Grafenegg (Haitzendorf)


Gemeinde Grafenegg

Ortsgeschichte

Schloss Grafenegg ist eines der bedeutendsten Werke des romantischen Historismus in Österreich und liegt inmitten eines ausgedehnten Englischen Gartens.

Die Geschichte von Grafenegg reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Vorgänger der späteren Burg und des Schlosses ist ein ehemaliger Sitz in der Ortschaft „Aspersdorf", nach dem sich um 1190 ein Riwinus de Aspinsdorf nennt, ein Gefolgsmann der Grafen von Hardegg. 1294 wird eine Hofstätte und Mühle in „Espersdorf" genannt. Der 1433 genannte hoff zu Esperstorff dürfte bereits der unmittelbare Vorgängerbau der Burg gewesen sein.
Im 15. Jahrhundert wurde die Burg mit dem Dorf ein landesfürstliches Lehen und hieß nach dem Lehensinhaber Georg von Wolfenreut, der sie neu befestigen und ausbauen ließ, Vest New Wolfenreut. Von 1470 bis 1477 war Ulrich von Grafenegg Besitzer der Burg; in dieser Zeit tritt gelegentlich schon der Name „Grafenegg" als Bezeichnung für das Gebäude auf. Infolge seiner Parteinahme für den ungarischen König Matthias Corvinus verlor der Grafenegger seinen Besitz, die Burg wurde von landesfürstlichen Pflegern verwaltet. 1493 gab Friedrich III. Eschpersdorf an Sigmund Prüschenk zu Pfand. Noch einmal wechselte der Name, als Kaiser Maximilian I. Burg und Herrschaft als freies Eigen an Heinrich Prueschenk von Hardegg und Stettenberg verkaufte, der den neu erworbenen Sitz in ein Renaissanceschloss umgestaltete und „Neu-Stettenberg" nannte. Nach 1547 setzte sich schließlich „Grafenegg" endgültig durch.

Grafenegg wurde zum Verwaltungsmittelpunkt mehrerer Landgerichte und einer großen Grundherrschaft. Kirchlich gehörte es zur Pfarre Haitzendorf, die dem Stift Herzogenburg inkorporiert war. 1645 war Grafenegg drei Monate von den Schweden besetzt. Seit 1767 waren die Grafen Breuner-Enkevoirt im Besitz des Schlosses. 1840 begann Graf August Ferdinand Breuner-Enkevoirt das Schloss - vermutlich nach englischen Anregungen - vollständig im Stil des romantischen Historismus umzubauen. Nach fast 50-jähriger Bauzeit wurde der Neubau von seinen Nachkommen 1888 vollendet.

Nach 1945 wurde das Anwesen, das als deutsches Eigentum galt, von den sowjetischen Truppen verwüstet und das Interieur sowie die wertvollen Kunst- und Büchersammlungen, darunter große Teile des Archivs, fast völlig zerstört. Durch umfassende Restaurierungsarbeiten seit 1967 konnten die Prunkräume und die Kapelle wiederhergestellt werden. Im romantischen Ambiente des Schlosses (in Privatbesitz) werden Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und seit 2007 ein klassisches Musik-Festival veranstaltet (Eröffnung der Open-Air-Bühne „Wolkenturm" 2007, des Konzertsaals „Auditorium" 2008).

Mit Bescheid vom 12. Februar 2002 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde – damals noch Etsdorf-Haitzendorf – ein Gemeindewappen: Über geflutetem blauem Schildfuß mit drei silbernen Wellenleisten in Grün eine silberne Ruine mit rechtsstehendem Turm und schwarzen Fensteröffnungen, links begleitet von einem goldenen belaubten Weinstock mit zwei Trauben, auf dem Turm ein auf einem Bein stehender, linksgewendeter silberner Storch, im Schnabel einen goldenen Zweig haltend. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Grün-Gelb wurden genehmigt.