Hardegg


Gemeinde Hardegg

Ortsgeschichte

Hardegg mit der mächtigen mittelalterlichen Burg ist Österreichs kleinste Stadt. Durch die verkehrsferne Lage konnten Burg und Stadt ein romantisches Bild bewahren, das durch den Burgfelsen, das Thayatal und die Stadtbefestigung geprägt ist. In der Stadt waren vom 17. bis zum 19. Jahrhundert Tuchmacher tätig. Ein wichtiger Erwerbszweig war lange Zeit die Perlmutterdrechslerei (Knöpfe), daneben existierte auch eine Pulvermühle.

Die Burg wurde im 12. Jahrhundert Herrschaftszentrum der Grafen von Plain. Sie dürften knapp nach 1100 nach Österreich gekommen sein und mit ihren Gefolgsleuten autonom eine Herrschaft aufgebaut haben. Die Plain-Hardegger zählten in der Folge neben den Kuenringern zu den mächtigsten Adeligen des Landes. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die aus dem 11. Jahrhundert stammende Altburg ausgebaut und es entstand der noch erhaltene, weit vorgelagerte, bergfriedartige Turm. Nach dem Tod Ottos und Konrads von Plain-Hardegg im Kampf gegen die Kumanen 1260 ging die Herrschaft an Berthold von Rabenswalde-Schwarzburg über. Das Herrschaftszentrum verlagerte sich in die von Berthold gegründete Stadt Retz. 1290 wird Hardegg erstmals Stadt - civitas - genannt. Die später barockisierte Pfarrkirche geht im Kern auf das 12. Jahrhundert zurück.

Anfang des 14. Jahrhunderts wurde die Grafschaft Hardegg den Burggrafen von Maidburg (Magdeburg), Neffen Bertholds von Rabenswalde-Schwarzburg, als Reichslehen verliehen (1314). Teile der Herrschaft besaßen auch die oberösterreichischen Grafen von Schaunberg auf Grund eines Erbes, die sie um 1380 in der so genannten Schaunberger Fehde an die Maidburger verloren. Die Burg wurde im 14. Jahrhundert mehrfach umgebaut und verstärkt. Die Umbauten ließen die noch vorhandene mehrhöfige Anlage mit dem großen Bergfried (11 x 8 m) im Zentrum der Burg und den ausgedehnten Zinnenmauern entstehen. Herrschaftsteilungen machten eine Trennung in ein „Vorderes Haus" und ein „Hinteres Haus" mit je einer Kapelle notwendig.

Durch die Grenzlage hatten die Hardegger traditionell enge politische und verwandtschaftliche Beziehungen zu Böhmen. In der Zeit der Hussitenkriege war vermutlich die damit verbundene Gegnerschaft zu hussitischen Adeligen Anlass für das blutige Vorgehen der Hussiten gegen Retz 1425 mit mehr als tausend Toten. Graf Johann von Hardegg wurde gefangen genommen und starb nach fast zweijähriger Gefangenschaft in Prag.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten veranlassten die Maidburg-Hardegger zum Abschluss eines Erbvertrags mit den Habsburgern (1392), der nach dem Tod des letzten Maidburgers 1483 endgültig in Kraft trat. Hardegg war vorübergehend im Pfandbesitz der Grafen von Pösing und gelangte 1495 durch Maximilian I. an Heinrich Prueschenk, der noch im selben Jahr zum Reichsgrafen von Hardegg erhoben wurde. Sein Nachfahre Graf Ferdinand von Prueschenk ist in der Hardegger Pfarrkirche  begraben (Renaissance-Epitaph). Als Kommandant von Raab (Györ) übergab er 1594 die von den Osmanen belagerte Festung nach aussichtslosem Kampf und ohne Hoffnung auf Entsatz mit Zustimmung des Hofkriegsrates den Osmanen und wurde dafür verurteilt und hingerichtet.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte der Verfall der Burg ein. Die Prueschenk-Hardegg verkauften sie an die Grafen von St. Julien, 1730 gelangte sie an die Grafen und späteren Fürsten Khevenhüller. Der Wiederaufbau durch Johann Carl von Khevenhüller 1878 bis 1905, bei dem auch eine Familiengruft und eine Gedächtnisstätte für Maximilian von Mexiko errichtet wurde, trug wesentlich zur Rettung der Burg bei. 

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden nach der Rückgabe der in der Besatzungszeit beschlagnahmten Burg Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Die restaurierten Teile sind für Besucher erschlossen und mit Schausammlungen, dem Maximilian-von-Mexiko-Museum, einer sehenswerten Waffensammlung und heimatkundlichen Exponaten ausgestattet. Eigentümer sind heute die Grafen Pilati GesmbH auf der Riegersburg. Nachkommen der Reichsgrafen von Hardegg (Prueschenk-Hardegg) leben heute in Seefeld-Kadolz.

1975 wurde Hardegg mit den Orten Riegersburg, Felling, Mallersbach, Heufurth, Pleissing, Waschbach, Niederfladnitz und Merkersdorf zur Großgemeinde „Stadt Hardegg" zusammengelegt. Seit 1990 besteht über die Thaya-Brücke wieder eine Verbindung zu Tschechien. Hardegg liegt mitten im grenzüberschreitenden „Nationalpark Thayatal Podyjí", der zum Symbol für die Zusammengehörigkeit der Region entlang der Thaya wurde.