz zeugt von dem Reichtum der Bürger. Zur Zeit der Reformation war Hadersdorf überwiegend protestantisch, erst für 1632 ist wieder ein katholischer Pfarrer vermerkt. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Graf Thurn hier (1619) sein Hauptquartier aufgeschlagen. Es kam zu schweren Verwüstungen durch böhmische Aufständische. 1645 plünderten die Schweden den Ort. Als die Pest 1679 die Gegend um Hadersdorf bedrohte, verlobten sich Rat und Bürgerschaft nach Maria Langegg. Zur Abwendung der drohenden Seuche stifteten sie ein Votivbild nach Maria Langegg und gelobten jährlich am Tag „Fabiani und Sebastiani“ (20. Jänner) in den Wallfahrtsort zu pilgern.

Eine kurze Zeit lang verfügte Hadersdorf auch über das Landgericht, allerdings wurde dieses durch Maria Theresia wegen Unfähigkeit in der Rechtsausübung wieder eingezogen. Uneinigkeit in der Verwaltung und finanzielle Schwierigkeiten führten dazu, dass der Ort 1760 an das Stift Zwettl verkauft wurde. Unter dessen Herrschaft blieb es bis zur Aufhebung der Grundherrschaft 1848. Während der Koalitionskriege gegen Frankreich kam es 1805 und 1809 zu Plünderungen und schweren Belastungen der Bevölkerung. Als am 7. Oktober 1848 Kaiser Ferdinand mit seinem Hof auf der Flucht vor der Revolution Wien verließ, kam er am 9. Oktober in Hadersdorf an. Die kaiserlichen Majestäten übernachteten im Pfarrhof.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, am 7. April 1945 wurden in Hadersdorf 61 aus der Strafanstalt Stein zuvor entlassene Häftlinge durch eine SS-Einheit ermordet. Sie waren Opfer der sog. Kremser Hasenjagd.